Das Konzept gibt es in der Modebranche, bei Fastfood-Ketten und Supermärkten. Unter Markennamen wie McDonald’s oder Rewe führen Selbstständige eine oder mehrere Geschäfte. Das Unternehmen regelt alles – von der Einrichtung bis zur Schulung der Mitarbeiter – der Selbstständige trägt die Kosten und zahlt zudem dafür, dass er das „Erfolgskonzept“ nutzen kann.
Auch die Münchener HypoVereinsbank (HVB) möchte nun Franchise nutzen. Wie Privatkundenchef Peter Buschbeck am Mittwoch bei einer Branchentagung in Mainz mitteilte, werde die Bank freie Berater an sich binden und diesen eine schlüsselfertige Geschäftsstelle samt Geldautomaten im HVB-Look einrichten.
Geplant sei dies für Regionen, in denen die Bank bislang wenig präsent ist. Und von denen gibt es viele: Traditionell ballt sich das Filialnetz im Süden und nach der Übernahme der Hamburger Vereinsbank auch im Norden. Dazwischen ist die HypoVereinsbank, die zur italienischen UniCredit-Bank gehört, mager besetzt. Nachdem sie zuletzt bei der Übernahme der 174-SEB-Filialen gegenüber der Santander-Bank den Kürzeren zog, sollen nun das Franchise-Konzept helfen.
Der Vorteil: Somit erspart sich die Bank die hohen Kosten bei der Expansion mit eigenen Filialen. Peter Buschbeck versprach auf der Tagung, dass die freien Berater „sehr gut“ geschult und von der Zentrale kontrolliert würden, um die Qualität zu sichern.
HVB will BaFin in Kontrollen einbeziehen
Sie sollen die herkömmlichen 615 konzerneigenen Filialen nicht ersetzen. Die Niederlassungen der freien Berater sollen von außen als „Finanzpartner-Filiale“ gekennzeichnet sein. Das ist nicht das einzige, was die Partnerfilialen von den klassischen unterscheiden wird. Zwar wird es die gleichen Beratungsstandards geben, doch wird das Angebot nicht den gleichen Umfang haben, wie das der Konzernfilialen. So wird es etwa nicht möglich sein, am Schalter auf sein Konto Geld einzuzahlen oder ausbezahlt zu bekommen – das wird nur an den Automaten gehen.
Weil freie Finanzberater nicht der Banken- und Finanzaufsicht BaFin, sondern nur der Gewerbeaufsicht unterstehen, plant das Institut eigene Kontrollen. Bei Bedarf soll die BaFin dabei miteinbezogen werden, dies sei mit der Behörde schon abgeklärt. Bisher betreibt in Deutschland nur die Deutsche Bank ein Franchise-Konzept für 120 Filialen. Im Ausland, etwa in den Benelux-Ländern, ist das Konzept eher verbreitet.
Einen weiteren neuen Weg geht die HVB mit Videoberatungen. Die Bank hat schon damit begonnen, bei Beratungsgesprächen in Filialen, Spezialisten per Videoübertragung hinzuzuholen. Dadurch, dass nicht überall vor Ort Experten für alle Bereiche braucht, kann die HVB weitere Kosten einsparen. Zukünftig sollen solche Videoberatungen auch von Zuhause über die HVB-Homepage möglich sein.