Sind schon Fondsgesellschaften an der Börse?
Die angelsächsischen Konkurrenten der DWS sind häufig börsennotiert wie Blackrock, Schroders, Standard Life Aberdeen, Janus Henderson, Jupiter, Franklin Resources oder GAM. Auch die französische Amundi ist börsennotiert. Der Kurs der Aktie des weltweit größten Vermögensverwalters Blackrock hat sich seit 2013 verdoppelt. Damit ist die Aktie für Anleger bisher lukrativer gewesen als so mancher von Blackrock angebotene Fonds oder Indexnachbau (ETF).
Bei börsennotierten Fondsgesellschaften können die Mitarbeiter als Aktionäre besser am Erfolg beteiligt werden und sitzen mit den Anlegern im gleichen Boot. Machen sie einen guten Job und steigern das Anlegervermögen, steigen die Einnahmen der Fondsgesellschaft aus der jährlichen Verwaltungsvergütung. Üblicherweise legt dann der Aktienkurs zu. Bislang ist nicht zu beobachten, dass die Vermögensverwalter dadurch Nachteile hätten oder eine für Vermögensverwalter sinnvolle langfristige Anlageperspektive der Quartalsberichterstattung zum Opfer fällt.
Was allerdings auffällt: Unter den börsennotierten Fondshäusern haben sich mit Aberdeen und Standard Life sowie Janus und Henderson kürzlich vier namhafte zusammengeschlossen. Doch eine Übernahme der DWS ist ausgeschlossen. Beim Börsengang behält die Deutsche Bank weiterhin die Mehrheit und das Sagen. Großanleger kritisieren, dass der Einfluss der Deutschen Bank so groß bleibt. Durch die gewählte Rechtsform als Kommanditgesellschaft auf Aktien sei die Aktie uninteressanter, meinen manche. Andererseits hat diese Rechtsform auch dem Aktienkurs von Henkel nicht geschadet. Professionelle Anleger zucken teilweise zurück, weil sie nicht unbedingt Investments suchen, die wie der Aktienmarkt reagieren und damit eine Wette auf den Markt sind, den aktive Fondsmanager ja eigentlich schlagen wollen.
Was bedeutet es für die Fondsanleger, wenn die Fondsgesellschaft börsennotiert ist?
Die Fondsgesellschaft wird dadurch transparenter. Einnahmen und Ausgaben, Investitionen ins Geschäft, all das wird künftig auch für die DWS veröffentlicht. Bislang konnte die Deutsche Bank die genauen Zahlen ihrer Perle in einem selbst zugeschnittenen Bereich verstecken. Weniger produktive Bereiche konnten sich hinter den guten Zahlen verstecken.
Das geht jetzt nicht mehr. So wurde bereits bei der ersten Vorstellung der DWS-Zahlen Ende 2017 bekannt, wo die Gewinnbringer der DWS liegen: Es ist das Aktienfondsmanagement mit aktiv gemanagten Fonds. Sie machen zwar nur 14 Prozent der verwalteten Gelder aus, aber erzielten in den ersten neun Monaten 2017 immerhin 31 Prozent der gesamten Umsätze von 1,9 Milliarden Euro. Weniger profitabel ist das "passive" Aktienfondsmanagement mit den Indexfonds (ETF). Sie liegen zwar mit 15 Prozent des verwalteten Vermögens etwa gleichauf mit den aktiven Aktienfonds, erzielen aber nur 10 Prozent der Gesamtumsätze.
Das muss die Deutsche Bank 2018 alles meistern
Der Wertpapierhandel und das Geschäft mit Börsengängen, Fusionen und Übernahmen war einst die Vorzeigesparte der Deutschen Bank. Nach der Finanzkrise und erst recht nach dem Abgang des ehemaligen Star-Investmentbankers Anshu Jain sanken jedoch die Erträge und das Institut läuft den großen US-Häusern hinterher. Die neue Doppelspitze aus Marcus Schenck und Garth Ritchie steht unter Druck, schnell Kunden zurückzugewinnen. Unlängst bat das neue Duo die Investoren öffentlich um Geduld; der Umbau der Investmentbank werde noch zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen.
Helmut Hipper, Fondsmanager bei Union Investment, einem der größeren Aktionäre der Bank, geht hart ins Gericht: "Die Deutsche Bank hat bei den Investoren zu hohe Erwartungen geweckt." Sie habe sich schlechter geschlagen als die Konkurrenz und müsse nun schnellstens aufholen. "Sonst muss man sich schon fragen: Funktioniert der Business-Plan?"
