Frank Strauß Wie der neue Postbank-Chef tickt

Seite 2/2

Vorbilder, Vorlieben und Abneigungen, Ziele und Visionen

Was Ackermann und seine Kollegen verdienen
Es ist Zahltag: Die sieben Mitglieder des Deutsche-Bank-Vorstands erhielten im vergangenen Jahr zusammen 26,4 Millionen Euro. 2010 hatte die Bank an ihre damals acht Vorstände 32,4 Millionen Euro gezahlt. Quelle: REUTERS
Dass die Gehaltszahlungen geringer ausfallen als im Vorjahr, liegt daran dass die Deutsche Bank ihr Vergütungssystem umgestellt hat. Und das erfordert ein wenig mehr Bescheidenheit, wie aus dem heute vorgelegten Geschäftsbericht des Instituts hervorgeht. Insgesamt haben die sieben Vorstandsmitglieder 2011 26,44 Millionen Euro verdient. Das sind knapp sechs Millionen Euro weniger als 2010. Quelle: Presse
Josef Ackermann bekam 2011 6,3 Millionen Euro, damit bleibt er exakt auf dem Vorjahresniveau. Ackermanns Fixgehalt beläuft sich weiterhin auf 1,65 Millionen Euro. Einen größeren Teil seiner Boni bekommt er erst später ausgezahlt, damit es eine Motivation gibt, den Erfolg der Bank auch langfristig sicherzustellen. Dazu kommt ein nicht aktienbasierender langfristiger Bonus - der sogenannte Restricted Incentive Award - von 3,75 Millionen Euro, der in den Jahren von 2013 bis 2016 ausgezahlt wird. Den ersten Teil dieses speziellen Bonus, nämlich den für das Geschäftsjahr 2009, über knapp 700.000, bekommt Ackermann jetzt in 2011. Sie sind in den 6,3 Millionen eingerechnet. Zum Vergleich: VW-Chef Martin Winterkorn erhält 2011 mehr als 17,4 Millionen Euro. Quelle: dapd
Über Jahre hinweg hat Anshu Jain ein höheres Gehalt bekommen als Josef Ackermann. Er verantwortet das Investment-Banking. In Top-Jahren soll Jain bis zu 30 Millionen Euro verdient haben. Nun nennt sich sein Posten offiziell Head of Global Markets und Co-Head des Konzernbereichs Corporate and Investment Bank. Bald wird er Ackermann an an der Spitze ablösen. Was das Gehalt betrifft, ist er in diesem Jahr der große Verlierer. Jain verdiente 2011 5,8 Millionen Euro. Das sind rund 1,7 Millionen Euro weniger als 2010. Dazu kommt aber noch der Restricted Incentive Award in Höhe von 4,2 Millionen Euro (gezahlt von 2013 bis 2016) - in diesem Jahr bekommt er knapp 250.000 Euro - stammend aus dem Geschäftsjahr 2009. Damit ist er immerhin die Nummer zwei im Vorstand der Deutschen Bank. Quelle: dpa
Gemeinsam mit Anshu Jain soll die Doppelspitze des neuen Vorstands bilden. Jürgen Fitschen ist zwar seit langem bei der Deutschen Bank (1987), aber erst seit 2009 im Vorstand. Im Vergleich zu den beiden Spitzenverdienern fällt sein Gehalt vergleichsweise niedrig aus. Sein Salär belief sich im Jahr 2011 auf 2,85 Millionen Euro, davon 1,15 Millionen Fixgehalt. Dazu kommt der Restricted Incentive Award in Höhe von 1,4 Millionen Euro (gezahlt von 2013 bis 2016). Fitschen könnte man als "Weltenbummler" im Vorstand bezeichnen. Schon 1987 war er in Thailand, Japan und Singapur tätig. 2005 übernahm Fitschen die Verantwortung für das neu geschaffene Regional Management weltweit. Quelle: REUTERS
Stefan Krause war früher Vorstand bei BMW. 2008 wechselte er zur Deutschen Bank. Seit 2009 ist Krause als Chief Financial Officer verantwortlich für Finanzen, Steuern, Corporate Insurance, Investor Relations, Revision und Abwicklung von Handelsgeschäften. Mit einem Gesamtgehalt vom 2,88 Millionen Euro gehört er zu den besseren Verdienern im Vorstand. Das Fixgehalt beträgt 1,15 Millionen Euro. 2010 hatte Krause noch 3,1 Millionen Euro verdient. Sein Restricted Incentive Award beträgt 1,4 Millionen Euro (gezahlt von 2013 bis 2016) - 2011 bekommt er knapp 100.000 Euro aus diesem Topf ausgezahlt. Quelle: Presse
Hermann-Josef Lamberti ist bereits seit 1998 bei der Deutschen Bank und seit 2002 im Vorstand. Noch ist Lamberti als Chief Operating Officer weltweit für Personal, Informationstechnologie, Abwicklung, Kosten- und Infrastrukturmanagement, Gebäude- und Flächenmanagement sowie Einkauf verantwortlich. Er verdiente 2011 ebenfalls 2,88 Millionen - im Vorjahr war es geringfügig mehr. Dazu kommt der Restricted Incentive Award in Höhe von 1,4 Millionen Euro (gezahlt von 2013 bis 2016). Auch er bekommt aus dem Jahr 2009 rund 100.000 Euro. Der 56-Jährige wird das Haus zum Juni verlassen. Für Lamberti rücke Henry Ritchotte (48) in das Führungsgremium auf. Quelle: dapd

