Finanzaufsicht BaFin leitet Insolvenz von Greensill Bank ein

Ein Schild mit dem Firmennamen «Greensill Bank» hängt am Eingang der Bremer Privatbank. Quelle: dpa

Die Finanzaufsicht BaFin hat beim Amtsgericht die Insolvenz der Greensill Bank eingeleitet. Der Entschädigungsfonds der privaten Banken springt für die privaten Spareinlagen ein.

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Die Bremer Greensill Bank ist nicht mehr zu retten. Wenige Tage nachdem die Finanzaufsicht BaFin das Institut geschlossen hat, leitete sie beim Amtsgericht Bremen nun die Insolvenz ein. „Bei uns ist gestern Abend ein Antrag von der BaFin auf Eröffnung eines Insolvenzverfahren bezüglich der Greensill Bank AG eingegangen“, sagte eine Sprecherin des Amtsgerichts am Dienstag. Damit dürfte demnächst die Entschädigung der Privatanleger beginnen. Zum Insolvenzverwalter wurde nach Informationen der WirtschaftsWoche Michael Frege bestellt. Er gilt als Experte für komplexe Fälle. Von der BaFin war zunächst kein Kommentar zu erhalten. Die Greensill Bank wollte sich nicht äußern.

Der Entschädigungsfonds der privaten Banken springt für die privaten Spareinlagen ein, da die Greensill Bank Mitglied in dem Fonds ist. Insider rechnen damit, dass auf den Fonds Zahlungen von etwa drei Milliarden Euro zukommen.

Die angelegten Gelder von institutionellen Anlegern wie etwa Bund, Ländern, Kommunen oder bankähnlichen Kunden unterliegen aber seit Oktober 2017 nicht mehr der Sicherungseinrichtung. Insidern zufolge stehen bei der Kundengruppe rund 500 Millionen Euro im Feuer.

Viele Kommunen werfen der Finanzaufsicht vor, zu spät über die Probleme bei der Greensill Bank informiert zu haben. Die BaFin wehrt sich dagegen. Dass die Gelder von Kommunen nicht mehr geschützt seien, habe der Bankenverband kommuniziert und auch in der Fachpresse für Kämmerer sei dies deutlich gemacht worden, erklärte die Behörde. Sie schloss die Bank Anfang März wegen drohender Überschuldung und zeigte das Management bei der Staatsanwaltschaft Bremen an, weil für Forderungen in der Bilanz teilweise kein Nachweis erbracht werden konnte.

Das Bremer Institut hatte jahrelang über Online-Portale wie „Weltsparen“ und „Zinspilot“ mit vergleichsweise hohen Zinsen Milliarden an Spareinlagen eingesammelt, mit denen Geschäfte der britisch-australischen Mutterfirma Greensill Capital abgesichert wurden. Das Wachstum war enorm: Alleine im Jahr 2019 stieg die Bilanzsumme der Bank von 760 Millionen Euro auf 3,8 Milliarden Euro. Ende 2020 belief sie sich auf 4,5 Milliarden Euro.

„Kämmerer müssen zu ihrer Verantwortung stehen“

Die Interessensvertretung Finanzwende kritisierte die Aufsichtsbehörde, die bereits wegen des Wirecard-Bilanzskandals in ein schlechtes Licht gerückt ist. „Die hohen Zinsen und das enorme Bilanzwachstum waren klare Warnsignale, trotzdem haben die Beteiligten zu spät reagiert“, sagte Michael Peters von Finanzwende. Das Land brauche eine Aufsicht, die Banken innerhalb einer Konzernstruktur beleuchte. Auch die Kämmerer müssten zu ihrer Verantwortung stehen. „Sie haben das Geld ihrer Einwohner wegen ein paar Promille höherer Zinsen einer Bank anvertraut, die bereits seit einiger Zeit von kritischer Berichterstattung begleitet wurde.“

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Die Muttergesellschaft der Bremer Bank, Greensill Capital, meldete vor ein paar Tagen Insolvenz an, nachdem Versicherungen für ihre Fonds weggefallen waren. Das Kerngeschäft der 2011 vom Australier Lex Greensill gegründeten Firma ist die Lieferketten-Finanzierung. Sie übernimmt Forderungen eines Lieferanten und zahlt sie an die Gegenpartei aus mit einem kleinen Abschlag. Die Forderungen bündelt sie zu Anleihen und verkauft sie an Investoren. Unter anderem betrieb sie das Fondsgeschäft mit der Schweizer Bank Credit Suisse. Diese stellt sich wegen des Zusammenbruchs von Greensill Capital auf finanzielle Belastungen ein.

Mehr zum Thema: Nach Lehman und Maple ist Insolvenzverwalter Michael Frege jetzt bei der Greensill Bank im Einsatz. Er gilt als Experte für komplexe Fälle, ist verschwiegen und hat einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit.

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