
Wohlwollend könnte man die Veränderungen im Vorstand und dem noch wichtigeren Neben-Vorstand Group Executive Comittee der Deutschen Bank so interpretieren: Die designierten beiden Spitzenmänner, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, zeigen Führungsstärke, die Bank wird internationaler.
Weniger wohlwollend: Die Investmentbanker-Fraktion gewinnt noch mehr an Einfluss. Was wiegt schwerer? Nun, die Deutsche Bank, gerade vom angesehenen britischen Branchenblatt „Institutional Investor“ zum besten Brokerhaus Europas gewählt, litt auch bisher – personell und in Sachen Herkunft des Geschäfts - schon nicht an einem Mangel an Internationalität, und auch nicht an zu wenig Einfluss der Investmentbanker-Fraktion.
Im Gegenteil: Erklärtes Ziel der Bank war bisher, den Einfluss des riskanten und schwankungsanfälligen Investmentbankings auf den Gewinn zumindest auszutarieren, zugunsten des stabileren Privatkundengeschäfts. Investmentbanking - neben dem Geschäft mit Fusionen und Börsengängen vor allem der Handel mit Derivaten, Aktien und Anleihen - bringt in guten Jahren Milliardengewinne, inklusive obszön anmutende Boni für die handelnden Akteure, in schlechten Jahren aber Milliardenverluste und unter dem Strich nichts. Abzulesen ist dies an der unsteten langfristigen Gewinnentwicklung und der über Jahre beschämenden Aktienkursentwicklung, von immer möglichen Belastungen der Steuerzahler ganz zu schweigen.





Verpuffter Widerstand
Dass dies in Zukunft anders werden soll, ist nicht zu erkennen. Der wohl besiegelte Abgang des menschlich schwierigen, aber bisher gerade gegenüber Begehrlichkeiten der Investmentbanker widerstandsfähigen Risikovorstands Hugo Bänziger und der Aufstieg von Jain-Vertrauten, deuten eher auf eine noch stärkere Stellung der Investmentbanking-Fraktion hin. Schon einige Zeit gab es in Frankfurt Gerüchte über Querelen im Vorstand. Ackermann, so hieß es, wehre sich dagegen, dass schon vor seinem Abgang und vor Amtsantritt des neuen Führungsteams und des designierten Aufsichtsratschefs Paul Achleitner auf allen Ebenen neue Personalien festgezurrt würden.
Diesen Widerstand hat er aufgegeben. Fitschen und Achleitner, letzterer von seinem Werdegang her Investmentbanker durch und durch, dürften dies mitgetragen haben. Jain und Fitschen haben signalisiert, dass sie jetzt schon zum Handeln in der Lage sind. Führungslos, in einem Machtvakuum durch die Finanz- und Schuldenkrise mäandern, wird die Deutsche Bank in den kommenden Monaten nicht. Das ist, immerhin, die gute Nachricht.