Deutsche Bank HNA Group will Beteiligung ausbauen

Ein Mischkonzern aus China drängt ins Finanzgeschäft. Die HNA Group tat sich zuletzt durch Zukäufe in Deutschland und der Schweiz hervor. Ihre Schwerpunkte lagen bisher in der Luftfahrt und Logistikbranche.

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Deutsche Bank: Die chinesische HNA Group will ihre Beteiligung ausbauen. Quelle: dpa

Das Kürzel HNA ist in der Finanzwelt noch nicht sonderlich bekannt. Doch spätestens seit dem Einstieg des chinesischen Mischkonzerns bei der Deutschen Bank wird der Branche klar, dass sie mit der HNA Group rechnen muss. Der neue Großaktionär will seine aktuelle Beteiligung Insidern zufolge noch ausbauen. Nachdem die Gruppe mit Milliardeninvestitionen in die Luftfahrt- und Reisebranche sowie Logistik groß geworden ist, wendet sie sich nun verstärkt den Bereichen Vermögensverwaltung und Verbraucherkrediten zu.

HNA gehört zu den chinesischen Unternehmen, die sich auf einer großangelegten Einkaufstour befinden. Nicht nur im Reich der Mitte, sondern gerade auch im Ausland legen sie für Übernahmen viel Geld auf den Tisch, um ihre Position in fremden Märkten zu stärken und sich wertvolles Know-how zu sichern. Europa und insbesondere Deutschland gelten dabei als attraktive Ziele. Allein im vergangenen Jahr unterzeichnete HNA Deals im Wert von 20 Milliarden Dollar. Dazu zählte der Einstieg bei der Hotelgruppe Hilton und die Übernahme des US-Elektronikgroßhändlers Ingram Micro.

Bekannt ist die nicht-börsennotierte Gesellschaft ursprünglich für ihre Tochter Hainan Airlines. Im Luftfahrt- und Reisegeschäft hat der Konzern in der Schweiz und Deutschland Ausrufezeichen gesetzt. So erwarb er zuletzt den defizitären Flughafen Frankfurt-Hahn im Hunsrück. Zudem gehören den Chinesen die Flughafengesellschaft Swissport sowie die Schweizer Gategroup, die Weltmarktführer im Geschäft mit Bordverpflegung ist. Am Schweizer Reisekonzern Kuoni hatte HNA ebenfalls Interesse. Auch bei der ins Schaufenster gestellten britischen Logistiktochter Gist des deutschen Industriegasekonzerns Linde hob das Konglomerat laut Insidern den Finger.

Erst bewegte HNA Menschen, dann Fracht - und nun Geld. Der Sprung ins Finanzgeschäft ist für das Management ein logischer Schritt. Denn die Chinesen werden immer wohlhabender und wollen ihr Geld gewinnbringend anlegen. "Wir wissen, dass die Nachfrage nach Vermögensverwaltung sehr stark wird", sagt Spitzenmanager Guang Yang, der bei der Konzerntochter HNA Capital die Anlagepolitik verantwortet. Potenzielle Finanzkunden sind die vielen Flug- und Hotelgäste, die der Konzern bereits auf seinen Listen führt.

Mit Finanzdienstleistungen erzielt die Gruppe mittlerweile fast ein Fünftel ihrer Einahmen und mehr als ein Viertel des Ergebnisses. Jüngst kaufte sie eine große Beteiligung an der Hedgefonds-Plattform Skybridge Capital und engagierte sich bei der neuseeländischen UDS Finance, die Autokredite und Betriebsmittelfinanzierungen anbietet. Insidern zufolge bietet HNA zudem Geld, um sich die Kontrollmehrheit an der US-Vermögensverwaltung des britischen Versicherers Old Mutual zu sichern.

Ein Paukenschlag gelang den Chinesen zuletzt mit dem Einstieg bei der krisengeplagten Deutschen Bank. Mit ihrem Paket von drei Prozent sind sie drittgrößter Aktionär von Deutschlands größtem Geldhaus. Bei der anstehenden Kapitalerhöhung dürften sie mitziehen und ihren Anteil ausbauen. HNA versteht sich nach eigenem Bekunden als freundlicher Ankerinvestor und will unter zehn Prozent bleiben.

Das rasante Wachstum des Mischkonzerns, der Vermögenswerte von mehr als 100 Milliarden Dollar unter einem Dach vereint, weckt allerdings auch Argwohn. Kritiker werfen die Frage auf, ob sich HNA nicht zu stark verschuldet und zu sehr verzettelt. "Für HNA besteht ein ernsthaftes Risiko, den strategischen Fokus zu verlieren", sagt Brock Silvers, Geschäftsführer des Anlageberaters Kaiyuan Capital. "Ihr Plan, ein Finanzimperium aufzubauen, erfordert eine Menge Personal, Geld und Zeit." Als weitere Gefahr sehen Experten, dass HNA im Kaufrausch den Überblick über die eigenen Finanzen einbüßen könnte. "Es ist schwer sich damit anzufreunden, wie sie mit Risiken umgehen", so Analystin Carol Yuan von der Vermögensverwaltung Aberdeen Asset Management.

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