Deutsche Bank / DWS Börsengang bringt Fondskunden mehr Vor- als Nachteile

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Aktie oder Fonds?

Nutzt die DWS das Geld aus dem Börsengang für besseres Fondsmanagement?

Die Deutsche Bank muss ihr Eigenkapital aufbessern und will dazu etwa ein Fünftel ihres Aktienbestandes an der DWS an Investoren abgeben. Über eine Börsennotierung der Aktien im Prime Standard der Deutschen Börse sollen der Bank etwa zwei Milliarden Euro zufließen. Bei der DWS kommt aus dem Börsengang hingegen kein Geld an, sie kann den Börsengang nicht nutzen, um etwa einen Wettbewerber zu übernehmen oder das Fondsmanagement zu stärken oder in IT-Projekte zu investieren.

Letztlich finanziert der Börsengang indirekt auch die Boni der Deutsche-Bank-Mitarbeiter. Aber das hat die Vermögensverwaltungssparte auch früher schon immer gemacht. Und sie wird mit ihren Dividendenausschüttungen ja auch weiterhin die Mutterbank erfreuen. Die erhoffte weltweite Expansion nach Asien, die angestrebt wird, weil dort das Vermögensverwaltungsgeschäft stärker wächst als in Europa, muss das Haus aus eigenen Mitteln finanzieren und bekommt kein Startgeld von Börsianern.

Lohnt es sich, die Aktie anstelle eines Fonds zu kaufen?

Das kommt auf die Risikobereitschaft des Anlegers an und seinen Spaß an der Geldanlage. Wer seine Geldanlage lieber Experten überlässt, denen er bei der Auswahl von Aktien und Anleihen mehr zutraut als sich selbst, der kauft einen Fonds und bezahlt den Fondsmanager für seine Arbeit. Wenn das Depot groß genug ist und schon verschiedene andere Aktien enthält, kann es interessant sein, auch die DWS-Aktie hinzuzufügen. Anleger werden nie auf einen Schlag alles Geld von der DWS abziehen. Deshalb ist das Geschäft der DWS relativ konjunkturunabhängig und die Erträge bleiben auch bei einem schwierigen Börsenumfeld relativ stabil.

