Deutsche Bank Abschied vom allmächtigen Ackermann

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Josef der Sonnenkönig

Joes Ackermann Quelle: REUTERS

Zweifellos hat Ackermann bei seinen Touren rund um den Globus Kontakte in die Politik geknüpft und schaffte es, sich in Szene zu setzen. Er zog mit dem Selbstverständnis eines Sonnenkönigs durch die Welt, der die Türen zu wichtigen Entscheidern öffnet, sodass sein Tross die großen Deals nur noch einzutüten braucht.

Doch hinter der Fassade begann es zu bröckeln. Mit undurchsichtigen Finanzprodukten wurden Mittelständler geprellt und Stadtkämmerer über den Tisch gezogen. Bei den Betroffenen ruinierte das den Ruf der Bank. Praktiken wie diese mögen zwar zum von Ackermann einst ausgerufenen Ziel von 25 Prozent Eigenkapitalrendite beigetragen haben.

Doch sie stehen im Widerspruch zu seiner Losung: „Kein Geschäft ist es wert, den guten Ruf der Bank aufs Spiel zu setzen.“ Den muss das neue Führungsduo wieder mühsam erarbeiten.

Der Wachwechsel hat bereits stattgefunden. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos richteten sich alle Augen auf die künftige Doppelspitze. Dort traten Jain und Fitschen in zur Schau gestellter Harmonie auf. Begleitet wurden sie vom künftigen Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner.

Noch im Amt aber schon ohne Macht

Der steht zwar offiziell noch als Finanzvorstand in Diensten der Allianz, wirkte in Davos aber so, als gehöre er schon lange zur Deutschen Bank. Dagegen irrte Ackermann verloren und einsam durch die verwinkelten Gänge – noch im Amt, doch schon ohne Macht. Fragen an ihn drehen sich allenfalls um Themen wie die Umschuldung Griechenlands, bei denen der Bankchef wegen seiner internationalen Posten ein wichtiger Gesprächspartner ist.

In der Bank herrscht Abschiedsstimmung. Vor allem der Machtkampf mit dem noch amtierenden Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Börsig, gegen den er sich bei der Suche nach seinem Nachfolger durchsetzen wollte, hat sein Ansehen beschädigt. An Rassismus grenzende Bemerkungen aus seinem PR-Umfeld über Jain, wie „Merkmal des Jainismus ist das Ausmerzen der Schwachen“, schlagen nun auf die Ackermann-Entourage zurück.

Seine Nachfolger wollen jetzt nicht nur den Teamgeist stärken, sondern das Geschäft wieder stärker am Kunden ausrichten. Wie genau sie sich die Zukunft vorstellen, werden sie intern bei einer Tagung von Führungskräften im April erklären.

Wohin die Reise geht, zeichnete sich bei der Präsentation der Jahresergebnisse bereits ab. Das klassische Bankgeschäft mit Privatkunden und Unternehmen hat seinen Anteil am Vorsteuerergebnis 2011 laut Zahlen der Bank auf 56 Prozent fast verdoppelt. Das stark eingebrochene Investmentbanking kam nur auf 44 Prozent Ergebnisanteil nach mehr als 70 Prozent im Vorjahr.

Chef-Investmentbanker Jain ertrug die enttäuschenden Zahlen seiner Sparte mit niedergeschlagenem Blick, während er der Übersetzung aus seinem Ohrstöpsel lauschte. Doch er teilt die Strategie der Bank, mehr Unabhängigkeit vom Investmentbanking zu gewinnen. Schneidet er irgendwann wieder besser ab, wird der Ackermann-Nachfolger auch öfter sein typisches verschmitztes Grinsen zeigen.

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