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Gremium überwacht künftig Zinssatz Der Libor wird umgekrempelt

Nach dem Libor-Skandal soll der im internationalen Finanzverkehr wichtige Zinssatz auf neue Beine gestellt werden. Die Überwachung der Zinsermittlung wird der Selbstkontrolle der Banken entzogen.

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Martin Wheatley Quelle: dpa

Der internationale Referenz-Zinssatz Libor wird trotz des Manipulationsskandals vorerst nicht abgeschafft. Die zuständige britische Finanzaufsicht FSA stellte am Freitag ihre mit Spannung erwarteten Reformvorschläge vor. "Das System ist beschädigt und muss komplett überarbeitet werden", sagte FSA-Chef Martin Wheatley. Allerdings sei der Libor so stark als zentraler Zinssatz im Finanzsystem verankert, dass eine Abschaffung derzeit nicht möglich sei. Es gebe aktuell auch keine besseren Alternativen.

Was den Libor so wichtig macht

Langfristig sollte man darüber jedoch nachdenken, betonte der Chef-Aufseher, der von der Regierung beauftragt worden ist, die Reformvorschläge zu erarbeiten. Der für Finanzdienstleistungen zuständige Minister Greg Clark, nannte die Vorschläge ausgewogen und realistisch. Die Änderungen sollten nun rasch umgesetzt werden.

Weltweit stehen mehr als ein Dutzend Großbanken unter Versacht, den Libor in den vergangenen Jahren manipuliert zu haben, darunter auch die Deutsche Bank. Der Zins wird einmal täglich in London ermittelt und beruht auf den Angaben der Institute zu ihren Refinanzierungskosten.

Bislang hat lediglich das britische Geldhaus Barclays ein Fehlverhalten von Händlern eingeräumt. Das Top-Management musste daraufhin gehen, zudem wurde der Bank eine Strafe von fast einer halben Milliarde Dollar aufgebrummt. Mit den falschen Angaben haben Händler Gewinne eingestrichen und die wahren Refinanzierungskosten verschleiert.

Die Aufseher müssen nun an den Märkten das Vertrauen in den Zinssatz wiederherstellen, der als Richtschnur für Finanztransaktionen im Volumen von mehr als 300 Billionen Dollar gilt, darunter Hypotheken, Kreditgeschäfte und komplexe Derivate-Transaktionen. Eine Abschaffung des Zinses würde zu erheblichen rechtlichen Problemen führen, da viele Verträge darauf basieren, sagt Darrell Duffie, ein Finanzprofessor an der Stanford University.

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