Deutsche Bank Die verzweifelte Suche nach Schuldigen

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Regressforderungen gegen die eigenen Manager

Weil Aufsichtsräte und Vorstände in Deutschland eng verbandelt sind, waren Regressforderungen gegen eigene Manager früher selten. Seit jedoch Siemens nach einer Korruptionsaffäre 2006 ehemalige Vorstände zur Kasse bat, hat sich dies geändert. So forderten Thyssenkrupp und MAN nach Verstößen gegen Gesetze Geld von ihrem ehemaligen Führungspersonal. „Das Thema wird heute in der Regel sehr konsequent betrieben“, sagt ein in solchen Verfahren erfahrener Rechtsanwalt.

Auch bei der Deutschen Bank gibt es hierfür ein aktuelles Beispiel. Die Bank einigte sich mit ihrem früheren Chef Rolf Breuer, der mit einer Äußerung im TV einen Dauerstreit um die Insolvenz des Medienunternehmers Leo Kirch losgetreten hatte. Breuer soll nun 3,2 Millionen Euro an die Bank zahlen, die sich mit den Kirch-Erben auf die Zahlung von rund 900 Millionen Euro geeinigt hatte. Einige Aktionäre halten seinen Beitrag für zu gering und wollen durchsetzen, dass die Hauptversammlung den Vergleich ablehnt.

Welcher Bank Investoren am wenigsten trauen
belgische Bank KBC Quelle: REUTERS
UBS-Vorstandschef Sergio Ermotti Quelle: REUTERS
Société Générale Quelle: dpa
HSBC Quelle: REUTERS
Commerzbank-Chef Martin Blessing Quelle: dpa
Intesa Sanpaolo Quelle: REUTERS
Santander Quelle: REUTERS

Weitere Anlässe, um Schadensersatz zu fordern, könnte es noch genug geben. Denn einige dicke Brocken stehen noch aus. Für Unruhe bei Investoren sorgen vor allem die Verfahren um Geldwäsche in Russland und verbriefte Hypotheken in den USA. Dass die Rückstellungen von aktuell 5,4 Milliarden Euro für Strafen ausreichen, wird von großen Aktionären der Bank bezweifelt. Um den Umgang der Bank mit den Rechtsthemen kritisch zu überprüfen, hat die Aktionärsvereinigung DSW bereits eine Sonderprüfung durchgesetzt.

Zusätzlich beunruhigt Aktionäre, dass immer noch neue Verfehlungen und Mängel ans Licht kommen. So hatte die britische FCA erst kürzlich kritisiert, dass die Kontrollen in der Deutschen Bank gegen Geldwäsche immer noch unzureichend sind. „Offenbar bekommt die Bank diese Themen einfach nicht in den Griff“, heißt es bei einem großen Investor. Solange hier keine Verlässlichkeit bestehe, bleibe man skeptisch.

Dabei hat sich die Bank durchaus bemüht und neben wohlklingenden Bekenntnissen zum Kulturwandel tatsächlich auch ordentlich investiert. Sie hat mehr als 1000 neue Stellen für interne Überwachung und Kontrollen (Compliance) geschaffen, eine schnelle Eingreiftruppe für Zwischenfälle eingerichtet, die internen Strukturen in einem Großprojekt neu formiert. Als Folge der Skandale überwachen die Aufseher die Fortschritte in den kritischen Bereichen genau, die US-Behörden haben dafür sogar spezielle Aufpasser in die Bank entsandt.

Allerdings hat Vorstandschef John Cryan bereits erklärt, dass die Kontrollen weiterhin stark ausbaufähig sind und immer noch ein weiter Weg vor der Bank liegt. Nach Thomas Abgang fürchten einige Investoren, dass der Eifer erlahmt.

Topmanager der Deutschen Bank sind sich dessen durchaus bewusst. „Es dürfen keine Fehler mehr passieren“, sagt einer aus der oberen Führungsetage. Dass die mehr als 1000 neuen Stellen für interne Kontrollen dazu reichen, will er allerdings nicht garantieren. „Wir haben auf einem sehr niedrigen Niveau angefangen.“

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