Deutsche Bank Der Untergang ist abgesagt

Die Krise der Deutschen Bank weckt Erinnerungen an die Pleite von Lehman Brothers 2008. Ganz so schlimm ist es nicht, aber es gibt Grund zur Sorge.

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Deshalb wächst die Sorge um Deutschlands größte Bank
Josef Ackermann, Angela Merkel Quelle: AP
Das Bild zeigt den damaligen Bankchef Rolf-E. Breuer nach der Verkündung der Bankers-Trust-Übernahme im Jahr 1998. Quelle: dpa Picture-Alliance
Lehman-Brothers-Mitarbeiter nach der Kündigung 2008 in London. Quelle: REUTERS
Die Folgen der Immobilienkrise Quelle: dpa
Schwaches KerngeschäftNach der Finanzkrise gab es zwei wesentliche Entwicklungen unter globalen Großbanken. Die in den USA beheimateten Institute (Bild: New Yorks Finanzdistrikt) – mit zwangsweiser Staatshilfe versorgt – konnten die Krise beschleunigt hinter sich lassen. Sie wuchsen gar zu neuer Größe. Die andere Gruppe stutzte das Investmentbanking, dass weniger lukrativ wurde und mit weniger Mitarbeitern zu leisten war – und fokussierte sich auf die hauseigene Vermögensverwaltung. Die Deutsche Bank suchte den Mittelweg aus eigener Kraft: keine Staatshilfe, kein großer Strategieschwenk. Die Folge: Dutzende Strafzahlungen etwa wegen Zinsmanipulationen schlugen ins Kontor, während gleichzeitig das Kerngeschäft litt. Quelle: dpa
Riskante Finanzierung Quelle: dpa
Wenig Reserven Quelle: dpa

Einmal im Jahr mutiert der Keller des klotzigen Ronald Reagan Building in Washington zum Zentrum der globalen Finanzelite.
Parallel zur herbstlichen Tagung des Internationalen Währungsfonds IWF findet dort das Treffen des globalen Bankenverbands IIF statt. Für Josef Ackermann war das der Höhepunkt des Jahres. Als Verbandspräsident inszenierte er Auftritte stets als Demonstrationen des Selbstbewusstseins. Als Lektionen des starken Chefs einer starken Deutschen Bank.

Fünf Jahre später taucht John Cryan auf der Rednerliste des IIF nicht auf. Ackermanns Nachnachfolger wird in Washington nur ein paar Kundengespräche führen und dann unauffällig verschwinden. Aufmerksamkeit kann er nicht gebrauchen. Schon dass er am vergangenen Wochenende beim Besuch der New Yorker Oper gesichtet wurde, ist unangenehm. Cryan sah sich mit Kunden Richard Wagners „Tristan und Isolde“ an. Das dramatische Geschehen endet unerfreulich. Am Ende sind beide Protagonisten tot.

Rund um den Globus bilden sich Immobilienblasen, selbst unsichere Staatsanleihen bringen kaum Zinsen. Was zu passieren droht, wenn die Zentralbanken die Zinsen anheben, zeigen wir in dieser Story.

Cryan kämpft ums Überleben der Bank. Seit aus unbekannten Kanälen gestreut wurde, dass das US-Justizministerium wegen zweifelhafter Immobiliendeals umgerechnet 12,5 Milliarden Euro von der Deutschen Bank fordert, steht das Institut im Zentrum eines Sturms. Es geht darum, ob die Zahlung die Bank überfordert und ob im Zweifel der Staat einspringt, um sie zu retten.

Schlimme Erinnerungen

Ihre Schwäche hat die Deutsche Bank angreifbar gemacht. Ihre Kapitalbasis ist vergleichsweise dünn, komplexe Finanzinstrumente machen die Bilanz selbst für Eingeweihte undurchschaubar, Negativzinsen und ein unklares Geschäftsmodell lassen ihre Perspektive zweifelhaft erscheinen. Das ist nicht neu. Doch seit der Nachricht aus den USA ging es rasend schnell bergab.

Entwicklung von Deutsche-Bank-Aktie und Versicherungsprämie (Für eine vergrößerte Ansicht bitte auf die Grafik klicken.)

Aktienkurs und die Prämien für Versicherungen, mit denen sich Gläubiger gegen einen Zahlungsausfall der Bank absichern, signalisieren nichts Gutes. Es droht eine Abwärtsspirale. Kunden könnten der Bank so sehr misstrauen, dass sie ihr Geld abziehen und die Krise damit verschärfen. All das erinnert an die große Finanzkrise, die vor gut neun Jahren mit zunehmenden Zahlungsausfällen amerikanischer Immobilienkäufer begann und im Herbst 2008 mit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers ihren Höhepunkt fand. Ähnlich wie Cryan hatte Lehman-Chef Richard Fuld immer wieder die Solidität des Instituts betont, nur um wenig später von den Tatsachen überholt zu werden.

Mit den bekannt dramatischen Folgen. Das Vertrauen zwischen den Banken erodierte, mit Hunderten von Milliarden stabilisierten die Staaten die strauchelnden Institute. Die Welt taumelte in die Rezession, Aktienkurse brachen dramatisch ein, Anleger erlitten hohe Verluste. Heute fragen sie sich erneut, wo ihr Geld sicher ist.

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