Direktbanken Das taugen Lockangebote beim Tagesgeld

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Worauf Kunden achten müssen

Dennoch ist das Modell der Autofinanzierer einfach. Sie sammeln Kundeneinlagen vergleichsweise günstig ein und geben es dann in Form von Autokrediten an Kunden weiter. Das ist lukrativ, da für die Finanzierung des Neuwagentraums in der Regel Raten deutlich über den Tagesgeldzinsen fällig werden. Zudem sind die Kredite über den Wert des Fahrzeugs besichert.   

Trotz besicherter Kredite fragen sich Kunden immer wieder, wie sicher ihr Erspartes bei den Tagesgeld-Lockangeboten ist. Denn es gibt auch negative Beispiele. Das jüngste ist die Kaupthing Bank. Die größte isländische Bank machte nicht nur auf dem Heimatmarkt ein gutes Geschäft, sondern expandierte auch ins europäische Ausland, um dort Einlagengeld der Sparer einzusammeln. Auch in der Bundesrepublik. Zehntausende deutsche Anleger legten ihr Erspartes bei den Isländern an – weil die Bank mit Kampfzinsen auf Kundenfang ging. Zu Beginn der Finanzkrise im Oktober 2008 brach die Bank zusammen und die Sparer mussten zittern. Das größte Problem war damals, dass durch die magere Einlagensicherung bei Kaupthing pro Sparer gerade einmal 20.887 Euro abgesichert waren.   

Können Sparer den Kampfangeboten also vertrauen? Grundsätzlich ja, denn mittlerweile gibt es eine EU-weite Einlagensicherung, die Ersparnisse bis 100.000 Euro abdeckt. "Für den Kunden kann da relativ wenig schief gehen", sagt Stotz. Allerdings: Ist eine ausländische Tochter am deutschen Tagesgeldmarkt aktiv, gilt für sie normalerweise die Einlagensicherung des Heimatlandes. Die ist zwar auf dem Papier in Ordnung, Kritiker befürchten allerdings, dass im Fall einer Pleite die Belange der ausländischen Sparer zuletzt bearbeitet würden.

Sparer müssen deshalb vor den guten Angeboten nicht zurückschrecken, sollten sich aber vorher mit dem Kleingedruckten beschäftigen. Denn teilweise sind gerade die Lockangebote an konkrete Bedingungen geknüpft, wie beispielsweise das gleichzeitige Eröffnen eines Depots. „Je verklausulierter die Vertragsbedingungen sind, desto eher sollten Sparer die Finger davon lassen“, sagt Fleischer. Wer unsicher ist, wie seriös die jeweilige Bank ist, kann auch einen Blick auf das Rating sowie den Eigenkapitalbestand werfen. Die wichtigste Regel ist allerdings, das Geld auf dem jeweiligen Tagesgeldkonto nicht einfach zu vergessen, sondern regelmäßig Angebote zu vergleichen. Oft gelten die besten Zinssätze nämlich nur für Neukunden, Bestandskunden gehen mit weit weniger nach Hause.

Nichtsdestotrotz wird der Kampf um die Einlagen des Sparers in jedem Fall weitergehen. Denn durch die verschärften Liquiditätsvorschriften im Zuge von Basel III müssen die Banken höhere Kapitalquoten erreichen. Auch die EZB könnte den Markt weiter anfachen, sollten Banken ihr Kapital nicht mehr kostenlos bei der Notenbank parken können. „Sollte die EZB tatsächlich einen Strafzins auf Einlagen der Banken einführen, dürfte der Markt für Tagesgeld noch umkämpfter werden“, sagt Fleischer. Auf den Sparer dürften damit weitere Lockangebote zukommen.

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