Corona und Umbau belasten Commerzbank erwartet 2020 rote Zahlen

Ursprünglich wollte die Commerzbank am Mittwoch auch eine neue Strategie inklusive eines verschärften Sparkurses vorstellen, um wieder profitabler zu werden. Das aber ist in weite Ferne gerückt. Quelle: dpa

Eigentlich hatte die Commerzbank zuletzt noch mit einen Gewinn für das laufende Jahr gerechnet. Dieses Ziel ist nun vom Tisch. Schuld sind unter anderem die Auswirkungen von Corona und ein Kredit an Wirecard.

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Die Commerzbank rechnet wegen der Coronapandemie und der Kosten für den Konzernumbau jetzt mit einem Verlust. Grund dafür ist zum einem die erhöhte Prognose für die Risikovorsorge im laufenden Jahr und zum anderen der stärkere Druck auf die Erträge im Firmenkundengeschäft, teilte die Bank am Mittwoch in Frankfurt mit. Zuletzt hatte die Bank noch einen Gewinn angepeilt, dieses Ziel aber angesichts des Umfelds und der Aufwendungen für die Neuausrichtung als „sehr ambitioniert“ eingestuft. Der Konzerngewinn sank unterdessen im zweiten Quartal auf 220 Millionen Euro nach 279 Millionen im Vorjahreszeitraum.

Wie die meisten Konkurrenten musste auch die Commerzbank ihre Vorsorge für Kreditausfälle hochschrauben. Die Risikovorsorge stieg im zweiten Quartal auf 469 (Vorjahr: 178) Millionen - darin enthalten waren 175 Millionen Euro, die die Bank auf einen Kredit an den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard abschreiben musste. Die Commerzbank gilt als einer der größten Gläubiger des seit Juni insolventen Unternehmens aus Aschheim bei München.

Im Gesamtjahr rechnet die Bank nun mit einer Risikovorsorge von 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro - mehr als die bislang erwarteten eine bis 1,4 Milliarden. „Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Kosten senken, um künftige Belastungen abfedern zu können“, sagte Finanzchefin Bettina Orlopp. „So haben wir unser Kostenziel für dieses Jahr weiter verschärft.“ Sie sollen nun leicht unter dem Vorjahresniveau liegen statt auf dem Vorjahresniveau.

Doch die Coronakrise hat nicht nur negative Folgen. So stiegen die Erträge - die gesamten Einnahmen der Bank - vor allem wegen eines regen Wertpapierhandels von Kunden an den Aktienmärkten um sieben Prozent auf 2,28 Milliarden Euro.

Bettina Orlopp gilt als eine interne Kandidatin für die Nachfolge des scheidenden Vorstandschefs Martin Zielke, der Anfang Juli seinen Rücktritt angekündigt hatte, nachdem Investoren seine Ziele als zu wenig ambitioniert kritisiert hatten. Seit Monaten schraubt die Bank an einer Verschärfung des Sparkurses. Finanzkreisen zufolge sehen die jüngsten Pläne den Abbau von insgesamt 10.000 Jobs und die Schließung der Hälfte der 1000 Filialen vor, um die Rendite mittelfristig auf sieben Prozent von zuletzt rund drei Prozent zu heben. Darin enthalten ist der bereits im Herbst 2019 beschlossene Abbau von 4300 Stellen. Ein Teil der Kosten hierfür will die Bank noch in diesem Jahr verbuchen.

Die seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Bank hatte sich erst am Montag ein Stück weit aus der Führungskrise befreit, die mit den Rücktrittsankündigungen von Konzernchef Martin Zielke und Ex-Chefaufseher Stefan Schmittmann Anfang Juli entstanden war. Der frühere Chef der Landesbank Baden-Württemberg, Hans-Jörg Vetter, wurde zum neuen Aufsichtsratschef gewählt und löste Schmittmann ab.

Ursprünglich wollte die Commerzbank am Mittwoch auch eine neue Strategie inklusive eines verschärften Sparkurses vorstellen, um wieder profitabler zu werden. Das aber ist in weite Ferne gerückt. Investoren und Aufsichtsräte pochen auf einen geordneten Prozess: Erst soll die Konzernspitze neu besetzt werden.

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