Empfehlung an die Deutsche Bank „Schließt das Investmentbanking!“

Kurz bevor die Deutsche Bank ihr Ergebnis vorlegt, sorgt ein renommierter Bankenexperte mit einer neuen Studie für Aufsehen. Er fordert von der größten deutschen Bank, das Investmentbanking zu schließen.

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Düstere Zeiten für Investmentbanker. Quelle: dpa

Frankfurt Von Bankregulierern, linken Politikern und Gewerkschaftlern hört man diese Forderung schon lange: Macht das Investmentbanking dicht! Doch nun kommt dieser Satz aus einer anderen Ecke. Der langjährige Bankenexperte Dieter Hein vom Analysehaus Fairesearch veröffentlichte am Montag eine Studie mit dem Namen "Investment Bank schließen und reich werden!" Nach seiner Ansicht würden die Aktionäre der Deutschen Bank, sowie der Schweizer Großbanken Credit Suisse und UBS von einer Abwicklung des Kapitalmarktgeschäfts profitieren. Denn im Verhältnis zum eingesetzten Kapital verdienten die Institute im klassischen Bankgeschäft deutlich mehr als im Investmentbanking. "Also stoßt dieses Geschäft ab!", empfiehlt Hein als einer der ersten Analysten den großen Geldhäusern.

Zumindest die UBS scheint Finanzkreisen zufolge in die Richtung gehen zu wollen. Ein Insider berichtete am Wochenende, das Institut plane einen radikalen Umbau im Investmentbanking, dem bis zu 10.000 Jobs zum Opfer fallen könnten. Laut "Financial Times" sollen große Teile des Anleihe-Geschäfts in eine Einheit ausgegliedert und nach und nach heruntergefahren werden. Es verblieben dann nur noch das Aktien- und Devisengeschäft sowie die Beratung etwa bei Fusionen und Übernahmen.

Auch Credit Suisse und die Deutsche Bank sparen im Investmentbanking und streichen Stellen, planen dort aber bislang keinen größeren Rückzug aus Geschäftsbereichen. Speziell bei Deutschlands größtem Geldhaus überrascht Heins Appell, weil es traditionell den Löwenanteil der Gewinne im Kapitalmarktgeschäft erzielt. Dank eines regen Handels im September dürfte dies auch im dritten Quartal wieder so gewesen sein. Auf der anderen Seite war das Investmentbanking im Krisenjahr 2008 aber auch Verlustbringer Nummer eins - und bindet zudem massiv Eigenkapital. Um die starke Abhängigkeit vom Handel zu reduzieren, hat die Deutsche Bank in den vergangenen Jahren das Privatkundengeschäft systematisch aufgebaut. Grund hierfür ist auch, dass die Gewinnaussichten im Investmentbanking wegen der schärferen Regulierung nicht mehr so rosig sind. Die Institute müssen künftig für riskante Geschäfte deutlich mehr Kapital vorhalten.

Nach Heins Berechnungen erzielte das Kapitalmarktgeschäft der Deutschen Bank von 1998 bis 2011 eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite von 11,1 Prozent pro Jahr, während im klassischen Privatkunden- und Vermögensverwaltungsgeschäft 21,5 Prozent verdient worden sind. Die Kapitalkosten im Investmentbanking lägen zwischen zwölf und 15 Prozent: "Damit hat die Sparte den Aktionären kaum Wert gebracht", bilanziert Hein. Er hält einen Verkauf des Geschäfts in dem Marktumfeld für unmöglich. Daher komme nur eine Abwicklung über mehrere Jahre in Betracht. Anschließend habe das Institut überschüssiges Kapital, das es den Aktionären ausschütten könne.

Die Bank äußert sich nicht zu Heins Studie. Aus Finanzkreisen verlautete aber, dass das Institut die Berechnungen nicht nachvollziehen könne. Die Investmentbank-Sparte, die lange vom derzeitigen Co-Chef Anshu Jain geleitet wurde, habe in den meisten Jahren die Kapitalkosten verdient und Mehrwert für die Aktionäre geschaffen. Auch Hein selbst glaubt nicht recht an eine Umsetzung seiner Forderung, da nicht nur Jain, sondern auch Aufsichtsratschef Paul Achleitner seine Wurzeln im Kapitalmarktgeschäft habe: "Wer soll da die empfohlene Strategie umsetzen?" Druck könnte von den Regulierern kommen: Zuletzt forderte eine hochrangige europäische Expertenkommission die Abspaltung riskanter Bankgeschäfte.

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