Commerzbank Zielkes gemischte Zwischenbilanz

Commerzbank: Gemischte Zwischenbilanz Quelle: imago images

Die Commerzbank steigert zwar ihren Gewinn deutlich, Konzernchef Martin Zielke rückt aber von wichtigen Zielmarken ab. Warum trotz ordentlichen Zuwachses bei Kunden und Kreditvolumen die Zukunft der Bank offen bleibt.

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Es sei Zeit für eine „Bestandsaufnahme“, sagt Commerzbank-Chef Martin Zielke, als er die aktuellen Geschäftszahlen der Bank präsentiert. Tatsächlich zieht er nach und nach eine erste Bilanz seiner 2016 gestarteten Strategie Commerzbank 4.0 – aber die fällt nicht so rosig aus, wie erhofft. Denn kleckerweise muss Zielke ein strategisches Ziel nach dem anderen kassieren.

Das Ertragsziel von mindestens 9,8 Milliarden Euro bis 2020 hatte Finanzchef Stephan Engels bereits im November gestrichen. Nun allerdings zeigt sich, dass die Bank auch andere wichtige Ziele verpassen wird. Die eigentlich bis 2020 angestrebte Eigenkapitalrendite von sechs bis acht Prozent ist nicht mehr realistisch, sie wird nur „zwischen fünf und sechs Prozent“ liegen, so Engels. Anderes sei mathematisch wohl nicht möglich.

Denn nicht nur die Erträge wachsen nicht so schnell wie gedacht, auch die Kosten sind weiterhin zu hoch. Zwar strebt die Bank ihr Kostenziel von 6,5 Milliarden Euro weiter an, allerdings rückten Zielke und Engels davon ab, bis 2020 eine Kostenquote von 66 Cent je eingenommener Euro zu erreichen.

Weniger Personalabbau, weiter hohe Kosten

Ein Grund für die hoch bleibenden Kosten ist auch, dass die Bank mittlerweile wieder mit einer größeren Zahl an Mitarbeitern rechnet. Lag das ursprüngliche Ziel noch bei 36.000 Mitarbeitern, rechnet die Bank nun mit 38.000. Ein Grund sei, dass die Bank weniger Stellen ausgliedern will als geplant.

Lediglich bei den Zielen zum Kundenwachstum kommt die Bank wie geplant voran, im Privatkundengeschäft hat sie mittlerweile eine Million Nettoneukunden eingesammelt. Gleichzeitig ist allerdings auch hier die Kostenquote gleichbleibend hoch.

Trotz aller Korrekturen sieht sich Martin Zielke auf dem richtigen Weg. „Unsere Strategie ist richtig und funktioniert“, betont er immer wieder. „Wir wachsen bei Kunden, im Kreditvolumen und bei bereinigten Erträgen“, sagt der Commerzbank-Chef. Das Verfehlen der Ziele sei eben auch eine Folge der anhaltenden Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank und des hohen Wettbewerbs in Deutschland.

Der flüchtige Blick auf die jüngsten Zahlen gibt Zielke zunächst recht. Ihren Gewinn hat die Commerzbank auf 865 Millionen Euro nahezu versiebenfacht. Im Vorjahr waren es nur 128 Millionen Euro, weil Kosten für den Umbau des Konzerns das Ergebnis belasteten.

Dividende und steigende Kundenzahlen teuer erkauft

Deshalb zahlt die Bank ihren Aktionären für 2018 erstmals seit 2015 wieder eine Dividende in Höhe von 20 Cent je Aktie. Gut für Anleger: Zielke setzt auf Kontinuität, auch für das laufende Jahr plant die Bank mit einem „Dividendenniveau in ähnlicher Höhe“.

Die Commerzbank steigert ihren Gewinn zwar deutlich, aber Konzernchef Martin Zielke muss ein strategisches Ziel nach dem anderen kassieren. Quelle: imago images

Auch das Tagesgeschäft lief für Commerzbank-Chef Zielke besser. Das operative Ergebnis kletterte um 8,4 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro, die bereinigten Erträge konnte die Bank immerhin um rund fünf Prozent steigern. Im vergangenen Jahr hatte unter anderem der Verkauf des Frankfurter Commerzbank-Turms die Zahlen aufgehübscht.

