Deutsche Verkehrsbank Tochter der Genossenschaftsbanken gerät in raue See

Die Deutsche Verkehrsbank hat eingeräumt, ihre Prognose nicht einhalten zu können. Möglicherweise waren es Recherchen der WirtschaftsWoche, welche die Bank gezwungen haben, über ihre missglückte Prognose zu informieren.

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Raue See: Schiffskredite haben viele Banken in der Finanzkrise in Not gebracht Quelle: dpa

Die Deutsche Verkehrsbank (DVB), eine Tochter der genossenschaftlichen DZ Bank, musste am Mittwoch in einer Ad-hoc-Meldung einräumen, ihre bisherige Prognose nicht einhalten zu können. Der Grund ist ein Portfolio aus Schiffskrediten, von denen fraglich ist, ob das Geld je wieder in die Kasse der Bank zurückfließt. Die DVB erwartet aufgrund des erhöhten Risikovorsorgebedarfs für diese Kredite ein Ergebnis, das „im zweistelligen negativen Millionenbereich“ liegen wird. Die Bank, einst das Goldstück im großen Reich der genossenschaftlichen Institute, zu dem die Volks- und Raiffeisenbanken gehören, wird damit zum Problemfall für den Verbund.

Möglicherweise waren es Recherchen der WirtschaftsWoche, die die DVB gezwungen haben, per Ad-hoc-Meldung über ihre missglückte Prognose zu informieren. Die WirtschaftsWoche berichtet in ihrer nächsten Ausgabe, welche an diesem Freitag erscheint, über die vergleichsweise geringe Risikovorsorge der Bank. Auf Anfrage der WirtschaftsWoche, ob höhere Wertberichtigungen auszuschließen seien, hatte die Bank zuletzt auf den Ausblick im aktuellen Halbjahresbericht verwiesen. Darin heißt es, die Bank verkenne nicht, dass die Risikovorsorge weiter „erhöht bleiben wird“. Gleichzeitig rechnete die DVB aber weiterhin mit einem Konzernergebnis, das „an das Vorjahresniveau heranreichen sollte“. Diese Aussage ist nun Makulatur.

Halbjahresbericht vermittelt düsteres Bild

Auch ein Sprecher der DZ-Bank hatte in der vergangenen Woche noch dementiert, dass die Verkehrsbank Probleme und einen akuten Wertberichtigungsbedarf hat. Stattdessen hieß es, das Portfolio sei im Zuge der Fusion von DZ- und WGZ Bank ausführlich geprüft worden. Probleme seien nicht aufgetaucht.

Die Bank hat ihre Risikovorsorge für Schiffskredite im ersten Halbjahr auf 52,8 Millionen Euro gegenüber Mitte 2015 fast verdoppelt. Im Vergleich zum Volumen der Schiffsfinanzierungen ist das allerdings deutlich weniger, als Wettbewerber vorhalten. Schon der Halbjahresbericht vermittelt ein entsprechend düsteres Bild. Das Konzernergebnis brach um 83 Prozent auf nur noch rund 10 Millionen Euro ein. Der ursprüngliche Ausblick, das Vorjahresergebnis von 45,6 Millionen Euro annähernd zu erreichen erschien daher ambitioniert.     

Schiffskredite haben sich nach der Finanzkrise nicht erholt

Schon die reinen Zahlen zeigen, wie abhängig der Verkehrsfinanzierer vom Schiffsmarkt ist. Gemessen an seiner Größe hat kein anderes deutsches Geldhaus so viele Schiffe finanziert wie die Deutsche Verkehrsbank (DVB). Mit 11,2 Milliarden Euro machen die Kredite rund 45 Prozent des gesamten Finanzierungsvolumens der DZ-Bank-Tochter aus. Während Wettbewerber ihre Schiffsforderungen erheblich abgeschrieben haben, vielen die Korrekturen bei der DVB bisher geringer aus. „Angesichts der nochmals verschärften Krise würde es mich wundern, wenn es keine größeren Belastungen gibt“, sagt ein ehemaliger DZ-Bank-Vorstand.

 Schiffskredite haben sich nach der Finanzkrise 2008 nicht erholt. Im Gegenteil: Überkapazitäten, nachlassender Welthandel und technische Umwälzungen beim Schiffsbau haben die Krise verschärft. Schiffskredite abzustoßen ist deswegen mühsam. Zwar hat die Nord/LB kürzlich ein Milliardenpaket an den Finanzinvestor KKR verkauft. Doch Investoren kaufen Kredite nur mit großen Abschlägen, teilweise bieten sie nur den Schrottwert.

„So große Abschreibungen können sich die Institute nicht leisten“, sagt ein hochrangiger Banker. Inzwischen machen die Aufseher von der EZB Druck. Sie prüfen die Bewertungen der Schiffsbanken und greifen im Zweifel hart durch. Die Bremer Landesbank musste bereits SOS funken und von der Nord/LB in Hannover gerettet werden.

Besonders dramatisch ist die Lage bei Containerschiffen. Mit einem Anteil von 17 Prozent hat die DVB davon vergleichsweise wenige im Portfolio. Stattdessen hat sie in Tanker und Massenguttransporter investiert. „Die DVB hat besser reagiert als die Wettbewerber und ist die Krise aktiv angegangen, statt bloß auf eine Erholung zu hoffen“, lobt ein Investor. Der Wert der Massenguttransporter war zwischendurch gestiegen, inzwischen geht es aber auch in diesem Markt bergab. Wegen des niedrigen Ölpreises hat auch das Tankergeschäft an Fahrt verloren, die Bank zählt Rohöltanker zu den „Problemsektoren“.  Im Vorstand verantwortlich für das Geschäft mit den Schiffen war bis zum vergangenen Jahr Ralf Bedranowsky. Er stieg inzwischen zum Vorsitzenden des Vorstands auf.

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