Grameen Bank Das Ende der „Bank für die Armen“

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Hilfe zur Selbsthilfe

Diese Volkswirtschaften hinken hinterher
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Der Grameen Bank für Mikrofinanzierung geht es zunächst um die Befreiung ihrer Kreditnehmer aus der Armut als um das Geschäft. Dennoch verlangt sie Zinsen und wirtschaftet profitabel. Die Zinsen sind sehr niedrig im Verglich zu den Kleinstkrediten der Regierung. Die Mikrokredite geben auch den Ärmsten die Chance, sich aus der Armut zu befreien, indem sie ein Unternehmen gründen oder das Geld für andere Arten der legalen Einkommenserzeugung nutzen. Die beliebtesten Branchen zur Unternehmensgründung sind die Bambusverarbeitung in Flechtkörbe, Strickerei, Weben, Kuh- und Ziegenzucht. Das Konzept heißt Hilfe zur Selbsthilfe und nicht Wohltätigkeit. Die Besonderheit: herkömmliche Banken verlangen Sicherheiten, ohne sie gilt niemand als kreditwürdig. Die Grameen Bank verzichtet darauf. Das Vertrauen in den Kreditnehmer genügt ihr als Sicherheit.

So gelangen auch Menschen ohne jeglichen Besitz an einen Kredit. Die Rückzahlungsrate lag im Juli 2013 bei über 97 Prozent und die neu vergebenen Kredite beliefen sich auf eine Gesamtsumme von 156 Millionen US-Dollar. Acht Millionen Kreditnehmer und ihre Familien sind momentan abhängig von der Grameen Bank. Seit Gründung der Bank wurden Kredite im Volumen von insgesamt 14 Milliarden US-Dollar vergeben.

32 US-Kongressabgeordnete sendeten einen ähnlichen Brief an die bengalische Regierung und baten Wajed ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken.

Trotz eines jährlichen wirtschaftlichen Wachstums von fünf bis sechs Prozent zwischen 2007 und 2013 hat Bangladesch nicht die Mittel um die Ziele in der Armutsbekämpfung zu verwirklichen. Die Einkommensungleichheit wächst und die Abhängigkeit vom Textilsektor weist auf eine instabile Volkswirtschaft hin. Damit wird es in Zukunft schwierig, wenn nicht unmöglich, ein nachhaltiges Wachstum zu sichern. Umso wichtiger ist die Unabhängigkeit von Organisationen wie der Grameen Bank um die Volkswirtschaft von unten zu stärken oder zumindest zu stabilisieren.

Es ist kein Geheimnis, dass Bangladesch unter extrem korrupten Behörden leidet. Das beweist auch die Rangliste des World Economic Forum für Korruption und die Qualität öffentlicher Einrichtungen; Bangladesch steht ganz unten. Aus diesem Grund zweifeln Branson und Co. an dem Vorhaben der bengalischen Premierministerin. Mit großer Sicherheit ist es nicht die Absicht der Regierung, die Entwicklungshilfe zu unterstützen, sondern viel mehr diese zu dämpfen und die Bank ertragreicher zu betreiben. Wohlhabendere und entwickelte Bürger sind gleichzeitig mündigere Bürger – ein Risiko für korrupte Politiker.

Muhammad Yunus selbst äußerte sich nicht zum jüngst erschienenen Brief. Tahsina Kahtun, Leiter der Grameen Bank, freut sich über die internationale Unterstützung und hofft, dass die Regierung zuhört. Sie selbst hätten schon alles versucht, damit die Bank weiterhin so agieren kann, wie in den letzten 37 Jahren. Leider vergeblich.

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