Finanzdienste im Internet Sie sind jung und wollen Ihr Geld

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Kreditech

Sebastian Diemer schickt quer durch die Welt Geld an Menschen, die er noch nie zu Gesicht bekommen hat. Vor Verlusten schützen soll den 27-jährigen Gründer ein von Kreditech entwickeltes Rechenprogramm, das die Bonität potenzieller Schuldner per Web prüft, und dies schneller und billiger als klassische Auskunfteien.

Diemers Hamburger Unternehmen will Geld mit Mikro- und Ratenkrediten an Privatleute verdienen, die von einer Bank kein Geld bekommen würden. Ihnen fehlt der Zugang zu Finanzdiensten, weil sie kein Bonitätsrating haben oder in entlegenen und strukturschwachen Gegenden leben.

Kreditech konzentriert sich zunächst auf sieben Länder, auf die dieses Profil in vielen Regionen passt – Spanien, Polen, Russland, Tschechien, Mexiko, Australien und neuerdings Peru. Im Andenstaat läuft die Auszahlung über Kreditkarten oder Kioske, 1500 Darlehen sind schon vergeben.

Die spektakulärsten Bankensitze weltweit
Die großen Banken verwalten unser Geld von imposanten Firmensitzen aus. Die zwölf eindrucksvollsten und innovativsten Büros hat der Gebäude-Informationsanbieter "Emporis " nun exklusiv zusammengestellt. Zu den außergewöhnlichsten Bankenzentralen gehört zweifellos der eine Milliarde US-Dollar teure Bank of America Tower im New Yorker Stadtteil Manhattan. Das Gebäude, welches der gegenwärtig größten US-Bank als repräsentatives Verwaltungsgebäude dient, ist eines der auffälligsten der Wolkenkratzer-Metropole. Der Mast des insgesamt 366 Meter hohen Turms ist keine aufgesetzte Antenne, sondern ragt als fester Teil aus dem gläsern verkleideten Bauwerk empor. Der Wolkenkratzer wurde für seine besonders umweltfreundliche und energiesparende Bauweise ausgezeichnet. Quelle: Tectonic Photo Quelle: Presse
Zweifellos gehört auch der Bank of China Tower in Hongkong zu den kreativsten Arbeitsplätzen weltweit. Der Turm hat als erstes Gebäude außerhalb der USA die 1000-Fuß-Marke durchbrochen und zählt bis heute zu den höchsten Firmensitzen der Welt. Die aus Dreieckselementen zusammengefügte Bauform, die reflektierenden Außenflächen und die bei Nacht beleuchteten Stahlträger erinnern an einen gigantischen Kristall. Quelle: Johannes Kaira Quelle: Presse
Auch die Skandinavier haben schicke Hochhäuser: Das DnB NOR-Gebäude in Oslo ist Sitz des größten Finanzdienstleistungsunternehmens in Norwegen. Das Gebäude ist 80.000 Quadratmeter groß. Unterschiedlich angeordnete Würfel geben jeder Etage eine individuelle Note. Quelle: ausfi Flickr Quelle: Presse
Luxemburg beherbergt die Europäischen Investitionsbank - und wie! Den Glaspalast hat das Düsseldorfer Architektenbüro Ingenhoven entworfen. Die v-förmigen Büros, die durch Atrien und Wintergärten miteinander verbunden sind, werden vollständig von Glas überspannt. Quelle: Wolfgang Bauer Quelle: Presse
Das ING House ist der Hauptsitz des weltweit tätigen ING Group. Zu besichtigen ist das kreative Gebäude in Amsterdam. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Form trägt der Bau auch die Spitznamen „Schuh“ und „Handstaubsauger“. Ausgedacht hat sich das Konstrukt das Architektenbüro Meyer en Van Schooten. Quelle: Michiel van Dijk Quelle: Presse
Der Isbank Tower in Istanbul ragt 181 Metern in den Himmel. Mit dieser Höhe war der Wolkenkratzer, der sich im Stadtteil Besiktas befindet, bis zum Jahr 2012 das höchste Gebäude in der Türkei. Mehrere Details der Fassade erinnern an den Trump Tower in New York City, der wie auch der türkische Tower, von dem Architekten Swanke Hayden entworfen wurde. Quelle: Tunc Quelle: Presse
In der Hafenstadt Dschidda in Saudi-Arabien hat die Islamic Development Bank Hauptquartier bezogen. Die zwei Türme sind durch eine Dachkonstruktion vereint. Das über 100 Meter hohe Gebäude verfügt über ein einzigartiges Design: Mithilfe schmaler Fensterschlitze in den Außenmauern wird das starke Sonnenlicht blockiert, während die zentralen Terrassen mit Glas verhüllt sind, um natürliches Licht hereinzulassen. Hier war das japanische Architektenbüro Nikken Sekkei am Werk. Quelle: Zohair Alghamdi Quelle: Presse

