Ex-Bankräuber im Interview "Überfälle konnte ich gut"

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Schüsse auf Menschen wurden vermieden

Wie haben Sie die Kunden und Mitarbeiter der Banken unter Kontrolle gebracht?

Wir haben sie bedroht. Meine Komplizen hatten meist Pistolen, aber ich trug eine Schrotflinte, der Lauf gekürzt, der Schaft abgesägt. Das ist eine ganz bösartige Waffe, und das sieht man ihr auch an. Die Wirkung auf Menschen ist schon allein beim Anblick verheerend. Allerdings haben wir während eines Überfalls niemals eine Waffe abfeuern müssen. Die Leute mussten sich hinlegen und die Angestellten das Geld aus der Kasse herausgeben.

Wie kamen Sie da ran?

Einer von uns sprang über den Bedienschalter, schnappte sich einen Bankangestellten und ging mit dem in den abgeschirmten Kassenraum. In den kam man meist nur durch eine Tür hinter der Schalterhalle.

Sie haben nie auf Menschen geschossen, warum?

Unsere Bande wollte das auf jeden Fall verhindern, weil der Fahndungsdruck auf uns sonst überhand genommen hätte. Wir haben also nicht allein aus Mitgefühl so gehandelt. Weil keiner zu Schaden gekommen ist, hat die Polizei nach einigen Tagen die Suche aufgegeben und sich auf noch drastischere Fälle konzentriert.

Die stabilsten Banken der Welt
Bank of China Holdings, Hong Kong Quelle: REUTERS
Skandinaviska Enskilda Banken Quelle: REUTERS
Platz 8: Pohjola Bank, FinnlandNeben asiatischen Banken dominieren Institute aus Nord-Europa das Ranking. Die finnische Pohjola Bank kommt mit 28,5 Punkten auf Platz 8. Die Geschäftsbank hat in Finnland einen Marktanteil von fast einem Viertel bei Unternehmenskrediten. In der Untersuchung liegen die Finnen besonders bei der Absicherung von Problem-Krediten international weit vorne.
DBS-Bank Quelle: REUTERS
BayernLB Quelle: dpa
Scheich Hamad bin Jassim bin Jabor al Thani Quelle: dpa
OCBC-Bank Quelle: Reuters

Herr Hannich, wie bereiten Sie die Banken und ihre Mitarbeiter auf solche oder ähnliche Überfälle vor?

Mindestens zwei Mal im Jahr gibt es Sicherheitsunterweisungen in den Filialen. Die sind bewusst abstrakt gehalten. Wir warnen davor, Widerstand zu leisten oder zu fliehen, weil das die Täter zwingt, von ihrer Waffe Gebrauch zu machen.

Veranstalten Sie auch Rollenspiele, um das Verhalten bei Überfällen realitätsnah zu trainieren?

Davon rate ich ab. Das habe ich bisher nur für Polizisten gemacht, die haben zum Beispiel in einer Bankfiliale eine Geiselnahme trainiert, am Wochenende und ohne Mitarbeiter oder Kunden. Eine Überdosis Realität würde die Angst der Angestellten erheblich steigern, einige würden um Versetzung weg aus der Filiale bitten.

Herr Massat, wie haben Sie sich nach den Überfällen davongemacht?

Entscheidend ist, dass ein schneller Fluchtwagen mit einem zuverlässigen Fahrer bereitsteht. Das Auto war geklaut, meist ein schneller Golf GTI oder G 60. Dann gab es noch ein Fahrzeug zum Wechseln, um die Spur zu verwischen. Das Zweitauto war ein Audi 100. Die Fahrzeuge haben wir auf einem belebten Parkplatz zum Beispiel vor einem Supermarkt abgestellt, wo sie tagsüber nicht auffielen.

Offensichtlich haben Sie die Überfälle intensiv vorbereitet.

Man muss das im Detail planen, für mich war es wie gesagt ein Beruf. Wenn wir weit genug weg waren von der Bank und die Polizei die Straßen nach uns absuchte, haben wir uns für viele Stunden versteckt, etwa in einem Gebüsch hinter einem Spielplatz, und die Beute gezählt.

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Dafür hatten Sie Nerven?

Man muss ja im Versteck etwas tun, um die Zeit totzuschlagen. Die Beute zu zählen ist gar nicht so ohne. Auch damals waren die Geldbündel schon mit Farbbömbchen gesichert. Wenn man die falsch anpackte, war das Geld wertlos. Außerdem wäre man aufgefallen mit Farbe an den Händen.

Wie konnten Sie das vermeiden?

Wir hatten Stulpenhandschuhe dabei und Plastiktüten. Dann wurde jeweils ein Bündel aus dem Beutel herausgeholt und in der Plastiktüte geöffnet. So wurde nur das Bündel verunreinigt, in dem die Farbpatrone versteckt war.

Wie viele Banken haben Sie überfallen?

Die Taten sind verjährt, aber ich lege trotzdem keine Liste auf den Tisch. Wegen Bankraub und bewaffneten Diebstahls wurde ich zuletzt 1994 zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Wie hat man Sie erwischt?

Erwischt wurde ich wegen einer anderen Sache. Wir wollten einen Juwelier überfallen und dafür einen Laster klauen, um mit der Ladefläche rückwärts durchs Schaufenster zu stoßen. Gegenüber der Spedition, wo die Lkws parkten, war eine Tankstelle. Von dort hat wohl jemand die Polizei gerufen. Wir konnten zwar mit unserem eigenen Auto rechtzeitig entkommen, kehrten aber nach etwa einer Stunde zurück, um die Spuren zu beseitigen. Mein Kumpel hatte eine Flasche liegen gelassen, die er ohne Handschuhe angefasst hatte. Das ließ ihm keine Ruhe, weil er sich um die Fingerabdrücke sorgte. Allerdings hatten die Polizisten auf uns gewartet.

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