Das Hamburger Geldhaus Warburg wechselt erneut einen Top-Manager aus: Der Vorstand Patrick Tessmann verlässt die Bank Ende März. Das besagen WirtschaftsWoche-Informationen aus Finanzkreisen, die das Institut auf Anfrage bestätigte. Ein Sprecher erklärte, Tessmann scheide „in bestem Einvernehmen aus privaten Gründen aus“. „Über seine Nachfolge wird der Aufsichtsrat zeitnah entscheiden und informieren.“
Nach WirtschaftsWoche-Informationen geht Tessmann auch wegen einer Absprache mit der Finanzaufsicht BaFin, die Organisationsdefizite in dem von der Cum-Ex-Affäre erschütterten Geldhaus bemängelt hatte. Der Warburg-Sprecher äußerte sich hierzu nicht, teilte aber mit, dass Warburgs Aufsichtsratschef, Bernd Thiemann, Tessmann für dessen „erfolgreiche Tätigkeit in herausfordernden Zeiten“ danke. Thiemann und Tessmann hätten bereits nach den Vorstandsabgängen bei Warburg im vergangenen Jahr vereinbart, dass Tessmann „den Übergang zur Nachfolge bis zum Frühjahr 2022 begleitet“. Die BaFin äußerte sich nicht.
Unterdessen sind Berater der Boston Consulting Group (BCG) angeheuert worden: Sie erarbeiten eine neue Strategie für das Geldhaus und haben die Bank deshalb in jüngster Zeit durchleuchtet, wie WirtschaftsWoche-Informationen aus Branchenkreisen besagen. Warburg beantworte Fragen hierzu nicht. Eine BCG-Sprecherin erklärte, ihr Arbeitgeber äußere sich „grundsätzlich nicht zu potenziellen oder bestehenden Kundenbeziehungen und Projekten“.
Warburg leidet seit Monaten unter Personalquerelen: Im Sommer hatte sich das Geldhaus nach nur einem halben Jahr wieder von seinem Vorstandsmitglied Matthias Schellenberg getrennt. Zudem legten Joachim Olearius, Sohn des Warburg-Patriarchen Christian Olearius, und Peter Rentrop-Schmid ihre Vorstandsämter nieder. Joachim Olearius diente dem Institut sogar lange Jahre als Vorstandschef.
Tessmann war Ende 2018 bei Warburg eingestiegen, zuvor hatte er unter anderem als Vorstandschef der Oldenburgischen Landesbank gearbeitet. Er verantworte bei Warburg „verschiedene Bereiche sowohl auf Marktfolge- als auch Marktseite“, sagte der Sprecher der Bank. „Nach mehr als 30-jähriger Tätigkeit im Finanzbereich wird er sich nun mehr um die Familie kümmern und eigene unternehmerische Aktivitäten verfolgen.“
Mehr zum Thema: Das geheime Rettungsmanöver der M.M. Warburg-Banker