Nutzt die DWS das Geld aus dem Börsengang für besseres Fondsmanagement?
Die Deutsche Bank muss ihr Eigenkapital aufbessern und will dazu etwa ein Fünftel ihres Aktienbestandes an der DWS an Investoren abgeben. Über eine Börsennotierung der Aktien im Prime Standard der Deutschen Börse sollen der Bank etwa zwei Milliarden Euro zufließen. Bei der DWS kommt aus dem Börsengang hingegen kein Geld an, sie kann den Börsengang nicht nutzen, um etwa einen Wettbewerber zu übernehmen oder das Fondsmanagement zu stärken oder in IT-Projekte zu investieren.
Letztlich finanziert der Börsengang indirekt auch die Boni der Deutsche-Bank-Mitarbeiter. Aber das hat die Vermögensverwaltungssparte auch früher schon immer gemacht. Und sie wird mit ihren Dividendenausschüttungen ja auch weiterhin die Mutterbank erfreuen. Die erhoffte weltweite Expansion nach Asien, die angestrebt wird, weil dort das Vermögensverwaltungsgeschäft stärker wächst als in Europa, muss das Haus aus eigenen Mitteln finanzieren und bekommt kein Startgeld von Börsianern.
Lohnt es sich, die Aktie anstelle eines Fonds zu kaufen?
Das kommt auf die Risikobereitschaft des Anlegers an und seinen Spaß an der Geldanlage. Wer seine Geldanlage lieber Experten überlässt, denen er bei der Auswahl von Aktien und Anleihen mehr zutraut als sich selbst, der kauft einen Fonds und bezahlt den Fondsmanager für seine Arbeit. Wenn das Depot groß genug ist und schon verschiedene andere Aktien enthält, kann es interessant sein, auch die DWS-Aktie hinzuzufügen. Anleger werden nie auf einen Schlag alles Geld von der DWS abziehen. Deshalb ist das Geschäft der DWS relativ konjunkturunabhängig und die Erträge bleiben auch bei einem schwierigen Börsenumfeld relativ stabil.
Der DWS-Aktienkurs wird sich aber weitgehend wie die Aktienmärkte entwickeln, denn aus ihnen saugt auch die DWS noch am meisten Honig. Von den Nettogewinnen will die DWS künftig bis zu Dreiviertel als Dividende an Aktionäre auszahlen. Das ist attraktiv. Verluste am Aktienmarkt könnten ansonsten eher noch der Immobilienmarkt als der Rentenmarkt ausgleichen.
Noch steht der Preis der Aktie nicht fest. Aktuell bezahlen Anleger das 19-fache des für dieses Jahr erwarteten Gewinns für BlackRock. Bei einer vernünftigen Bewertung erhält ein Anleger quasi ein Investment, das ähnlich einem Index die Kapitalmarktsituation widerspiegelt. Die Aktie ist wie ein Index, aber ohne Verwaltungskosten. Und vor Managementfehlern sind Aktienanleger ebenso wie Fondsanleger nicht gefeit.
Leiden wird der DWS-Aktienkurs, wenn prominente Fondsmanager sich verabschieden sollten. Der Weggang von Henning Gebhardt im Jahr 2016, der jahrzehntelang das Gesicht der DWS für Deutsche Aktien war, hätte dem Aktienkurs geschadet. Gebhardt managt seit 2017 Fonds für Berenberg. Aktionäre müssen sich aber darüber im Klaren sein, dass sie zunächst nur Geldgeber für die Deutsche Bank sind und kein Finanzierer eines neuen Wachstums oder von Zukäufen bei der DWS sind. Die Deutsche Bank wird mit dem Emissionserlös ihre über Jahre desaströse Bilanz aufpolieren. Bei einer weiteren Kapitalerhöhung wäre es vielleicht für sie schwieriger geworden, erneut Geld von Investoren anzulocken. Das Geld könnte in diesem Fall bei der DWS langfristig besser aufgehoben sein als bei der Deutschen Bank.