Um Deutschland macht Diemer aus zwei Gründen einen Bogen. Hierzulande braucht er eine Genehmigung der Finanzaufsicht BaFin, um Kredite zu vergeben, und die hat er noch nicht. Zudem gibt es in Deutschland schon viele Anbieter, die Informationen über Kreditsuchende liefern.

Damit er sein Geld wiedersieht, muss Diemer seine Schuldner gründlich durchleuchten. Begeistert erklärt der Jungunternehmer das Konzept: „Aus den Spuren der Nutzer im Netz erkennt unser Algorithmus Muster, mit denen sich schlechte von guten Schuldnern unterscheiden lassen. Bis zu 15 000 Daten je Person werden dabei ausgewertet.“ Die Software merkt zum Beispiel, ob beim Kreditantrag geschummelt wird – nämlich wenn Name und Adresse flott eingetippt werden, aber bei der Eingabe des Arbeitgebers viel Zeit verstreicht, weil der Antragsteller sich hier erst eine Lüge einfallen lassen muss.

Stellt die Software fest, dass der Antragsteller vorher auf Web-Seiten surfte, die über Privatinsolvenz oder Pfandleihe für Überschuldete informieren, zieht sie Punkte vom Rating ab. Zudem wird blitzschnell über Behördendatenbanken abgeglichen, ob die Adresse von gestohlenen Pässen oder Ausweisen stammt. Wer will, kann Kreditech auch Einblick in sein Facebook-Profil oder sein Amazon-Konto erlauben, um einen soliden Lebensstil zu demonstrieren. Das tun bisher aber nur wenige.

Entscheidend ist, dass die Software nicht aufgrund festgelegter Kriterien über die Kreditvergabe entscheidet, sondern diese an die Erfahrungen mit bisherigen Schuldnern anpasst. Je mehr Kredite vergeben werden, desto mehr lernt Big Brother dazu.

85 Prozent der Kreditanfragen lehnt Kreditech nach eigenen Angaben ab. Trotzdem haben die Hamburger allein im August sieben Millionen Euro verliehen. Wegen der kurzen Laufzeiten der Mikrokredite von einer Woche bis zu einem Monat komme das Geld aber schnell wieder rein.

In etablierten Kreditech-Märkten wie Polen, Tschechien oder Spanien fallen bisher im Schnitt etwas weniger als zehn Prozent des Kreditvolumens aus, beim Einstieg in neue Märkte sind die Ausfallraten wesentlich höher. Das hohe Risiko lässt Diemer sich dort durch Zinsen von bis zu zwölf Prozent je Monat vergüten.

Investoren hat er mit diesem Geschäftsmodell überzeugt und im Juni 40 Millionen Dollar Wagniskapital eingesammelt. Ein Wagnis ist es tatsächlich, denn die mächtige Berliner Gründerfabrik Rocket Internet bringt in Spanien ein ähnliches Konzept auf den Markt. Zudem bauen für Kreditech attraktive Schwellenländer ihren Finanzsektor aus. Die neue indische Regierung etwa verpflichtet demnächst alle Banken, auch den Ärmsten ein Konto anzubieten.

  • Kundennutzen: Hoch, da schneller Kredit für Zielgruppen, die keine Bank als Kunde will
  • Marktchancen: Mittel, wegen hohem Kreditrisiko und Konkurrenz auf dem Markt

Der Aufstieg der Finanzinnovatoren mag riskant sein für die ambitionierten Gründer vom Schlage Diemers, Hankirs oder Georgadze sowie deren Investoren. Für die Volkswirtschaft ist das Risiko allerdings gleich null, ganz anders als beim überdimensionierten Bankensektor. Schlagen die neuen Geschäftsmodelle fehl, wird kein Steuerzahler in Mitleidenschaft gezogen: Die Finanz-Start-ups sind fast nur mit Eigenkapital finanziert.

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