Gescheitertes Mega-Projekt Wie teuer wird das Auslagerungsdesaster der Commerzbank?

Quelle: dpa

Der Commerzbank droht noch mehr Ärger wegen eines Mega-Flops: Die Großbank HSBC könnte Ansprüche gegen das Frankfurter Geldhaus geltend machen - weil die Commerzbank ein bedeutendes Auslagerungsprojekt scheitern ließ. 

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Die gescheiterte Auslagerung ihrer Wertpapierabwicklung an die Großbank HSBC dürfte für die Commerzbank ein Nachspiel haben. Kreise im Umfeld des Instituts rechnen nach Informationen der WirtschaftsWoche damit, dass die britische HSBC wegen des gescheiterten Projekts Ansprüche gegen das Frankfurter Institut geltend machen wird. Diese sollen derzeit konkret geprüft werden.

Die Commerzbank hat wegen des Projekts bereits Rückstellungen in zweistelliger Millionenhöhe öffentlich gemacht – zusätzlich zu einer Sonderabschreibung von circa 200 Millionen Euro. Ende Juli hatte das Institut die Auslagerung wegen massiver Probleme auf eigenen Wunsch gestoppt; der Schritt könnte die Ansprüche der HSBC gegen die Commerzbank begründen. Beide Banken wollten sich zu dem Thema nicht äußern. Die Commerzbank wollte zudem nicht mitteilen, wie viele Millionen Euro die Rückstellung umfasst und warum sie diese gebildet hat. 

Informierte ein Vorstand zu spät über Probleme?

Die angedachte Auslagerung hatte bereits seit Längerem Probleme gemacht: Schon im Januar 2020 hatte die WirtschaftsWoche berichtet, dass das Großprojekt nicht wie geplant im Frühjahr 2020, sondern erst 2021 starten sollte. Mitte Juli dieses Jahres hatte das Handelsblatt herausgefunden, dass Jörg Hessenmüller, IT-Vorstand der Commerzbank, Ärger wegen der Auslagerung hat: Teile des Aufsichtsrates werfen ihm vor, zu spät über die Probleme des Projekts berichtet zu haben. Der Aufsichtsrat der Bank hat im Anschluss eine Untersuchung beauftragt, die klären soll, wie es zu dem Debakel gekommen war. Ob Manager die Bank deshalb verlassen müssen, ist noch unklar. 

Die Commerzbank hatte sich Ende 2017 im Zuge ihrer vielen Sanierungsversuche entschieden, die Wertpapierabwicklung an die Deutschland-Tochter der HSBC auszulagern, um Kosten zu sparen. Die HSBC wiederum hatte sich „stabile zweistellige Millioneneinnahmen“ erhofft. Den Stopp des Projekts hatte die Commerzbank damit begründet, die Wertpapierabwicklung doch „profitabel fortführen“ zu können, was am „deutlich gewachsenen Handelsvolumen und der technologischen Weiterentwicklung“ liege. 

Eine Wertpapierabwicklung arbeitet im Hintergrund: Sie sorgt dafür, dass die Depots der Kunden ordnungsgemäß funktionieren und beispielsweise Dividenden verbucht werden. Das Geschäft ist aufwendig und macht sich nur bezahlt, wenn ein Anbieter eine große Anzahl an Depots verwaltet.

Mehr zum Thema: Das Drama um die Wirecard-Analystin Heike Pauls geht weiter: Die Commerzbank geht gegen ein Urteil vor, wonach das Institut die frühere Mitarbeiterin wieder einstellen muss. Die Bank hatte sie im Januar rausgeworfen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%