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Credit Suisse Thiam ist ein Mann des Wandels

Der Wechsel an der Spitze der Credit Suisse ist ein klares Zeichen dafür, dass Banken ihre Geschäftsmodelle grundsätzlich überdenken müssen.

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Tidjane Thiam Quelle: REUTERS

Die mögliche Ablösung Brady Dougans als Chef der Schweizer Großbank Credit Suisse war schon so oft ein Thema, dass sie jetzt schon fast überraschend kommt. Acht Jahre stand der US-Amerikaner an der Spitze des Instituts. Dabei hat er sich durchaus Verdienste erworben. Vor allem kam die Credit Suisse unter seiner Führung weitgehend ungeschoren durch die Finanzkrise ab 2008, was sich vom größeren Rivalen UBS kaum behaupten ließ. Doch aus dieser Position der Stärke hat die Bank zu wenig gemacht, sie tritt auf der Stelle. Die Unzufriedenheit damit lässt  Verwaltungsratspräsident Urs Rohner selbst in der Abschiedsmitteilung durchblicken, in der er Dougan dafür lobt, dass der „die Bank auf Kurs gehalten und schwierigste Herausforderungen gemeistert hat.“ Dass er sie aussichtsreich Richtung Zukunft ausgerichtet hat, steht da nicht. Seine Ausmusterung ist damit ein klares Zeichen dafür, dass die Zeit für Banker, die strategische Neuausrichtungen scheuen, allmählich abgelaufen ist. Sie wird auch in der Deutschen Bank aufmerksam zur Kenntnis genommen werden.   

Für mehr Zukunft soll nun Tidjane Thiam sorgen. Die Berufung des 52-jährigen bisherigen Chefs des britischen Versicherer Prudential ist ein Signal für einen tiefen Wandel. Und das nicht mal so sehr, weil Thiam der erste gebürtige Afrikaner an der Spitze einer internationalen Großbank sein wird. Für Veränderungen spricht vor allem sein bisheriger Lebensweg. Thiam ist kein Investmentbanker wie Dougan. Als Versicherungsmann wird er vermutlich noch deutlicher  auf die Vermögensanlage als wichtigstes Standbein der Credit Suisse setzen und dafür womöglich im Investmentbanking kürzen. Welche Einschnitte es geben wird und ob die so tief wie vor einigen Jahren bei der UBS oder aktuell bei der Royal Bank of Scotland reichen werden, ist natürlich noch offen. Allein die Aussicht jedoch gefällt Investoren, der Kurs der Credit Suisse stieg seit Bekanntgabe der Personalie um acht Prozent.

Dazu trägt sicher auch bei, dass Thiams Wirken bei Prudential höchst erfolgreich war, in den gut fünf Jahren seiner Amtszeit hat sich der Börsenwert des Versicherers ungefähr verdreifacht.  Thiam setzte auf aggressives Wachstum und baute vor allem die Aktivitäten in Asien aus. Dort wollte er 2011 das Geschäft des US-Konkurrenten AIG zu kaufen, wurde aber wegen des angeblich zu hohen Preises von seinen Aktionären ausgebremst. Kurzzeitig stand er deshalb auf der Kippe, doch der weitere Aufschwung ließ Kritiker bald verstummen.

Es wäre der erste echte Dämpfer in einer globalen Karriere gewesen, gegen die selbst der Werdegang des Deutsche-Bank-Chefs Anshu Jain konventionell wirkt. Thiam wurde in eine der einflussreichsten Familien der Elfenbeinküste geboren, er war der erste Staatsangehörige dieses Landes überhaupt der ab 1982 an der französischen Eliteschule École Polytechnique studierte. Nach der Ausbildung arbeitete er bis 1994 bei der Unternehmensberatung McKinsey, dann wechselte er jedoch in die Politik seines Heimatlandes. Als Minister für Planung und Entwicklung trieb er den Bau von Brücken und Kraftwerken voran. 1999 putschte das Militär und verhaftete Thiam für ein paar Wochen. 2000 kehrte er als Partner zu McKinsey zurück, von dort wechselte er 2002 zum Versicherer Aviva und 2007 zuerst als Finanzvorstand zu Prudential. 

Als Bankchef könnte Thiam, ein guter Bekannter des künftigen Allianz-Chefs Oliver Bäte,  erneut auf Einkaufstour gehen, Schweizer Banker rechnen jedenfalls damit, dass die Institute die Stärke des Franken für Zukäufe nutzen werden. Deutschland  steht dabei jedoch wohl kaum im Fokus. Hier hat die Bank erst kürzlich den größten Teil ihrer Vermögensverwaltung verkauft.

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