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Deutsche Bank Im Sumpf der Vergangenheit

Neuer Ärger in den USA und ein neues Sparprogramm sind eine gefährliche Kombination für die Deutsche Bank - denn es entsteht der Eindruck, dass die Mitarbeiter für die Sünden der Vergangenheit bezahlen.

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Die Konfliktherde der Deutschen Bank
28. April 2015Deutsche Bank Co-Chef Jürgen Fitschen muss sich in München vor Gericht verantworten. Gleichzeitig beginnt auch der Prozess gegen vier andere ehemalige Deutsche Bank-Manager. Fitschen wird versuchter Prozessbetrug im Schadenersatzstreit mit den Erben des Medienunternehmers Leo Kirch vorgeworfen. Quelle: dpa
24. April 2015Am Freitag wollen Vorstand und Aufsichtsrat der Bank über die zukünftige Strategie von Deutschlands größter Bank entscheiden. Bisher sieht es so aus, als würden zwei Modelle bevorzugt. Zur Wahl stehen die Aufspaltung der Bank in eine Unternehmer- und eine Privatkundenbank oder der Verkauf der Postbank zusammen mit einem üppigen Sparprogramm. Quelle: dpa
10. April 2014Im Libor-Skandal soll die Deutsche Bank eine Milliardenstrafe zahlen. Laut Berichten kommt es zu einem Vergleich zwischen den ermittelnden US-Behörden und der Bank, der bei umgerechnet 1,4 Milliarden Euro liegen soll. Das wäre die höchste Strafe, die im Libor-Skandal bisher verhängt wurde. Quelle: dpa
Januar 2015Seit Anfang des Jahres wird über die neue Strategie der Deutschen Bank gerätselt. Wird die Postbank verkauft und an die Börse gebracht? Oder soll das gesamte Privatkundengeschäft abgespalten werden? Noch ist nicht klar, welches Modell am Ende vorne liegt. Sicher scheint nur, dass es so nicht weitergehen kann. Quelle: dpa
09. Dezember 2014Der Steuerstreit zwischen der Deutschen Bank und den USA geht weiter. Am Montag reichte die US-Regierung Klage gegen den deutschen Branchenprimus ein. Dem Institut wird vorgeworfen, Einkommenssteuer hinterzogen zu haben. Der New Yorker Staatsanwalt Preet Bharara erklärte, die USA klagten auf 190 Millionen Dollar. Diese Summe umfasse die entgangenen Steuern, Strafen und Zinsen. Die Klage bezieht sich auf einen Fall aus dem Jahr 1999. Durch ein Geflecht aus Luftbuchungen und Scheinfirmen sei den USA eine erhebliche Summe an Steuern entgangen, so der Staatsanwalt. Quelle: REUTERS
Das Logo der Deutschen Bank der Firmenzentrale in Frankfurt am Main spiegelt sich in einem Hochhaus Quelle: dpa
19.06.2014Großinvestoren wie die Allianz-Tochter Pimco und die DZ Bank verklagen die Deutsche Bank und fünf andere Geldhäuser wegen ihrer Verwicklung in das Geschäft mit riskanten Hypothekenpapieren. Sie hätten ihre Pflichten als Treuhänder verletzt, weil sie die Emittenten hypothekenbesicherter Papiere (MBS) vor der Finanzkrise 2008 nicht zum Rückkauf wackliger Kredite gedrängt hätten, heißt es in mehreren am Mittwoch in New York eingereichten Klagen. Die Anleger fordern Entschädigung für Verluste von 250 Milliarden Dollar mit 2200 MBS, die zwischen 2004 und 2008 ausgegeben wurden. Die sechs verklagten Banken zählten zu den größten Treuhändern solcher Papiere. In den MBS waren viele Kredite an Hausbauer gebündelt, die aufgrund schmaler Einkommen eigentlich gar keine Hypothek hätten bekommen dürfen. Viele Banken nahmen es mit den Risiken im Streben nach maximalem Profit aber nicht so genau. Als mehr und mehr Immobilienbesitzer im Zuge sinkender Immobilienpreise ihre Raten nicht mehr zahlen konnten, brach das auf zwei Billionen Dollar aufgeblähte System zusammen und löste die Finanzkrise aus. Neben der Deutschen Bank wurden die britische HSBC sowie die US-Häuser Citi, Wells Fargo, Bank of New York Mellon und US Bancorp verklagt. Quelle: dpa

Einmal mehr erhielt die Deutsche Bank in dieser Woche Gegenwind aus den USA. So wurde bekannt, dass die US-Aufsicht wegen Steuertricks zugunsten von Hedgefonds gegen das Institut ermittelt. Und auch, dass sie die Bank wegen technischer Fehler bei Finanzberichten gerügt hat. Das erweckt einmal mehr den Eindruck, dass es nicht vorangeht bei der Bank. Und dass sie trotz aller Bemühungen tief im Sumpf der Vergangenheit feststeckt. 

Dabei sind die aktuellen Nachrichten aus Amerika weniger dramatisch als sie zuerst klingen. So ist die Rüge der US-Aufsicht wegen schlampiger Buchführung peinlich, dürfte aber keine unmittelbaren finanziellen Folgen haben. Die Bank weist darauf hin, dass sie eng mit der Aufsicht zusammenarbeitet, 2013 ein Programm zur Verbesserung der Kontrollen aufgesetzt hat und dafür allein in den USA 500 Leute neu einstellt.

Trotzdem wird einmal mehr deutlich, dass der Bank auf einem ihrer größten Märkte weiter erheblicher Ärger droht. Wegen ihrer Geschäfte in der US-Immobilienkrise wird sie ebenso noch zur Kasse gebeten werden wie wegen möglicher Manipulationen von Referenzzinsen. Auch wegen Verstößen gegen US-Sanktionen dürfte sich die Bank noch eine Strafe einheimsen. Insgesamt werden so noch etliche Milliarden fließen.

Dass die Bank offenbar an einem neuen Sparprogramm arbeitet, steht damit nicht direkt im Zusammenhang. Offiziell bestätigen will sie das sowieso nicht, es spricht aber viel dafür. Denn es geht nicht um zusätzliche Maßnahmen, sondern um eine zeitliche Ausdehnung über 2015 hinaus.

Das wäre nur realistisch. Die Regulierung und die Märkte sorgen dafür, dass die Gewinne auch künftig nicht so sprudeln wie vielleicht vor zwei Jahren erhofft. Zudem ist die Bank trotz erheblicher Fortschritte immer noch ein Stück von den Maßstäben entfernt, die die internationale Konkurrenz setzt.

Milliardenstrafen und Milliardensparrunden sind eine gefährliche Kombination. Denn intern ziehen die Mitarbeiter sehr wohl eine Verbindung. Schon die bisherigen Sparmaßnahmen sind herausfordernd und treffen jede Abteilung. Die Mitarbeiter rechnen beide Posten gegeneinander auf. Dabei verschärft sich der Eindruck, dass jeder für die Sünden zahlt, die einige in der Vergangenheit begangen haben.

Bisher konnten die Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen mit der Aussicht motivieren, dass die Durststrecke 2015 überwunden ist. Dann sollte die Bank wieder auf Wachstum schalten. Die Ziele für 2015 stehen zwar nicht in Frage. Ein neues Sparprogramm könnte dennoch frustrierend wirken.

Wenn zudem die milliardenschwere Kapitalerhöhung vor allem für Strafen drauf geht, wird es allmählich eng. Für den Anspruch der Bank, ganz vorne mitzuspielen. Und für ihre beiden Chefs persönlich. 

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