Deutsche Bank Faule Hypotheken-Deals kosten 7 Milliarden Dollar

Die Deutsche Bank einigt sich im US-Hypothekenstreit. Der Vergleich bringt eine verhältnismäßig niedrige Strafzahlung. Trotzdem kommen die umstrittenen Hypothekengeschäfte in den USA das Institut teuer zu stehen.

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Deshalb wächst die Sorge um Deutschlands größte Bank
Josef Ackermann, Angela Merkel Quelle: AP
Das Bild zeigt den damaligen Bankchef Rolf-E. Breuer nach der Verkündung der Bankers-Trust-Übernahme im Jahr 1998. Quelle: dpa Picture-Alliance
Lehman-Brothers-Mitarbeiter nach der Kündigung 2008 in London. Quelle: REUTERS
Die Folgen der Immobilienkrise Quelle: dpa
Schwaches KerngeschäftNach der Finanzkrise gab es zwei wesentliche Entwicklungen unter globalen Großbanken. Die in den USA beheimateten Institute (Bild: New Yorks Finanzdistrikt) – mit zwangsweiser Staatshilfe versorgt – konnten die Krise beschleunigt hinter sich lassen. Sie wuchsen gar zu neuer Größe. Die andere Gruppe stutzte das Investmentbanking, dass weniger lukrativ wurde und mit weniger Mitarbeitern zu leisten war – und fokussierte sich auf die hauseigene Vermögensverwaltung. Die Deutsche Bank suchte den Mittelweg aus eigener Kraft: keine Staatshilfe, kein großer Strategieschwenk. Die Folge: Dutzende Strafzahlungen etwa wegen Zinsmanipulationen schlugen ins Kontor, während gleichzeitig das Kerngeschäft litt. Quelle: dpa
Riskante Finanzierung Quelle: dpa
Wenig Reserven Quelle: dpa

Ihre Tricksereien auf dem amerikanischen Immobilienmarkt kosten die Deutsche Bank mehr als sieben Milliarden Dollar. Davon muss das Institut zunächst aber nur 3,1 Milliarden zahlen, wie es in der Nacht zum Freitag nach einer Grundsatzeinigung mit dem US-Justizministerium bekanntgab. Das dürfte Deutschlands größtes Geldhaus aus eigener Kraft schaffen. Der Rest der Summe wird in den kommenden Jahren in Form von Verbraucherentschädigungen fällig. Die Vergleichsverhandlungen liefen seit September auf Hochtouren. Bankchef John Cryan hatte sich persönlich eingeschaltet, um das Schlimmste abzuwenden. Denn ursprünglich hatte eine Rekordstrafe von 14 Milliarden Dollar im Raum gestanden. Das sorgte an den Finanzmärkten zeitweise für Panik, die Aktie stürzte ab und Kunden liefen in Scharen davon. Denn die Reserven der Bank, die mitten in der Sanierung steckt, sind knapp.

Wo die Deutsche Bank überall Ärger hat

Auch jetzt ist die Unsicherheit noch nicht komplett gebannt. Die Deutsche Bank will den Hypothekenstreit zwar unbedingt noch mit der scheidenden US-Regierung von Barack Obama beilegen, wie Insider zur Nachrichtenagentur Reuters sagten. Doch das Geldhaus musste einräumen, dass die Tinte noch nicht trocken ist - auch wenn für das Schlussquartal schon jetzt eine Milliardenbelastung erwartet wird: "Es gibt keine Garantie, dass sich das US-Justizministerium und die Bank darauf einigen werden." Das US-Justizministerium äußerte sich zunächst nicht zu dem Fall.

Offenbar hatten die Entwicklungen bei Barclays den Druck erhöht, zumindest eine Grundsatzeinigung bekanntzugeben: Die britische Großbank wird wegen ähnlicher Vorwürfe von der US-Seite nun verklagt, weil sie sich deren Strafforderungen nicht beugen wollte.

Der Hypothekenstreit ist eine der größten Altlasten der Deutschen Bank. Die Aufsichtsbehörden sehen es als erwiesen an, dass das Institut vor der Finanzkrise auf dem amerikanischen Immobilienmarkt unsaubere Geschäfte machte: Es bündelte faule Hypotheken in hochkomplexe Wertpapiere, die mit dem Einbruch auf dem US-Häusermarkt 2007 auf einen Schlag wertlos wurden und bei vielen Anlegern zu hohen Verlusten führten. Während die Bank die Papiere als sicheres Investment verkaufte, wettete sie intern längst auf den großen Crash, wie 2011 aus einem vernichtenden Untersuchungsbericht des US-Senats hervorging.

Die US-Behörden haben das Hypothekenthema seither akribisch aufgearbeitet. Zunächst wurden wegen ähnlicher Geschäftspraktiken die heimischen Finanzinstitute belangt und mussten hohe Strafen abdrücken, jetzt sind die europäischen Investmentbanken an der Reihe. Neben der Deutschen Bank und Barclays befanden sich zuletzt etwa Credit Suisse und die Royal Bank of Scotland in der Warteschleife.

Die Deutsche Bank hat nun zumindest Klarheit, wie schmerzhaft es wird. Für alle Rechtsstreitigkeiten - und die Liste ist lang - hatte das Institut per Ende September knapp sechs Milliarden Euro zurückgestellt. Finanzkreisen zufolge war davon weniger als die Hälfte für den Hypothekenstreit reserviert. Mit anderen Worten: Die Bank muss hier noch eine Schippe drauflegen, was sie im laufenden Schlussquartal auch tut: Sie erwartet allein durch die Zivilbuße eine Ergebnisbelastung vor Steuern von 1,17 Milliarden Dollar.

Das sagten Experten zur drohenden US-Strafe für die Deutsche Bank (vor der Entscheidung)

Neben der Strafzahlung sollen 4,1 Milliarden Dollar als Erleichterungen für die US-Verbraucher bereitgestellt werden, und zwar über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren. Hier hat die Bank also keinen unmittelbaren Druck. "Ob die Erleichterungen für Verbraucher finanzielle Auswirkungen haben, hängt von den endgültigen Bedingungen des Vergleichs ab. Derzeit wird daraus kein wesentlicher Einfluss auf das Ergebnis des Geschäftsjahres 2016 erwartet", teilte die Bank mit.

Eine Kapitalerhöhung, über die Analysten immer wieder spekulieren, scheint damit zunächst kein Thema zu sein. Die Bank selbst wollte sich dazu nicht äußern. Vorstandschef Cryan hatte immer wieder betont, dass er diesen Weg unbedingt vermeiden will. Die Deutsche Bank hat aber auch noch andere große Rechtsstreitigkeiten offen, die sie zeitnah abarbeiten will und die sehr teuer werden könnten: der Geldwäsche-Skandal in Russland, mutmaßliche Sanktionsverstöße bei Iran-Geschäften und Manipulationen auf dem billionenschweren Devisenmarkt.

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