Großbritannien Ex-Deutsche-Bank-Händler vor Rekordstrafe

Die britische Finanzaufsicht steht offenbar kurz davor, die bislang höchste Strafe gegen eine Einzelperson zu verhängen. Im Visier der Regulierungsbehörde ist ein ehemaliger Mitarbeiter des größten deutschen Geldhauses.

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Die britische Finanzmarktbehörde FCA will gegen den ehemaligen Händler der Deutschen Bank, Christian Bittar, eine Strafe in Höhe von 10 Millionen Pfund (12,3 Millionen Euro) verhängen. Grund: Die versuchte Manipulation von Zinssätzen. Es wäre die höchste Strafe gegen eine Einzelperson, so eine mit dem Vorgang betraute Person zur Nachrichtenagentur Bloomberg.

Die FCA informierte Bittar in den vergangenen Wochen über die Absicht, ihn für die versuchte Manipulation des Euro-Interbanken-Zinssatzes zu bestrafen, so die Person weiter. Die Entscheidung würde die bislang größte Strafe in Höhe von sieben Millionen Euro gegen einen in Dubai ansässigen Investor in den Schatten stellen, der an der Londoner Börse Kurse manipuliert hatte. Die FCA hatte mitgeteilt, dass sie mindestens sieben weitere nicht näher genannte Händler zu Strafen verdonnern wolle, die ebenfalls versucht hatten den Libor oder ähnliche Zinssätze zu manipulieren. Auf mindestens zwei von ihnen könnte eine Strafe in Höhe von mehr als einer Million Pfund hinzukommen.

