Deutsche Bank Wie John Cryan Boni trotz Verlusten rechtfertigt

Deutsche Bank CEO John Cryan Quelle: REUTERS

Die Deutsche Bank verbucht den dritten Jahresverlust in Folge. In Sachen Dividende müssen sich die Investoren in Geduld üben. Dafür schüttet John Cryan mehr als eine halbe Milliarde Boni aus.

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Die Investoren der Deutschen Bank müssen sich in Sachen Dividende in Geduld üben. Darüber werde im März entschieden, sagte Bankchef John Cryan am Freitag bei der Bilanzvorlage in Frankfurt. Er merkte aber an, ein Unternehmen müsse Gewinne machen, um sie zu verteilen.

Ursprünglich hatte die Deutsche Bank geplant, für 2017 eine Dividende von 11 Cent pro Aktie zu zahlen. Das geschah auf Druck von Aktionären, die sich nicht mit einer Nullrunde zufrieden geben wollten. Sie zwangen die Deutsche Bank auch schon für die beiden Vorjahre dazu, die gesetzliche Mindestdividende zu zahlen. Für 2015 und 2016 flossen damit insgesamt 19 Cent je Aktie.

Wegen einer neuen gesetzlichen Regelung hatte Bankchef Cryan aber schon im Sommer in Zweifel gezogen, ob es eine Dividende für 2017 geben wird. Eine Null-Dividende sei „nun wieder eine Option für uns“, sagte Cryan damals. Für das Jahr 2018 versprach er eine „wettbewerbsfähige Dividende“ - hier rechnet er wieder mit Gewinn.

Das muss die Deutsche Bank 2018 alles meistern

Die Investmentbanker der Deutschen Bank sollen sich für ihren Bonus derweil künftig mehr ins Zeug legen. Ähnliche hohe variable Zahlungen wie für 2017 werde es nur geben, wenn der Geschäftserfolg der Bank es rechtfertige, sagte Cryan laut Redetext. „Die diesjährige variable Vergütung ist eine einmalige Investition, um der neuen Führung unserer Unternehmens- und Investmentbank die Chance zu geben, unsere Marktposition zu sichern und auf ausgewählten Geschäftsfeldern auszubauen.“

Für 2017 zahlte das größte deutsche Geldhaus trotz eines Verlusts von einer halben Milliarde Euro der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ zufolge Boni in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro aus. Das war doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Politiker hatten die Bank dafür scharf kritisiert.

Cryan betonte, die Deutsche Bank strebe für dieses Jahr wieder einen Gewinn vor Steuern und nach Steuern an. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die Voraussetzungen für eine nachhaltige Trendwende geschafft haben.“ Allerdings werde auch 2018 wieder ein „Jahr harter Arbeit“.

Die Deutsche Bank hatte auch im dritten Jahr unter Sanierer Cryan rote Zahlen geschrieben. Knapp eine halbe Milliarde Euro Verlust stand Ende 2017 in den Büchern, wie Deutschlands größtes Geldhaus am Freitag in Frankfurt mitteilte. 2015 hatte die Deutsche Bank ein Rekordminus von rund 6,8 Milliarden Euro verbucht, für 2016 summierte sich das Minus auf 1,4 Milliarden Euro.

Der Dax-Konzern hatte bereits Anfang Januar auf den erneuten Jahresverlust eingestimmt - wegen einmaliger Belastungen in Höhe von rund 1,4 Milliarden Euro infolge der US-Steuerreform. „Nur durch die Belastungen der US-Steuerreform zum Jahresende haben wir nach Steuern einen Verlust verbuchen müssen“, erklärte Konzernchef Cryan.

Positives Ergebnis vor Steuern

Vor Steuern erzielte die Bank mit plus 1,3 Milliarden Euro (Vorjahr: minus 810 Millionen Euro) erstmals seit drei Jahren ein positives Ergebnis. „Wir sind auf einem guten Weg zu nachhaltigem Wachstum und einer höheren Rendite“, bilanzierte Cryan, der das Instituts seit Sommer 2015 führt.

Die Vorbereitungen für den Teilbörsengang der Vermögensverwaltungstochter DWS kämen ebenso gut voran wie die Integration der Postbank. Im gemeinsamen Privat- und Firmenkundengeschäft sollen ab dem zweiten Quartal rund 13.000 Beschäftigte der Deutschen Bank und etwa 17.000 Beschäftigte der Bonner Tochter unter einem rechtlichen Dach arbeiten. „Wir haben also Fortschritte gemacht, sind aber mit unseren Ergebnissen noch nicht zufrieden“, stellte Cryan fest.

In den Vorjahren hatten vor allem teure Rechtsstreitigkeiten das Geldhaus belastet. Seit seinem Amtsantritt drückt Cryan beim Abbau solcher Altlasten aufs Tempo. Kurz vor der Bilanzvorlage konnte die Bank ein weiteres Kapitel schließen: Wegen des Vorwurfs der Marktmanipulation muss die Deutsche Bank in den USA 70 Millionen Dollar Geldbuße zahlen. Die Aufsichtsbehörde CFTC sieht es als erwiesen an, dass die Bank von 2007 bis 2012 durch falsche Angaben den Referenzzinssatz Isdafix zu ihren Gunsten beeinflussen wollte. Erst zu Wochenbeginn hatte die CFTC dem Institut wegen des Vorwurfs der Manipulation von Edelmetallpreisen eine Geldbuße von 30 Millionen Dollar aufgebrummt.

Aber auch im Tagesgeschäft lief es zuletzt nicht rund beim deutschen Branchenprimus. Im Gesamtjahr rutschten die Erträge - also die gesamten Einnahmen - auf 26,4 Milliarden Euro ab nach 30,0 Milliarden beziehungsweise 33,5 Milliarden Euro in den beiden Vorjahren. Das Geldhaus begründete den Einbruch um 12 Prozent im vergangenen Jahr zum einen mit Verkäufen von Tochtergesellschaften und Beteiligungen etwa an der chinesischen Hua Xia Bank oder der britischen Lebensversicherung Abbey Life. Zum anderen machten sich die niedrigen Zinsen und insbesondere die Flaute am Kapitalmarkt negativ bemerkbar.

Besonders drastisch sah es im Schlussquartal aus, in dem die Erträge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro sanken. Vor allem das Geschäft des einstigen Goldesels - der Handel mit Anleihen und Währungen - brach ein: um 29 Prozent. Der Aktienhandel ging um 25 Prozent zurück. Damit litt die Deutsche Bank stärker unter den ruhigen Kapitalmärkten als viele Konkurrenten.

Die neuen Steuergesetze in den USA belasten indes auch bei etlichen US-Konkurrenten der Deutschen Bank die Jahresbilanzen 2017 - auch wenn die Institute auf längere Sicht profitieren dürften. Unter anderem können Banken US-Steuern nicht mehr so stark durch frühere Verluste drücken: Bisher konnten frühere Fehlbeträge mit künftigen Gewinnen verrechnet werden, was die Steuerlast senkte.

Jahresgewinne verspielt

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