Deutsche Bank Der Untergang ist abgesagt

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Gezielte Indiskretion

Tatsächlich ist die Lage unübersichtlich. Viele Fragen wirft etwa das Leck in den USA auf.
Bei keiner anderen Bank war die Anfangsforderung des Finanzministeriums vorab bekannt geworden. Nicht nur deren Führungsriege geht von einer gezielten Indiskretion aus. Offen ist deren Motivation. Die Aufsicht könnte die Information gezielt weitergegeben haben, um auf die desolate Verfassung der Bank hinzuweisen und ein Gegensteuern zu erzwingen, heißt es.

Politiker nutzen die Chance, um in die empörte Rhetorik der Krisenjahre zu verfallen. Allen voran Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Am Wochenende teilte er auf einer Reise in den Iran kräftig gegen die Deutsche Bank aus. Schon am Freitag davor hatte er vor Stahlkochern im saarländischen Dillingen einen Probelauf absolviert: „Es gibt ein schönes Beispiel in diesen Tagen, das zeigt, wohin man kommt, wenn man die fixe Idee hat, aus Geld könne man Geld machen und müsse nicht mehr richtig arbeiten“, sagt der am Rednerpult stehende Minister. „Heute hat der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank erklärt, der katastrophale Weg der Deutschen Bank sei die Schuld der Spekulanten.“ Gabriel legt eine Kunstpause ein, im Publikum regen sich erste Lacher. „Ich vermute, er hat recht.“ Kunstpause. „Aber er ist natürlich der Anführer der obersten Spekulanten. Das sind Leute, die dieses Land und Europa und die halbe Welt fast in den Untergang geführt haben.“

Droht nun der Deutschen Bank selbst der Untergang? Das Institut ist dramatisch schwach, aber nicht so hinfällig, wie es Lehman Brothers war. Ein Kollaps ist äußerst unwahrscheinlich, im Zweifel würde wohl der Staat einspringen, und selbst wenn er die Bank fallen ließe, dürften die Folgen nicht so unabsehbar sein wie vor acht Jahren.

Zuletzt hat sich die Erkenntnis auch an den Märkten durchgesetzt. Zwar stellte sich die Meldung über einen günstigen Vergleich mit den US-Behörden als falsch heraus. Trotzdem erholte sich die Aktie relativ deutlich. Forderungen von Großaktionären nach einer Fusion der Bank halfen dabei. Der Untergang, so scheint es, ist erst mal abgesagt. Die Probleme aber bleiben.

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