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Deutsche Bank John Cryans Schonfrist ist vorbei

In den ersten 100 Tagen an der Spitze der Deutschen Bank hat John Cryan das zerstrittene Institut beruhigt. Das ist schon mal was. Doch bald muss er aus der Deckung kommen und seine lang erwartete Strategie vorstellen. 

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John Cryan Quelle: dpa

Für neue Chefs gilt eine ungeschriebene Schonfrist von hundert Tagen. Während der sollen sie sich möglichst unbehelligt in ihren Job einarbeiten, die Lage analysieren, Pläne machen. Überraschend ist, dass der Brite John Cryan dies tatsächlich tun konnte.

Seit er das Amt von seinem umstrittenen Vorgänger Anshu Jain übernommen hat, ist es um die Deutsche Bank erstaunlich still geworden. Es gab keine Störfeuer aus den eigenen Reihen, fast keine neuen Skandale und Enthüllungen – Cryan konnte sich ohne große Ablenkungen auf sein Tagesgeschäft konzentrieren. Seine Stimme hat er selbst bisher einzig bei einem Call mit Analysten anlässlich der Vorlage der Halbjahreszahlen halböffentlich erklingen lassen und dabei seine Überzeugung formuliert, dass es besser ist, erst Tatsachen zu schaffen und dann zu reden. Und nicht umgekehrt.

Stimmen zum Chefwechsel bei der Deutschen Bank

Das wird er auch künftig so halten. Cryan sucht nicht das Rampenlicht, vergleichsweise unspektakulär wird wohl auch sein erster halbwegs öffentlicher Auftritt in Deutschland verlaufen: Bei einem Empfang der American Chamber of Commerce Ende Oktober in Frankfurt soll er am Abend eine Ansprache halten.

Cryan hat im kleinen Kreis an der Strategie gearbeitet

Dabei hat Cryan schon ein großes Pensum absolviert, seine ersten Wochen vor allem damit verbracht, die Lage des Instituts genau zu analysieren, das er als ehemaliger Aufsichtsrat schon leidlich kennt. Der frühere UBS-Manager hat viele Gespräche geführt, sich den Fragen von Mitarbeitern gestellt, Antrittsbesuche bei großen Kunden, Politikern und Aufsichtsbehörden absolviert. Und mit einer bewusst sehr klein gehaltenen Gruppe von Vertrauten an der neuen Strategie gefeilt, die das Institut endlich aus seiner gefühlten Dauerkrise führen soll. 

Die Veränderungen, die es in den gut drei Monaten seit Cryans Amtsantritt gegeben hat, sind mikroskopischer Natur und lassen kaum Rückschlüsse darauf zu, welche strategischen Weichen er stellen wird. Dass die Bank ihr russisches Investmentbanking aufgibt, ist die logische Folge eines dortigen Geldwäscheskandals.

Dass das deutsche Privatkundengeschäft zwei neue Chefs bekommt ergibt sich aus dem Abschied des langjährigen Vorstands Rainer Neske. Selbst die sind wenig überraschend. Dass sich die Bank aus einigen Ländern verabschiedet und vermutlich auch den Anteil an der chinesischen Hua Xia Bank verkauft, ist im Grunde seit Anfang des Jahres bekannt. Und der Abbau von bis zu 25.000 Stellen relativiert sich, wenn die gut 15.000 Beschäftigten der Postbank dazu zählen. Von dem 2008 übernommenen Institut will sich die Deutsche Bank im kommenden Jahr trennen.

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