Gesprengte Geldautomaten Die Ohnmacht der deutschen Banken

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Versicherungen: Der Druck auf die Banken nimmt zu

Wie sind die Geldautomaten der Banken versichert?

Alle Banken versichern ihre Geldautomaten und das enthaltene Bargeld. Bei einer Sprengung zahlt also die Versicherung den Schaden. Meist ist der Schaden am Gebäude deutlich höher als der Verlust des Bargeldes. Experten sind verschiedener Meinung, ob sich danach die Versicherungssumme erhöht. Ein Mitarbeiter eines Sparkassenverbandes sagt: „Am Ende müssen die Banken selbst zahlen, weil die Versicherungsprämien nach dem Schadensfall ansteigen.“ Derzeit würden alle Banken in Deutschland eine detaillierte Risikoanalyse für jeden Automaten anstellen und prüfen: Welcher Standort braucht zuerst eine Nachrüstung? Welcher Automat ist aufgrund seiner Bauweise und der Lage an Schnellstraßen besonders gefährdet?

Im Gegensatz dazu steht die Aussage von Jörg Brokkötter, Sprecher der Westfälischen Provinzial Versicherung. Er betont: „Eine Sprengung nimmt keinen Einfluss auf den Versicherungsvertrag. Wir beraten die Banken ganz aktiv, haben aber nirgendwo den Beitrag erhöht.“

Ein Abteilungsleiter der Bundesbank, der im Hintergrund bleiben will, berichtet, dass Versicherungen den Banken Rabatte gewähren, wenn sie ihre Automaten mit zusätzlicher Technik schützen. In jedem Fall können Verträge nur bei neuen Automaten oder im Schadensfall verändert werden.

Machen die Versicherungen den Banken nicht mal langsam Druck, für mehr Sicherheit zu sorgen?

Die Sparkassen werden von der Provinzial versichert. „Wir haben derzeit 26 Fälle von gesprengten Geldautomaten “, teilt die Provinzial Rheinland Versicherung auf Anfrage mit. Rechnee man die "erfolglosen" Versuche heraus, seien Schäden entstanden, die sich im niedrigen sechsstelligen Bereich bewegen. Dazu gehörten Gebäudeschäden, der zerstörte Automat und das gestohlene Bargeld.

Die Provinzial Rheinland fordert „von den bei uns versicherten Sparkassen aktiv Gegenmaßnahmen ein“, damit Sprengungen erfolglos sind.  Sonst sei "die Versicherbarkeit von Geldautomaten gefährdet“. Maßnahmen seien etwa die Schließung der Foyers zur Nachtzeit, Einfärbesysteme, die erbeutetes Bargeld unbrauchbar machen, und eine Nachrüstung mit Schutzmatten für ausreichenden Explosionsschutz (das sogenannte „EAM-Kit“), sowie die bauliche Umrüstung der Automaten. Das könnte bedeuten, die Automaten fest in das Gebäude einzubauen und keine "freistehenden" Automaten mehr zuzulassen, da diese leichter zu sprengen sind.

Was erwartet die Polizei für das kommende Jahr?

Der Direktor des LKA, Uwe Jacob, rechnet mit Ermittlungserfolgen: "Wir haben an Tatmitteln DNA sichern und zuordnen können und sind guter Dinge, dass es weitere Festnahmen gibt", sagte Jacob der Deutschen Presse-Agentur bereits vor den Festnahmen in der vergangenen Woche. "Derzeit laufen verschiedene Rechtshilfeersuchen mit den Niederlanden. Ich denke, da werden bald weitere Erfolge offensichtlich werden." Doch auch wenn die Banken ihre Sicherheit verbessern, wird es wohl weiterhin Verbrecher geben, für die das Sprengen von Geldautomaten lukrativ bleibt. "Ein 100-prozentiges Allheilmittel gibt es nicht", sagt Robert Klein, Sprecher der Sparkasse Westmünsterland. "Es sind auch schon Geldautomaten gesprengt worden, obwohl das Eingangsfoyer nachts geschlossen war und die Automaten mit Anti-Gas-Systemen und Färbesystemen ausgestattet waren".

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