Deutsche Bank Aufsicht sieht offenbar gravierende Mängel bei Entlohnung

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Die Änderungen haben es in sich

Die Änderungen haben es allerdings in sich. So wird der variable Anteil des Gehalts auf die Höhe des Fixgehalts begrenzt, nach einem entsprechenden Hauptversammlungsbeschluss darf er doppelt so hoch liegen. Das ist eine Reaktion auf den bisher ausgebliebenen Wandel. So sind die Bankerboni zwar leicht gesunken. Das lag aber vor allem an den geschrumpften Gewinnen der Banken.

Die neue Grenze trifft vor allem Spitzenverdiener unter den Investmentbankern. So zeigt eine Auswertung der europäischen Aufsicht EBA, dass 2012 bei deutschen Investmentbankern mit mehr als einer Million Euro Verdienst rund drei Viertel als Bonus angefallen sind. Nur bei den wenigen Top-Verdienern im Privatkundengeschäft war das Verhältnis fast ausgeglichen.

Rätseln um Risk Taker

Die Deckelung des Bonus führt allerdings nicht dazu, dass die Gehälter stark sinken werden. „Die Banken haben schon reagiert, indem sie die Fixgehälter anheben“, sagt der Frankfurter Personalberater Andreas Halin. Das gilt zumindest für jene Stars, die glaubhaft machen können, dass sie sonst anderswo glücklich werden. Deren Gehälter dürften sich in der Zusammensetzung ändern, aber kaum absolut.

Die „Eins-zu-eins-Regel“ gilt für alle Beschäftigten deutscher Banken. Berlin ist damit über die EU-Vorgaben hinausgegangen, die nur Banker berücksichtigen, die extrem viel verdienen oder besonders wichtige Jobs haben, die sogenannten Risk Taker. Klar, dass die Branchenverbände nun Wettbewerbsnachteile wittern.

Tatsächlich führt der Sonderweg zu widersprüchlichen Ergebnissen, etwa bei in Deutschland ansässigen ausländischen Investmentbanken. Sind die rechtlich eine deutsche Bank mit eigener Lizenz, müssen sie die Boni sämtlicher Mitarbeiter begrenzen. Sind sie eine Niederlassung ohne eigene Banklizenz, gelten nur die EU-Regeln.

Mit anderen Unklarheiten soll jetzt Schluss sein. Schwammig waren bisher die Regeln bei der Ermittlung der Risk Taker, für die seit 2010 zusätzliche Regeln gelten. Wer dazuzählt, war bislang aber weitgehend den Banken selbst überlassen.

Zahl der Hochverdiener bei Banken nach EU-Land

Entsprechend zurückhaltend waren die bei der Identifizierung. So sank bei der Deutschen Bank die Zahl der Risk Taker 2012 sogar um rund 150 auf 1215, darunter rund 1.100 Investmentbanker. Das ist gut ein Prozent der Gesamtbelegschaft. Nach EBA-Daten sind Hunderte Banker, die mehr als eine Million Euro im Jahr verdienen, nicht als Risk Taker eingestuft. Diese Zurückhaltung ist der Aufsicht ein Dorn im Auge und einer der Hauptgründe für ihre jüngste Bankenschelte.

Die wichtigste Sondervorschrift für Risk Taker betrifft deren Bonus: Der größte Teil muss gestaffelt über Jahre einbehalten werden, an den Erfolg der Bank gekoppelt sein und teilweise verfallen, wenn das Verhalten des Bankers zu erheblichen Verlusten geführt hat. Das klingt einleuchtend, ist aber in der Praxis schwierig umzusetzen. „Viele europäische Regeln sind eher auf angelsächsische Institute zugeschnitten“, sagt sagt Olaf Siebeck, Leiter Grundsatzfragen in der Personalabteilung der genossenschaftlichen DZ Bank. „So müssen nicht börsennotierte Banken wie wir alternative Kennzahlen festlegen, um den nachhaltigen Unternehmenswert zu ermitteln.“

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