Deutsche Bank Bis auf weiteres zweite Liga

Die Deutsche Bank erzielt einen überraschend hohen Gewinn - und fällt im internationalen Vergleich doch weiter zurück.

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Deutsche Bank CEO John Cryan Quelle: REUTERS

Immerhin: Die Deutsche Bank verdient wieder Geld – und sogar mehr als erwartet. Der gerade für das erste Quartal verkündete Gewinn von 575 Millionen Euro ist mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr und zudem höher als von den meisten Analysten geschätzt. „Ich bin zufrieden mit unserem Start ins Jahr 2017“, erklärte Chef John Cryan denn auch erleichtert.

Und tatsächlich hat er bei der Restrukturierung zuletzt wichtige Erfolge erzielt. Obwohl die Bank gerade erst wieder eine hohe Millionenstrafe in den USA aufgebrummt bekommen hat, dürften die größten Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten mittlerweile abgearbeitet sein.

Und mit der geglückten Kapitalerhöhung in Höhe von acht Milliarden Euro hat die Bank endlich ein solides Fundament eingezogen. Ein Horrorjahr wie 2016, als Sorgen um die Stabilität der Bank weltweit die Märkte alarmierte und den Kurs der Aktie zeitweise unter zehn Euro drückte, droht 2017 sicher nicht.

Umso mehr richtet sich der Blick in die Zukunft. Und dort bleiben etliche Baustellen. Der Umbau im Privatkundengeschäft geht weiter. Zwar hat die Bank einen großen Teil ihrer von ihr selbst für überflüssig erklärten Filialen mittlerweile geschlossen, doch nach dem Scheitern der Börsenpläne ist vor allem die Integration der Postbank eine Mammutaufgabe.

Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen für einen Börsengang eines Teils der Vermögensverwaltung. Und obwohl das Institut Tausende Stellen abgebaut hat, sind die Kosten immer noch hoch. Wichtiger aber ist die Frage, wo die Bank künftig wachsen, wo sie Geld verdienen will.

Dafür muss sie sich weiter fokussieren, auch im Investmentbanking. Hier sind die Erträge gestiegen, wenn auch im Branchenvergleich überschaubar. Im Kapitalmarktgeschäft legten sie um neun Prozent zu, bei Emissionen und Beratung stiegen sie um immerhin fast 30 Prozent.

Offiziell hält die Bank an ihrem globalen Anspruch fest. Einhalten lässt sich der jedoch kaum noch. Jedenfalls nicht im Vergleich mit den großen US-Banken. Die, auch das zeigen die aktuellen Zahlen, bewegen sich längst auf einem ganz anderen Niveau sind bereits weitgehend uneinholbar enteilt. Der Anstieg der Zinsen in den USA und die Aussicht auf eine Lockerung der Regulierung dürften den Abstand noch vergrößern.

Schon im vergangenen Jahr hatten die zehn nach Bilanzsumme größten US-Institute zusammen umgerechnet 116,3 Milliarden Euro verdient, ihre europäische Vergleichsgruppe strich gerade mal 24,5 Milliarden Euro ein. Anfang 2017 hat sich der Trend fortgesetzt. Bei JP Morgan ist der Konzerngewinn von Januar bis März im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent auf mehr als 6,4 Milliarden Dollar gestiegen, Goldman Sachs hat den Überschuss im gleichen Zeitraum auf 2,3 Milliarden Dollar verdoppelt. Blendend lief es auch bei der Bank of America, bei der der Konzerngewinn um satte 44 Prozent auf 4,35 Milliarden Dollar stieg.

Mit derartigem Rückenwind werden die US-Banken ihre ohnehin starke Stellung in Europa und auch in Deutschland weiter ausbauen wollen. Sie können deutlich mehr in Zukunftstechnologien investieren als heimische Wettbewerber. Während die weiter sparen müssen, können die Amerikaner wachsen und dafür auch Personal bei der Konkurrenz abwerben. An der Wall Street ist längst wieder Feierstimmung angesagt, geben die Banker ihre Boni für Partys, Autos und Immobilien aus. In Frankfurt dagegen herrscht weiter erzwungene Askese.

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