




Wer dachte mit dem Mitte Februar geschlossenen Vergleich könne die Deutsche Bank das Thema Kirch in den Akten abheften, ist spätestens jetzt schlauer. Mit ihren aktuellen Durchsuchungen bei dem Institut und der bis zum Februar für es aktiven Kanzlei Hengeler Müller zeigen die Staatsanwälte aus München, dass sie ihre Pflicht oder das was sie dafür halten unbeeinflusst von allen Kompromissen tun. Zwar waren die aktuellen Auftritte bei weitem nicht so martialisch wie manch früherer Einmarsch der Staatsgewalt. Ihre Folgen können jedoch deutlich gravierender sein. Denn der starke Arm der Justiz greift nach der obersten Spitze der Bank.





Einmal mehr haben die Ermittler massenweise Daten und Akten aus der Bank geschleppt. Angesichts der in München bereits vorhandenen Datenfülle ist es allenfalls verwunderlich, dass es überhaupt noch Unterlagen gibt, die noch nicht den Weg dorthin gefunden haben. Wie bisher schon geht es um Zeugenaussagen im Zivilprozess und den Vorwurf, dass die Anwälte das Verfahren gemeinsam mit den Managern der Bank mit unwahren Aussagen beeinflussen wollten. Neben den Rechtsvertretern der Bank ist nun auch Rechtsvorstand Stephan Leithner ins Visier der Staatsanwaltschaft gerückt. Der hat zwar im Prozess nicht selbst ausgesagt, aber in seiner Funktion zum Beispiel diverse Dokumente im Namen der Bank unterzeichnet. Eine Anklage wegen versuchten Prozessbetrugs muss er wie die Anwälte wohl erst mal nicht fürchten. Jedenfalls nicht in der ersten Welle, die schon bald losschwappen dürfte.
Und zwar über die früheren Vorstände Rolf Breuer, Josef Ackermann, Clemens Börsig und Tessen von Heydebreck - und auch über den amtierenden Bankchef Jürgen Fitschen. Der hatte zwar weniger eindeutig als seine Ex-Kollegen bestritten, dass die Bank an der Restrukturierung Kirchs verdienen wollte. Das widerlegen die bereits beschlagnahmten Unterlagen aus Sicht der Strafverfolger. Fitschen hatte sich allerdings auch nicht von den Aussagen seiner Ex-Kollegen distanziert. Er ist von seiner Unschuld überzeugt und offenbar gewillt, auch einen Prozess durchzustehen. Mit Vorstandschefs auf der Anklagebank hat die Deutsche Bank schließlich Erfahrung. Auch Josef Ackermann hatte als Angeklagter im Mannesmann-Prozess die Geschäfte weiter geführt. Für all die Versprechen zum Kulturwandel wäre ein Angeklagter Fitschen ein trauriges Zeichen der Beständigkeit.