Auch im Privat- und Firmenkundengeschäft kommt die Bank auf den ersten Blick voran. Allein 2018 sind 420.000 Kunden dazugekommen. Bereinigt um Sondereffekte sind die Erträge leicht um fünf Prozent gestiegen. Allerdings macht die Bank mit ihren vielen neuen Kunden noch nicht mehr Gewinn. Das operative Ergebnis rutschte um 14 Prozent auf 735 Millionen Euro. Das lag unter anderem an höheren Rücklagen für Kreditausfälle, die gebildet werden mussten. Auch die Kosten verharrten auf dem Niveau des Vorjahres. Immer wieder lockt die Commerzbank Neukunden mit Willkommensboni. Commerzbank-Chef Zielke sieht diese Ausgaben für die Kundenakquise allerdings eher als „Investitionskosten“, denn als Betriebskosten. „Die Wachstumsinitiativen zahlen sich sichtbar aus“. Weiterhin rechnen sich die Werbekosten laut Commerzbank nach 18 Monaten.

Aufhübschen für die Fusion?

Auch bei ihren Firmenkunden wächst die Commerzbank und konnte das Kreditvolumen steigern. Das schlägt sich allerdings kaum im Ergebnis nieder. Die Erträge, bereinigt um Sondereffekte, sind um rund 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Schuld sei der hohe Wettbewerb auf dem deutschen Firmenkundenmarkt, teilt die Bank mit. Auch das operative Ergebnis ging um fast sieben Prozent zurück, obwohl die Bank von der weiterhin geringen Risikovorsorge profitierte.

Auch insgesamt profitiert die Bank beim Thema Risikovorsorge. Weil die Wirtschaft in Deutschland 2018 weiter rund lief, muss die Commerzbank weniger Geld für Kreditausfälle vorhalten. Dreht sich das Blatt, könnten die Zahlen schnell schlechter aussehen. Für das laufende Jahr rechnet Finanzchef Stephan Engels mit einem Risikoergebnis von mindestens 550 Millionen Euro. Sollte die Konjunktur sich allerdings schlechter entwickeln als erwartet, würde es für Zielke noch schwieriger, die gesetzten Ziele für 2020 zu erreichen.

Deshalb will Zielke die Bank erneut von rechts nach links drehen und in der Zentrale agile Teams zu einzelnen Themengebieten aufbauen. Als Campus 2.0 will Zielke die IT der Bank noch enger mit den anderen Bereichen verzahnen. Als sogenannte Cluster sollen die Teams abteilungsübergreifend miteinander arbeiten. Die Vorbereitungen dazu laufen, das Projekt soll zur Jahresmitte umgesetzt werden, in jedem Fall noch 2019. Die Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern verlaufe „sehr konstruktiv“, betont der Commerzbank-Chef.

Der Aktienkurs machte angesichts der Commerzbank-Zahlen schon mal einen Freudensprung, der Kurs stieg um mehr als vier Prozent. Aber ansonsten bleibt unklar, was Zielke die vergleichsweise guten Zahlen bei kassierten Zielen bringen. Ist die Commerzbank weiterhin eine größere Sparkasse, deren Erträge und Renditen langfristig alleine nicht ausreichen? Die Spekulationen um eine mögliche Fusion mit der Deutschen Bank reißen zumindest nicht ab. Zuletzt wurde immer deutlicher, dass vor allem der Bund als Anteilseigner das Thema forciert, Finanzminister Olaf Scholz würde den Zusammenschluss zu einer großen deutschen Bank offenbar gerne früher als später sehen. Zumindest die Commerzbank, so könnte man angesichts der Zahlen meinen, ist dabei, ihre Hausaufgaben dafür zu machen. Bund und Aufsicht fordern seit langem, dass beide Banken zunächst ihre eigenen Lasten reduzieren müssen, um überhaupt fusionsfähig zu sein.

Nichtsdestotrotz wäre die Commerzbank wohl in jedem Fall der Junior-Partner bei einer solchen Hochzeit, alles andere dürfte mit der Deutschen Bank nicht zu machen sein. Wie viel Commerzbank dann in einer Deutschen Commerzbank am Ende stecken würde, ist also fraglich. Zielke selber, dem zwischenzeitlich nachgesagt wurde, ein Befürworter einer Fusion zu sein, wollte sich dazu aktuell nicht äußern. Er könne verstehen, dass spekuliert werde. „Äußern werde ich mich aber nicht dazu“, so Zielke. 

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