Deutsche Bank Zwischenhoch mit Wolken

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Hohe Abflüsse trüben das Bild

Liquidität

Die Liquidität einer Bank ist so etwas wie ihre Achillesferse und sagt viel über das Vertrauen der Investoren aus. Im Ernstfall schmilzt sie deutlich schneller dahin als das Kapital. Zwar ist die Liquiditätsquote der Bank weiterhin komfortabel hoch, allerdings zogen Investoren in den drei Monaten von Juli bis September Milliarden von der Bank ab, die Liquiditätsreserven sind insgesamt um 23 Milliarden Euro gesunken. Allein in der Vermögensverwaltung und dem Geschäft mit Privat- und Geschäftskunden flossen im vergangenen Quartal neun Milliarden Euro ab, bei institutionellen Fonds waren es noch mal acht Milliarden. Die Bank betont, dass die Abflüsse vor allem in die zweite Septemberhälfte fallen, in der die drohende US-Strafe zu Spekulationen um die Stabilität der Bank führten. Seit dem habe sich die Situation wieder stabilisiert, erklärt Finanzvorstand Marcus Schenck. Das zeigt, wie verletzlich das große Institut ist und wie schnell Gerüchte aus einem winzigen Loch, durch das Liquidität abfließt, ein gefährliches Leck machen können.

Das sagten Experten zur drohenden US-Strafe für die Deutsche Bank (vor der Entscheidung)

Erträge und Kosten

Große Fortschritte macht die Bank vor allem auf der Kostenseite, hier zeigen die Sparmaßnahmen langsam Wirkung. Das gilt auch für den Personalaufwand, der aufgrund der sinkenden Mitarbeiterzahl deutlich rückläufig ist. Trotzdem kündigte Cryan einen verschärften Sparkurs an, angesichts der niedrigen Zinsen sei nicht davon auszugehen, dass das Umfeld sich schon bald bessere. Insgesamt hat die Bank ihre Erträge gegenüber dem Vorjahr leicht um zwei Prozent gesteigert. Pfeiler des Erfolgs war unter anderem der Anleihehandel, der ein Plus von 14 Prozent abwarf. Viele Investmentbanken profitierten nach dem Brexit-Voting in Großbritannien von den volatilen Märkten. Ein regelmäßiges Ertragsplus können Anleger hier also nicht einkalkulieren.

Auch die Vermögensverwaltung (Deutsche Asset Management) sieht nach einem Pfeiler des Geschäfts aus, hier konnten die Nettoerträge um satte 30 Prozent gesteigert werden. Zieht man allerdings den Beitrag des so gut wie verkauften Versicherers Abbey Life heraus, sinken die Nettoerträge aufgrund der Abflüsse um acht Prozent. Die Bank kommt zwar mit ihrer Kostenstrategie voran, einen dauerhaften Ertragsbringer bleibt sie aber schuldig.

von Cornelius Welp, Saskia Littmann, Andreas Macho, Christof Schürmann

Postbank

Für Unruhe sorgt weiterhin die Postbank. Offiziell erklärt die Deutsche Bank weiterhin, ein Verkauf der Postbank sei Teil ihrer Strategie, daran habe sich nichts geändert. Es bestehe kein Druck, ein Verkauf zu jedem Preis komme also nicht in Frage. Zuletzt tauchten allerdings auch aufgrund der schlechten Marktsituation immer wieder Gerüchte auf, die Bank könnte ihr eigenes und das Privat- und Firmenkundengeschäft der Postbank integrieren und unter einer Holding parallel zur Investmentbank weiterführen. Auch das sorgt nicht nur bei Mitarbeitern der Postbank, sondern auch bei Investoren weiter für Unruhe.

Insgesamt sind es für die Deutsche Bank schwarze Zahlen mit bitterem Beigeschmack, die die Anleger nicht überzeugen können. Der Aktienkurs rangierte am Donnerstagmittag trotz des Gewinns nur bei einem leichten Plus. Zu viele schlechte Nachrichten folgen auf wenige gute, und die Unsicherheit ob der drohenden US-Strafe bleibt hoch.

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