Deutsche Bank US-Justiz ermittelt wegen Verdacht auf Geldwäsche

Der Geldwäsche-Verdacht bei der Deutschen Bank in Russland ruft nun auch das US-Justizministerium auf den Plan. Dem Institut könnte damit eine empfindliche Geldbuße drohen.

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Der Verdacht auf Geldwäsche in Milliardenhöhe könnte ein böses Nachspiel für die Deutsche Bank haben. Jetzt hat sich auch das US-Justizministerium eingeschaltet. Und das ist nicht dafür bekannt, bei Bußgeldern zimperlich vorzugehen.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg in New York hat das US-Justizministerium nun mit strafrechtlichen Ermittlungen begonnen, bei denen es um mutmaßliche Geldwäsche in einem Umfang von drei bis sechs Milliarden Dollar geht.

Das New York State Department of Financial Services (DFS) hatte zuvor schon detaillierte Informationen von der Deutschen Bank zu den Vorgängen angefordert, berichtet Reuters. Die Deutsche Bank wollte sich allerdings nicht zu den Berichten äußern und verweist auf frühere Kommentare. Darin erklärte das deutsche Geldhaus, bereits selbst interne Ermittlungen eingeleitet zu haben und mit allen beteiligten Behörden zusammenzuarbeiten.

Auf einen Blick: Probleme bei der Deutschen Bank

Die Deutsche Bank kommt einfach nicht zur Ruhe. Angesichts von Vorwürfen, wichtige Zinsindizes manipuliert zu haben, hatte das Unternehmen sich erst im April in einem Vergleich mit britischen und US-Behörden bereiterklärt, rund 2,5 Milliarden Dollar zu zahlen.

Im Mai waren erste Berichte über mögliche Probleme in Russland aufgetaucht, und Anfang Juni traten die Co-Vorstandschefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain vorzeitig von ihren Ämtern zurück. Eine Begründung gab es nicht. Der Schritt sollte den beiden Managern zufolge aber demonstrieren, dass das „Wohl der Bank über ihrem eigenen stehe“.

Seit der Finanzkrise von 2008 stehen Banken weltweit unter Druck, ihre gesamte Geschäftspraxis und ihre Ethik und Kultur zu überprüfen und zu erneuern. Deshalb könnten die neuesten Ermittlungen für die Deutsche Bank besonders peinlich werden: Die Geldwäschegeschäfte sollen erst 2011, also weit nach der Finanzkrise, begonnen und bis 2015 angehalten haben.

von Cornelius Welp, Melanie Bergermann, Yvonne Esterházy

Mit der Vorlage der Quartalszahlen am 30. Juli zeigt sich, dass die Deutsche Bank mit noch mehr ungelösten Rechtsproblemen rechnet als zuvor angenommen: Rund 1,2 Milliarden Dollar wurden für Rechtsstreitigkeiten zurückgelegt - doppelt so viel wie erwartet. Ein Grund dafür seien interne Untersuchungen mit Verdacht auf Geldwäsche in „bedeutendem“ Umfang, hieß es. Bank-Niederlassungen in Russland und London seien darin verwickelt. Gegen einzelne Mitarbeiter seien disziplinarische Maßnahmen ergriffen worden.

Aus Rubel werden britische Pfund und US-Dollar

Erste Gerüchte über einen möglichen Geldwäsche-Skandal waren schon im Mai aufgetaucht. Das Ganze soll sich folgendermaßen abgespielt haben: An russischen Börsen wurden mit Rubeln Papiere gekauft, die praktisch zeitglich in London wieder verkauft wurden. Wie von Zauberhand wurden so aus russischen Rubel britische Pfund oder US-Dollar. Letzteres ist der Grund, warum sich das US-Justizministerium einmischt, obwohl weder die amerikanische Tochter der Deutschen Bank noch amerikanische Börsen beteiligt waren.

Die USA behalten es sich vor, alle Transaktionen zu überprüfen, in die die US-Währung verwickelt ist. Nun lautet der Vorwurf: Die Herkunft des Geldes sei in Russland von der Deutschen Bank nie ernsthaft hinterfragt oder überprüft worden. Russland als Ausgangsland der Geldwäsche ist besonders problematisch, da seit der Annektierung der Krim strikte Sanktionen und Kontrollen der Geldflüsse nach und von Russland in Kraft sind.

Mit ihren so genannten „Spiegel-Geschäften“ hätten die Banker demnach nicht nur Geld gewaschen, sondern auch zumindest seit 2014 womöglich dabei geholfen, es illegal unter Umgehung von Sanktionen außer Landes zu schaffen.

In diesem Punkt zeigen sich die USA besonders empfindlich. In einem anderen Fall musste erst im März die Commerzbank 1,45 Milliarden Dollar unter anderem wegen der Umgehung von Iran-Sanktionen und Geldwäsche zahlen.

Kurz darauf musste Frankreichs BNP Paribas neun Milliarden Dollar Strafe zahlen. Doch auch schon früher kam Geldwäsche Banken in den USA teuer zu stehen. 2012 erklärte sich die britische HSBC bereit, zwei Milliarden Dollar wegen Geldwäsche zu zahlen. Das finanzielle Risiko aus den neuen Vorwürfen gegen die Deutsche Bank ist also nicht zu unterschätzen.

Ausgerechnet die russische Seite soll den Stein ins Rollen gebracht: Wie Bloomberg unter Berufung auf Informanten berichtet, hat die Bank von Russland die Deutsche Bank im Oktober angesprochen und die Überprüfung der Transaktionen einiger russischer Kunden verlangt.

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