Deutsche Bank Was läuft schief, Herr Achleitner?

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"Es geht um die Zukunft der Deutschen Bank, nicht um die von Individuen"

Das scheint schwer, das Vertrauen in Fitschen und Jain hat auch bei Investoren gelitten. Für die kommende Hauptversammlung empfehlen einflussreiche Aktionärsberater wie ISS, den Vorstand nicht zu entlasten.

Es ist legitim, dass die Eigentümer ihre Bedenken, Einschätzungen und Empfehlungen dort äußern. Das ist schließlich der Sinn einer Hauptversammlung. Wir profitieren davon, wenn wir uns mit anderen Meinungen auseinandersetzen.

Jain und Fitschen haben die meisten ihrer für 2015 ausgegebenen Ziele verfehlt. Was spricht noch für sie?

Die Frage werden die beiden Co-Vorstandsvorsitzenden bei der Hauptversammlung selbst beantworten.

Sie haben die beiden Co-Chefs immer gestützt. Halten Sie sie weiter für die richtigen?

Ich werde keine Personaldiskussion mit Ihnen führen, weder in die eine noch in die andere Richtung. Unsere Aufgabe als Aufsichtsrat besteht darin, alle Entwicklungen kritisch zu begleiten und zur richtigen Zeit die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Würden Sie gerne mit Jain und Fitschen weitermachen?

Wir arbeiten gemeinsam daran, dass es uns gelingt, wieder eine respektierte und geachtete Bank zu sein.

Das klingt nicht so, als ob die beiden unersetzbar wären.

Wer ist das schon? Es geht bei diesen Fragen um die Zukunft der Institution Deutsche Bank, nicht um die von Individuen. Mit unserer neuen Strategie haben wir gezeigt, wo die Reise hingehen soll. Jetzt gilt es, diese erfolgreich umzusetzen.

Jürgen Fitschen steht derzeit wegen versuchten Prozessbetrugs im Kirch-Verfahren in München vor Gericht. Warum halten Sie an ihm fest?

Wir beobachten und beurteilen den Fortgang des Verfahrens gewissenhaft. Das tun wir ganz nüchtern, ohne Rücksicht auf persönliche Wünsche und Sympathien. Mein Vertrauen in den Rechtsstaat ist so groß, dass ich von einem richtigen Urteil ausgehe. Natürlich würden wir uns freuen, wenn am Ende ein Freispruch steht.

Altlasten wie der Kirch-Prozess belasten das Erscheinungsbild der Deutschen Bank. Vom Anspruch, wieder ein respektiertes Unternehmen zu werden, ist die Bank weit entfernt.

Die Lasten aus der Vergangenheit überdecken, was wir schon erreicht haben. Die Bank ist heute viel stabiler, es gibt mehr Kontrollen, und auch kulturell hat sich vieles zum Guten verändert. Wie arbeiten systematisch und hart daran, uns weiter zu verbessern und Altlasten kontinuierlich zu beseitigen.

Da haben Sie noch viel zu tun. Die britischen und US amerikanischen Aufseher haben gegen die Deutsche Bank nicht nur die höchste Strafe wegen der Manipulation von Referenzzinsen wie dem Libor verhängt, sondern auch den mangelhaften Willen zur Aufklärung kritisiert.

Wir müssen unterscheiden, ob es um individuelles Fehlverhalten oder technische Mängel geht. Dass die Bank technisch nicht alle Anforderungen immer unmittelbar erfüllen konnte, ist sehr bedauerlich. Eine aktive Blockadehaltung hat der Aufsichtsrat bisher nicht erkennen können. Dann hätte es entsprechende personelle Konsequenzen gegeben.

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