Deka zu Vorstandswechsel Commerzbank: „Noch eine Baustelle mehr“

Boekhout hatte seinen Vorstandsposten bei dem MDax-Konzern erst am Jahresanfang angetreten. Quelle: dpa

Mit dem Abgang von Firmenkundenchef Roland Boekhout verliert die Commerzbank schon den dritten Vorstand. Jetzt meldet sich die wichtige Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka zu Wort: Sie bedauert den Wechsel.

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Die Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka als wichtiger Commerzbank-Aktionär ist verärgert über den Weggang des Firmenkundenvorstands Roland Boekhout. „Ich finde es schade, dass er geht, er hätte eine wichtige Rolle spielen und die Bank voranbringen können“, sagte Andreas Thomae, Fondsmanager bei der Deka, der WirtschaftsWoche. „Wir bedauern den Wechsel“.

Thomae glaubt, dass Deutschlands zweitgrößter Privatbank dadurch weitere Schwierigkeiten drohen könnten. „Es ist gut möglich, dass der Umbau durch den Weggang schwieriger wird“, sagte er. „Die Commerzbank hat jetzt noch eine Baustelle mehr.“ Thomae hatte erst Ende Oktober in der WirtschaftsWoche gefordert, dass Boekhout bleiben soll. Ein weiterer Beobachter hatte damals bereits gewarnt, noch eine Baustelle aufzumachen, sollte sich die Bank von Boekhout trennen.

Am Dienstag hatte die WirtschaftsWoche berichtet, dass Boekhout das Institut verlassen wird. An diesem Freitag hat die Bank die Meldung per Pressemitteilung offiziell bestätigt, darin heißt es: „Grund für die Trennung sind unterschiedliche Vorstellungen über die künftige strategische Ausrichtung des Firmenkundengeschäfts. Die Bestellung von Roland Boekhout endet damit zum 31. Dezember 2020.“

Boekhout hatte seinen Vorstandsposten bei dem MDax-Konzern erst am Jahresanfang angetreten und galt als Hoffnungsträger und Digitalexperte. Zuvor hatte er für die niederländische Vorzeigebank ING gearbeitet und dort unter anderem die wichtige Deutschlandtochter ING-DiBa geleitet, sein Wechsel zur angeschlagenen Commerzbank galt als Überraschungscoup des Frankfurter Geldkonzerns.

Die Begeisterung über Boekhout war bei wichtigen Insidern innerhalb der Bank in den vergangenen Monaten allerdings merklich abgekühlt, in Frankfurt und Berlin kursieren seit Wochen Gerüchte über sein Ausscheiden. Dem Abgang des Niederländers sind heftige Debatten über die Zukunft des Firmenkundengeschäfts vorausgegangen, über die die WirtschaftsWoche bereits Ende Oktober berichtet hatte.

Im Kern ging es darum, wie groß die Sparte noch sein soll. Boekhout hatte dem Aufsichtsrat Ideen für die Neuaufstellung präsentiert, die die Kontrolleure allerdings nicht richtig überzeugen konnten. Dem Vernehmen nach muss der Streit zwischen Boekhout und dem neuen Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter jetzt eskaliert sein.

Nachfolger von Boekhout soll Michael Kotzbauer werden. Der Aufsichtsrat habe heute beschlossen, Kotzbauer, „aktuell als Bereichsvorstand verantwortlich für die Mittelstandsbank in der Region Mitte-Ost, zum 1. Januar 2021 als neues Vorstandsmitglied für das Segment Firmenkunden zu ernennen“, heißt es in der Pressemitteilung der Commerzbank.


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Mit Boekhout verliert die Commerzbank bereits den dritten Vorstand in diesem Jahr. Anfang Juli hatte der noch amtierende Chef Martin Zielke seinen Rücktritt angekündigt, nachdem der US-amerikanische Großinvestor Cerberus auf eine höhere Rendite gedrängt hatte. Seine Nachfolge tritt im Januar Manfred Knof an, der von der Deutschen Bank kommt und zuvor lange für die Allianz gearbeitet hatte.

Im September war der Abgang des Privatkundenchefs Michael Mandel bekanntgeworden, zuvor war sein Rücktritt gefordert worden. Zudem hatte zeitgleich mit Martin Zielke der Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann angekündigt, die Bank zu verlassen. Anfang August hat der frühere Landesbanker Hans-Jörg Vetter seine Nachfolge angetreten.

Mehr zum Thema: Bis der Vorstandschef Manfred Knof kommt, muss der Aufsichtsrat den Umbau der Commerzbank vorbereiten.

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