Strauß’ Karriere im Management der Deutschen Bank beginnt mit einem grandiosen Fehlschlag. Unter dem damaligen Privatkundenmanager und späteren Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter gehört er Ende der Neunzigerjahre zu dem Team, das das Geschäft mit weniger betuchten Kunden in die damalige Deutsche Bank 24 ausgliedert. Weil sich die Betroffenen dadurch diskriminiert fühlen, wird das Unterfangen 2002 wieder rückgängig gemacht. Dennoch bleibt das gescheiterte Projekt für alle Beteiligten eine prägende Erfahrung. Viele heutige Top-Manager waren damals mit von der Partie.

Walter ist der früheste Förderer von Strauß. Noch heute lobt der für seinen Perfektionismus bekannte Ex-Bankchef den damaligen Ziehsohn: „Er hat schnell gelernt, nie aufgegeben und immer überzeugende Lösungen gefunden.“ Auch größere Projekte habe er erfolgreich geleitet, sein Aufstieg sei deshalb keine Sensation.

Vorlieben & Abneigungen: Jäger des Pucks

Parallel zu seiner Laufbahn bei der Deutschen Bank hat Strauß zunächst auch als Leistungssportler Karriere gemacht. Als Eishockeyprofi absolvierte er in der Zweiten Bundesliga zwischen 1989 und 1998 mehr als 300 Spiele für Teams aus seiner Heimatstadt Iserlohn, aus Dortmund und Bad Nauheim. Strauß gelangen in dieser Zeit immerhin 67 Tore.

Sport ist ihm noch immer wichtig, doch die Zeit reicht heute nur noch für regelmäßige Besuche im Fitnessstudio. Gerne besucht er Fußballspiele seines Lieblingsclubs Borussia Mönchengladbach, dessen Hauptsponsor die Postbank ist. Möglichst viel Zeit widmet er seiner Frau und den zwei Kindern, die nicht an den Postbank-Sitz Bonn gezogen sind, sondern weiter im Raum Frankfurt leben.

Ziele & Visionen: Schwieriger Spagat

Die Postbank gilt als schlafender Riese. Nach eigenen Angaben hat sie 14 Millionen Kunden, von denen aber nur ein kleiner Teil als aktiv gilt. Strauß muss beweisen, dass die übrigen Registrierten in der Kartei nur schlummern und nicht tot sind. Nach der Übernahme sind die Beschäftigten des früheren Staatsunternehmens verunsichert.

Sie fürchten nicht nur um ihre Arbeitsplätze. Der neue Chef muss ihnen auch vermitteln, dass sie im weltweiten Finanzkonzern Identität und Stellenwert behalten. Gleichzeitig sind die Synergieerwartungen in Frankfurt groß, weitere Einsparungen deshalb unvermeidlich. „Strauß hat einen der schwierigsten Jobs in der ganzen Bank“, sagt ein Manager.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%