Bank of America muss 17 Milliarden Dollar Strafe zahlen
Bank of AmericaWankende Großbanken brachten das Weltfinanzsystem 2008 an den Rand des Zusammenbruchs. Dubiose Hypotheken-Deals hatten den Weg dafür bereitet. Doch die Vergangenheit holt die Geldhäuser ein - der Bank of America (BoA) droht nun gar die höchste Strafe aller Zeiten. Dem „Wall Street Journal“ zufolge steht das Finanzinstitut kurz vor einem Vergleich mit dem US-Justizministerium über knapp 17 Milliarden US-Dollar (rund zwölf Milliarden Euro), davon neun Milliarden Dollar in bar. Das wäre der höchste jemals bezahlte Betrag in einer zivilrechtlichen Auseinandersetzung zwischen der US-Regierung und einem Unternehmen. Bereits im März musste BoA 9,5 Milliarden Dollar nach einer Klage der Aufsichtsbehörde Federal Housing Finance Agency zahlen. Die US-Behörden sind bei der Bestrafung von Großbanken nicht eben zimperlich - zumindest, wenn es um Geldstrafen geht. Welche Banken ebenfalls Rekordgeldbußen zahlen mussten, erfahren sie auf den folgenden Seiten. Quelle: REUTERS
Goldman SachsDie US-Großbank hat die Finanzkrise trotz viel Kritik an ihren Geschäftsmethoden vergleichsweise gut überstanden. Ende August 2014 handelte das Geldhaus mit den US-Aufsichtsbehörden und den Immobilienfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac, die im Zuge der Immobilien- und Finanzkrise von der US-Regierung mit insgesamt 187 Milliarden Dollar gerettet werden mussten, einen Vergleich aus. 2005 und 2007 hatte Goldman Sachs den beiden Gesellschaften zusammengeschnürte minderwertige Immobilienkredite verkauft. Laut Einigung muss Goldman diese Papiere für 3,15 Milliarden Dollar zurückkaufen. Damit zahlt die Bank 1,2 Milliarden Dollar mehr, als die Kreditportfolios derzeit wert sind. Quelle: REUTERS
CitigroupDie Citigroup leistet für fragwürdige Hypothekengeschäfte eine sieben Milliarden Dollar schwere Abbitte. Nach Ansicht der US-Justiz hatte die Bank den Käufern verschwiegen, wie schlecht es um die in verbrieften Wertpapieren enthaltenen Hauskredite gestanden habe. Wie die US-Großbank mitteilte, zahlt sie 4,5 Milliarden Dollar an US-Behörden und gewährt zudem Finanzierungshilfen und -erleichterungen für Hausbauer im Wert von 2,5 Milliarden Dollar. Der Vergleich verhagelt der Citigroup das zweite Quartal. In dem Zeitraum verbucht die Bank eine Vorsteuerbelastung von 3,8 Milliarden Dollar. Mit dem Vergleich hätten sich alle anhängigen zivilrechtlichen Hypothekenermittlungen erledigt, erklärte Bankchef Michael Corbat. Der Vergleich erlaube der Bank, sich „auf die Zukunft zu fokussieren, nicht auf die Vergangenheit“. Quelle: dpa
CommerzbankWie die "New York Times" berichtet, droht der Commerzbank wegen mutmaßlicher Verstöße gegen US-Sanktionen eine Geldstrafe von mindestens 500 Millionen Dollar (370 Millionen Euro). Die Commerzbank hatte bereits eingeräumt, dass sie wegen ihrer Geschäfte mit Ländern wie dem Iran im Visier der US-Behörden steht. Wann die Verhandlungen mit den US-Behörden abgeschlossen sein werden, ist noch unklar. Quelle: dpa
Die französische Großbank BNP Paribas steht wegen Sanktionsbruch und Geldwäschevorwürfen im Fokus der US- Justizbehörden. Laut einem Bericht des Wall Street Journal drohen der Bank Bußgelder bis zu einer Höhe von zehn Milliarden Dollar. Die Bank soll Wirtschaftssanktionen gegen den Iran, Sudan, Kuba und andere Länder umgangen haben. Es wäre die zweithöchste Strafe, die je gegen eine Großbank verhängt wurde, die Höchststrafe wegen Geldwäsche lag bislang bei 1,9 Milliarden Dollar. Nachfolgend eine Reihe von Banken, die für verschiedene Vergehen schon Milliarden an Geldbußen zahlen mussten. Quelle: REUTERS
Gegen die britische Großbank Barclays verhängte die britische Finanzaufsicht die erste Geldstrafe wegen Manipulation des Goldpreises. Barclay zahlt 26 Millionen Pfund, überführte Barclays-Händler muss 96.000 Pfund Strafe zahlen und erhielt Berufsverbot. Wegen der Manipulation des Interbankenzinssatzes Libor musste Barclays bereits im Sommer 2012 stolze 290 Millionen Pfund zahlen, umgerechnet 350 Millionen Euro. Der damalige Barclays-Chef Bob Diamond nahm kurz danach seinen Hut. Quelle: REUTERS
Die größte Schweizer Bank UBS zahlt rund 1,4 Milliarden Franken (1,16 Milliarden Euro) und damit die zweithöchste Geldstrafe, zu der eine Schweizer Bank jemals verdonnert wurde. Die UBS hatte zudem im Jahr 2009 wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung von US-Bürgern der Zahlung von 780 Millionen Dollar zugestimmt, dabei aber keine Schuld zugegeben. In Deutschland soll die UBS wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung 200 Millionen Euro Strafe zahlen. Ende 2012 musste die UBS wegen des sogenannten Zockerskandals eine Strafe von 36,7 Millionen Euro zahlen und erhebliche Kontrollauflagen erfüllen. Die Bank wird damit für "System-und Kontrollfehler" bestraft. Zugleich wurden der UBS durch die Schweizer Finanzmarktbehörde FINMA scharfe Kontrollen im Investmentbanking auferlegt. Ohne diese Mängel wären die betrügerischen Transaktionen des Händlers Kweku Adoboli früher entdeckt worden. Quelle: REUTERS

Die vorgeschlagene Strafe „spricht Bände über den Willen der Aufsicht, sich auf eine wirksame Abschreckung zu konzentrieren“, so Simon Hart, ein Anwalt der Kanzlei RPC in London, der nicht in den Fall involviert ist. Die FCA habe „den lang gehegten Wunsch, mehr auf erfahrene Manager in regulierten Firmen zu zielen.“

Bittar darf gegen die geplante Strafe vor einem internen Beratungsgremium der FCA Widerspruch einlegen (Regulatory Decisions Committee), das aus Branchenvertretern wie Anwälten und Buchprüfern besteht. Im Falle einer Niederlage könnte er vor Gericht ziehen. Bittar, der in Singapur für den Hedgefonds Bluecrest Capital Management arbeitet, lehnte eine Stellungnahme ab.

Bittar war einer der bestbezahlten Händler der Deutschen Bank, bevor er im Dezember 2011 verlassen musste. Der Bank zufolge hatte er mit einem Kollegen bei Barclays zusammengearbeitet, um Zinssätze zu manipulieren. Dadurch sollte der Wert eigener Trades erhöht werden, hieß es dazu im vergangenen Jahr. Nach dem Rauswurf verlor Bittar demnach den Anspruch auf einen Bonus in Höhe von etwa 40 Millionen Euro.

Etliche Großbanken wie die Deutsche Bank und Barclays haben in den vergangenen zwei Jahren mehr als sechs Milliarden Dollar an Strafe zahlen müssen wegen Manipulationen des Euribor und ähnlicher Zinssätze.

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