Deutsche Bank Kann John Cryan Deutsche Bank?

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Cryan wird von Altlasten ausgebremst

Im ersten Quartal belastete vor allem der schwache Handel das Geschäft der Bank, bisher ist aber offen, welches Geschäftsfeld die Erträge aus dem schwankenden Geschäft ausgleichen sollen. Zumal die Altlasten weiterhin wie Blei in den Bilanzen liegen. Ohne Rechtskosten wäre auch das Segment Global Markets ein Ertragstreiber gewesen.

Cryan mag ein guter Sanierer sein, aber solange er von den Altlasten ausgebremst wird, dürfte er nicht zum erkennbaren Visionär werden. Dass die Aufklärung der Vergangenheit noch lange dauern wird, zeigt sich nun erneut. Wie am Donnerstag bekannt wurde, wird der Deutschen Bank in den USA zusammen mit anderen Banken vorgeworfen, an Preismanipulationen im Anleihenmarkt beteiligt zu sein. John Cryan glaubt zwar, die Bank sei auf einem guten Weg, erwartet aber weitere Kosten für Rechtsstreitigkeiten bis Ende dieses Jahres.

"Im Notfall spannt die Regierung ein Sicherheitsnetz"
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) Quelle: dpa
Martin Wansleben Quelle: dpa
Regierungspolitiker Quelle: REUTERS
John Mack, ehemaliger CEO von Morgan Stanley Quelle: REUTERS
Fondsmanager Marc Hellingrath, Union Investment Quelle: imago images
Christian Gattiker, Chefstratege und Leiter Research bei Julius Bär Quelle: REUTERS

Zu Recht fordern Aktionäre unabhängige Sonderprüfungen gegen Vorstände und Aufsichtsräte, insbesondere gegen Chefkontrolleur Paul Achleitner, dem vorgeworfen wird, zu lange an ehemaligen Vorständen festgehalten zu haben. „Es gilt, den Dingen auf den Grund zu gehen“, erklärte der Anwalt von Aktionärin Lampertz, welche die Sonderprüfung gefordert hatte.

Noch kann sich Cryan hinter seinem Chefkontrolleur Achleitner verstecken. Dieser stand auf der diesjährigen Hauptversammlung klar im Zentrum der Kritik der Aktionäre, viele wollen Achleitner nicht entlasten. Nicht nur der Umgang mit den ehemaligen Vorständen, auch der Weggang des kritischen Wirtschaftsanwalts Georg Thoma aus dem Aufsichtsrat kratzt an Achleitner, der Thoma in den Kreis der Aufseher geholt hatte.    

Wo die Deutsche Bank überall Ärger hat

Das Problem für Cryan: derartige Querelen nehmen beim deutschen Branchenprimus einen viel zu großen Raum ein und belasten das Image, wie Aufsichtsratschef Achleitner am Anfang der Hauptversammlung zu Recht feststellte. Cryan kann also sanieren, das marode IT-System der Bank auf einen neueren Stand bringen und Baustellen beheben – das Image der Bank wird er damit aber nicht retten.

Und die Fantasie der Anleger entfacht er mit Erläuterungen zu Einsparungen und dem anstehenden Stellenabbau auch nicht gerade. Cryan muss nun nicht nur die Altlasten beseitigen, sondern auch noch mit einem deutlich angezählten Chefkontrolleur leben. Gleichzeitig darf er die Zukunftsperspektiven der Bank nicht vernachlässigen. Angesichts dieses Spagats gilt: Es gibt wahrlich leichtere Jobs als den des Deutsche Bank-Chefs.

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