Was 2018 auf die Deutsche Bank zukommt
John Cryan, Chef der Deutschen Bank Quelle: AP
Investmentbank auf Kurs bringenDer Wertpapierhandel und das Geschäft mit Börsengängen, Fusionen und Übernahmen war einst die Vorzeigesparte der Deutschen Bank. Nach der Finanzkrise und erst recht nach dem Abgang des ehemaligen Star-Investmentbankers Jain sanken jedoch die Erträge und das Institut läuft den großen US-Häusern wie Morgan Stanley und Goldman Sachs hinterher. Die neue Doppelspitze, Marcus Schenck (im Bild) und Garth Ritchie, steht unter Druck, schnell Kunden zurückzugewinnen, die der Bank zuletzt den Rücken gekehrt haben. Quelle: dpa
Unlängst bat das neue Duo die Investoren öffentlich um mehr Geduld; der Umbau der Investmentbank werde noch mehr Zeit - zwei bis drei Jahre - in Anspruch nehmen. Helmut Hipper, Fondsmanager bei Union Investment, einem der größeren Aktionäre der Bank, geht mit dem Geldhaus hart ins Gericht. "Die Deutsche Bank hat bei den Investoren zu hohe Erwartungen geweckt." Die Bank habe sich schlechter geschlagen als die Konkurrenz und müsse nun schnellstens aufholen. "Sonst muss man sich schon fragen: Funktioniert der Business-Plan?" Cryan, Schenck und Ritchie bleibt als Trost, dass sie zuletzt Boden gutmachen konnten. In der jüngsten von Reuters veröffentlichten Weltrangliste von Fusionen und Übernahmen kletterte das Frankfurter Haus auf Platz sechs und war damit die beste Bank, die nicht aus den USA kommt. Auch auf dem Heimatmarkt ging es nach oben. Quelle: dpa
Postbank in den Konzern integrierenWahrscheinlich komplexester Teil der von Cryan im Frühjahr ausgegebenen Strategie ist die Integration der Postbank in den Konzern. Nachdem der Verkauf des Bonner Instituts nicht gelungen war, soll sie nun mit der Privatkundensparte der Mutter verschmolzen werden. Damit entsteht mit rund 20 Millionen Kunden und einem Kundenvermögen von 325 Milliarden Euro ein neuer Riese auf dem deutschen Markt. Mitte 2018 ist die rechtliche Zusammenführung unter einem Dach geplant. Der Fusion der beiden Institute werden in den kommenden Jahren Tausende Stellen zum Opfer fallen, vor allem bei der Postbank - wie viele genau ist noch unklar. Aber die Deutsche Bank hat kurz vor Weihnachten ein Freiwilligenprogramm aus der Taufe gehoben und will zunächst bis zu 1000 Mitarbeiter über Altersteilzeit und Abfindungen loswerden. Kündigungen sind bis 2021 ausgeschlossen. Quelle: dpa
Vermögensverwaltung an die Börse bringenEin weiterer wichtiger Baustein in Cryans Strategie ist der Teil-Börsengang der Vermögensverwaltung, der im ersten Halbjahr 2018 über die Bühne gehen dürfte. Schätzungen von Analysten zufolge könnte der Verkauf von einem Viertel der Aktien der Deutschen Asset Management (DAM) zwei Milliarden Euro bringen. Das erste Feedback potenzieller Investoren fiel verhalten aus, weil sich die Bank über das rechtliche Konstrukt der Kommanditgesellschaft auf Aktien Einfluss auch für den Fall gesichert hat, dass ihr Anteil sinkt. Das Team um DAM-Chef Nicolas Moreau wird noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen, damit der Börsengang ein Erfolg wird. Quelle: dpa
Großaktionäre treffen und bei Laune haltenAuf die ganz persönliche To-do-Liste von John Cryan dürfte Aufsichtsratschef Paul Achleitner (im Bild) für das kommende Jahr Treffen mit den Großaktionären geschrieben haben. Das Emirat Katar, der hierzulande misstrauisch beäugte chinesische Mischkonzern HNA, der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock und der US-Investor Cerberus wollen umgarnt werden, damit sie bei der Stange bleiben. Nachdem Cryan unlängst schon Ärger mit Achleitner bekam, weil er es terminlich nicht schaffte, zum Antrittsbesuch bei den Chinesen vorbeizuschauen, sollte ihm ein solcher Fauxpas 2018 nicht nochmal passieren. Zu deutlich wurde seitens der großen Geldgeber schon Kritik an Cryan laut als das Achleitner diese überhören könnte. Aus dem Umfeld eines der größeren Anteilseigner sind deshalb warnende Töne zu hören - wenn auch hinter vorgehaltener Hand: "Achleitner hat einen Pakt mit den Großinvestoren geschlossen und wenn die ihm sagen, er soll Cryan fallenlassen, dann wird er das auch tun." Quelle: dpa

Der DWS-Aktienkurs wird sich aber weitgehend wie die Aktienmärkte entwickeln, denn aus ihnen saugt auch die DWS noch am meisten Honig. Von den Nettogewinnen will die DWS künftig bis zu Dreiviertel als Dividende an Aktionäre auszahlen. Das ist attraktiv. Verluste am Aktienmarkt könnten ansonsten eher noch der Immobilienmarkt als der Rentenmarkt ausgleichen.

Noch steht der Preis der Aktie nicht fest. Aktuell bezahlen Anleger das 19-fache des für dieses Jahr erwarteten Gewinns für BlackRock. Bei einer vernünftigen Bewertung erhält ein Anleger quasi ein Investment, das ähnlich einem Index die Kapitalmarktsituation widerspiegelt. Die Aktie ist wie ein Index, aber ohne Verwaltungskosten. Und vor Managementfehlern sind Aktienanleger ebenso wie Fondsanleger nicht gefeit.

Leiden wird der DWS-Aktienkurs, wenn prominente Fondsmanager sich verabschieden sollten. Der Weggang von Henning Gebhardt im Jahr 2016, der jahrzehntelang das Gesicht der DWS für Deutsche Aktien war, hätte dem Aktienkurs geschadet. Gebhardt managt seit 2017 Fonds für Berenberg. Aktionäre müssen sich aber darüber im Klaren sein, dass sie zunächst nur Geldgeber für die Deutsche Bank sind und kein Finanzierer eines neuen Wachstums oder von Zukäufen bei der DWS sind. Die Deutsche Bank wird mit dem Emissionserlös ihre über Jahre desaströse Bilanz aufpolieren. Bei einer weiteren Kapitalerhöhung wäre es vielleicht für sie schwieriger geworden, erneut Geld von Investoren anzulocken. Das Geld könnte in diesem Fall bei der DWS langfristig besser aufgehoben sein als bei der Deutschen Bank.

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