Devisenaffäre USA lassen Deutsche Bank nicht vom Haken

Eine US-Bezirksrichterin schließt nur einige Klagepunkte gegen die Deutsche Bank aus. Die Vorwürfe der Investoren gelten insgesamt als "plausibel". Das aktuelle Verfahren umfasst auch sechs andere Großbanken.

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Die Problemfälle der Deutschen Bank
Mai 2016Der italienische Staatsanwalt Michele Ruggiero ermittelt wegen Marktmanipulation gegen die Deutsche Bank und fünf aktuelle und ehemalige Top-Manager. Es geht um den Verkauf von italienischen Staatsanleihen im Wert von sieben Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2011. Die Deutsche Bank soll öffentlich versichert haben, dass die italienischen Staatsschulden stabil seien, gleichzeitig aber den Märkten und dem Finanzministerium in Rom verschwiegen haben, dass sie ihre eigenen Bestände drastisch abbauen werde. Quelle: REUTERS
Mai 2016Die Deutsche Bank legt ein Verfahren in den USA außergerichtlich bei. Sie zahlt 50 Millionen Dollar wegen des Vorwurfs der Manipulation des Marktindexes Isdafix. Mehrere Pensionsfonds und Kommunen hatten insgesamt 14 Banken vorgeworfen, den Wettbewerb auf dem Markt für sogenannte Zinsswaps behindert zu haben. Quelle: REUTERS
Mai 2016Die britische Finanzaufsicht FCA wirft der Deutschen Bank grobe Versäumnisse bei ihren Kontrollsystemen vor. Die Aufsicht kritisiert die Vorkehrungen des Instituts gegen Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Sanktionsverstöße. Diese wiesen "systematische Mängel" auf. Führungskräfte seien nicht ausreichend im Kampf gegen Finanzkriminalität engagiert. Quelle: REUTERS
28. April 2016Dieser Ärger ist hausgemacht: Georg Thoma, Leiter des Integritätsausschusses im Aufsichtsrat der Deutschen Bank, legt sein Amt nach massivem Druck seiner Kollegen nieder. Da Thoma vor allem die Aufklärung von Skandalen vorantreiben sollte, verunsichert sein Rückzug die Investoren.    Quelle: dpa
25. April 2016Ausnahmsweise mal ein juristischer Erfolg für die Bank. Das Münchner Landgericht spricht Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen und vier Ex-Spitzenbanker vom Vorwurf des versuchten Prozessbetrugs frei. Die Staatsanwaltschaft hatte den Angeklagten vorgeworfen, im Zivilprozess um die Pleite des Medienunternehmers Leo Kirch gelogen zu haben. Quelle: dpa
22. April 2016Aktionärin Marita Lampatz verlangt eine umfangreiche Sonderprüfung bei der Deutschen Bank. Neben vergangenen Jahresabschlüssen soll ein externer Experte auch Schadenersatzansprüche gegen Aufsichtsratschef Paul Achleitner und andere Topmanager wegen des Libor-Zinsskandals prüfen. Über den Antrag entscheidet die Hauptversammlung am 19. Mai. Quelle: dpa
April 2016Die Veröffentlichung der „Panama Papers“ zeigt, dass rund 30 deutsche Banken in den vergangenen Jahren die Dienste der Kanzlei Mossack Fonseca genutzt und mit ihrer Hilfe Briefkastenfirmen aufgesetzt haben. Auch die Deutsche Bank ist dabei. Quelle: REUTERS

Die Deutsche Bank muss in der Affäre um Tricksereien auf dem billionenschweren Devisenmarkt weiter zittern. Eine US-Richterin wies zwar einen Teil der Vorwürfe gegen Deutschlands größtes Geldhaus und sechs andere Institute ab, wie in der Nacht zum Mittwoch bekanntwurde. Dabei geht es unter anderem um Kartellvorwürfe in Zusammenhang mit Geschäften außerhalb der USA. Auch Transaktionen, die vor dem 1. Dezember 2007 getätigt wurden, sollen demnach nicht berücksichtigt werden. Die meisten anderen Klagepunkte wurden aber zugelassen.

Denn insgesamt sei die Argumentation der Investoren durchaus "plausibel", schrieb Bezirksrichterin Lorna Schofield in Manhattan in ihrer 56-seitigen Begründung. Die Kläger monieren, sie hätten Nachteile bei Devisengeschäften erlitten, weil die Banken auf dem Markt durch unlautere Absprachen für künstliche Preise gesorgt hätten. Zu den im aktuellen Fall beschuldigten Banken zählen neben der Deutschen Bank auch Credit Suisse, Morgan Stanley, Societe Generale, Standard Chartered, Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJ und die Royal Bank of Canada. Sie alle äußerten sich nicht zur Sache. Die Deutsche-Bank-Aktie war am Mittwoch mit einem Minus von einem halben Prozent größter Dax-Verlierer.

Rund um den Globus gehen Ermittler schon länger dem Verdacht nach, dass Banken auf dem Devisenmarkt gemauschelt und Kunden über den Tisch gezogen haben. Offenbar wurde auch hier heimlich in Chatrooms kommuniziert und an wichtigen Kursen geschraubt, um Extra-Gewinne einzustreichen. Die Aufseher sehen Parallelen zum Skandal um manipulierte Zins-Referenzsätze wie Libor und Euribor.

Hier hatte die Deutsche Bank ebenfalls ihre Finger im Spiel und war zu einer hohen Milliardenstrafe verdonnert worden. In der Devisenaffäre haben sich die Frankfurter bislang nicht verglichen – obwohl sie einer der größten Spieler auf dem Markt sind. Intern gilt das Devisenthema – neben dem US-Hypothekenstreit, der Geldwäsche-Affäre in Russland und den Sanktionsverstößen bei früheren Iran-Geschäften - als eine der potenziell teuersten Rechtsstreitigkeiten der Deutschen Bank.

Andere Großbanken haben die Devisenaffäre dagegen schon abgehakt. In Wellen gab es immer wieder Gruppen-Vergleiche. So mussten im Frühjahr 2015 fünf Institute eine Strafe von insgesamt 5,7 Milliarden Dollar an die US-Behörden abdrücken. Im Sommer 2015 folgten neun Banken mit einer gemeinsamen Strafzahlung von zwei Milliarden Dollar. Für diesen Vergleich hatte Richterin Schofield im vergangenen Dezember grünes Licht gegeben. Sie ist mit dem Thema also gut vertraut.

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