Deutsche Bank, Commerzbank & Co. Banken setzen auf Billigtöchter

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Schlechtere Konditionen, weniger Gehalt

Die Servicetochter der Berliner Volksbank etwa bezahlt Altbeschäftigte weiter nach Tarif. Aber für Neuankömmlinge werden meist schlechtere Konditionen mit weniger Gehalt und Urlaub vereinbart. Zudem sind betriebsbedingte Kündigungen laut Arbeitnehmervertretern nun einfacher, denn die Mutterbank muss dafür nur den Umfang der Aufträge reduzieren.

Wie sich der steigende Druck auf die Mitarbeiter äußert, lässt sich bei einer der größten Finanzfabriken des Landes beobachten. Diese trägt den schmucklosen Namen BCB Betriebs-Center für Banken und sitzt in einem ebenso schmucklosen Bürokomplex hinter dem Frankfurter Hauptfriedhof. 2004 von der Postbank ausgegründet, gehört die Servicetochter nach der Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank 2010 nun zum Branchenprimus. Die deutschlandweit 2200 BCB-Mitarbeiter halten den Zahlungsverkehr für Deutsche Bank und Postbank am Laufen, aber auch für die Konkurrenten HypoVereinsbank und HSH Nordbank.

Zweiklassen-Gesellschaft im Büro

Die BCBler checken jeden Morgen an der Stechuhr ein, und die macht einen kleinen, aber feinen Unterschied, der zeigt, wie der Ablauf in den Servicetöchtern auf Effizienz getrimmt wird. Den Mitarbeitern knappst der Arbeitgeber seit 2011 täglich zehn Minuten der erfassten Zeit ab, weil er den Weg zwischen den Stempelstellen an den Eingängen und in der Tiefgarage nicht mehr als Arbeitszeit anerkennt. Gewerkschaft und Arbeitnehmer müssen die Kröte schlucken, weil sonst längere Arbeitszeiten und Urlaubsabzug drohen.

Noch feiern die Gewerkschaften den Schritt als Kompromiss, weil die Deutsche Bank bis Ende des Jahres auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet und bis Ende 2016 Standortgarantien ausgesprochen hat. Doch der Weg in die Zwei-Klassen-Gesellschaft für die Belegschaft ist beschritten, denn den gewünschten Spareffekt erreichen die Banken nicht allein mit Nadelstichen wie der Zehn-Minuten-Minusbuchung, sondern auch durch die Übertragung des Fließbandprinzips aus der Industrieproduktion auf den Finanzsektor.

„In den Servicefabriken zerhacken die Banken die Aufgaben in so kleine Teile, dass sie immer weniger Qualifikation und Verantwortung erfordern“, sagt Verdi-Mann Roach. Die Beschäftigten lassen sich mit dieser Methode auf niedrigeren Gehaltsstufen eingruppieren.

Frei vom Bankentarif sind die Servicetöchter der Commerzbank, die sich in strukturschwachen Regionen wie dem Ruhrgebiet oder in Ostdeutschland angesiedelt haben. Mit vielen der dortigen Mitarbeiter sind flexible Arbeitsverträge vereinbart, bei denen die Regelzeit von 35 Stunden je Woche um bis zu 25 Prozent überschritten werden kann – je nach Arbeitsanfall.

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