Wahrscheinlich komplexester Teil der von Cryan im Frühjahr ausgegebenen Strategie ist die Integration der Postbank. Nachdem der Verkauf des Bonner Instituts nicht gelungen war, soll sie nun mit der Privatkundensparte der Deutschen Bank verschmolzen werden. Damit entsteht mit rund 20 Millionen Kunden und einem Kundenvermögen von 325 Milliarden Euro ein neuer Riese auf dem deutschen Markt.
Mitte 2018 ist die rechtliche Zusammenführung geplant. Der Fusion werden in den kommenden Jahren Tausende Stellen zum Opfer fallen, vor allem bei der Postbank - wie viele ist noch unklar. Aber die Deutsche Bank hat kurz vor Weihnachten ein Freiwilligenprogramm aus der Taufe gehoben und will zunächst bis zu 1000 Mitarbeiter über Altersteilzeit und Abfindungen loswerden. Kündigungen sind bis 2021 ausgeschlossen.
Ein weiterer wichtiger Baustein in Cryans Strategie ist der Teil-Börsengang der Vermögensverwaltung, der im ersten Halbjahr 2018 über die Bühne gehen dürfte. Schätzungen von Analysten zufolge könnte der Verkauf von einem Viertel der Aktien der Deutschen Asset Management (DAM) zwei Milliarden Euro bringen.
Das erste Feedback potenzieller Investoren war verhalten, weil sich die Bank über das rechtliche Konstrukt der Kommanditgesellschaft auf Aktien Einfluss auch für den Fall gesichert hat, dass ihr Anteil sinkt. Das Team um DAM-Chef Nicolas Moreau wird einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen, damit der Börsengang ein Erfolg wird.
Auf Cryans persönliche To-do-Liste dürfte Aufsichtsratschef Paul Achleitner für 2018 Treffen mit den Großaktionären geschrieben haben. Das Emirat Katar, der hierzulande misstrauisch beäugte chinesische Mischkonzern HNA, der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock und der US-Investor Cerberus wollen umgarnt werden. Nachdem Cryan unlängst schon Ärger mit Achleitner bekam, weil er es terminlich nicht schaffte, zum Antrittsbesuch bei den Chinesen vorbeizuschauen, sollte ihm ein solcher Fauxpas nicht nochmal passieren. Zu deutlich wurde seitens der großen Geldgeber schon Kritik an Cryan laut als das Achleitner diese überhören könnte.
Aus dem Umfeld eines der größeren Anteilseigner sind deshalb warnende Töne zu hören - wenn auch hinter vorgehaltener Hand: "Achleitner hat einen Pakt mit den Großinvestoren geschlossen und wenn die ihm sagen, er soll Cryan fallenlassen, dann wird er das auch tun."
Ebenfalls hochprofitabel für die Fondsgesellschaft ist das Geschäft mit so genannten "Alternatives", zu denen etwa die Immobilienfonds zählen. Elf Prozent der Gelder machen diese "Alternatives" aus, aber kommen ebenfalls auf hohe 25 Prozent Anteil an den Umsätzen aus der Verwaltungsvergütung. Fondskosten und damit Erträge für die Fondsgesellschaft rauf, Qualität runter, damit der Aktionär zufrieden ist? Das wird bei der starken Konkurrenz am Markt nicht funktionieren. Zu hohe Kosten der Fonds ruinieren die Wertentwicklung. Und die heutige Transparenz bei den Kosten und Vorschriften bei der Beratung werden dazu führen, dass es schwerer sein wird, teure Fonds zu verkaufen. Eine Fondsgesellschaft, die auf längere Sicht ihre Fondsanleger vernachlässigt, bekommt große Probleme am Markt. Wenn die Leistung nicht stimmt, sinken die Mittelzuflüsse.
Künftig werden zahlreiche Aktienanalysten genau beobachten, wo die Schwachstellen der DWS sind. Das ist auch für Fondsanleger interessant. Letztlich muss den Aktionären daran gelegen sein, dass die Fondsanleger gut bedient werden. Sonst könnten wichtige Vertriebskanäle wie die DVAG sich nach anderen Anbietern umsehen. Etwa ein Drittel des verwalteten Vermögens stammt von freien Finanzvertrieben wie der DVAG und Vermittlern. Aus dem Deutsche Bank-Netzwerk kommen hingegen nur etwa 12 Prozent der bei der DWS angelegten Gelder, nach Zahlen vom September 2017. Komplett abhängig von ihrer Mutter ist die DWS im Vertrieb also nicht.