
Die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB feiert in diesem Jahr ihr 90-jähriges Bestehen. Dabei hätte die Finanzkrise fast verhindert, dass das traditionsreiche Unternehmen das Jubiläum noch erlebt.
Denn in die Geschichte ist die IKB eingegangen, weil sie 2007 als erste deutsche Bank in den weltweiten Strudel aus Fehlinvestments, hohen Abschreibungen und Vertrauensverlust geriet. Der Zusammenbruch konnte nur mit Milliardenhilfen der damaligen Eigentümerin, der staatlichen Förderbank KfW, sowie des Bankenrettungsfonds verhindert werden. Kurz vor der historischen Lehman-Pleite im September 2008 übernahm dann der US-Fonds Lone Star die Mehrheit.





Heute ist die Zukunft des Unternehmens immer noch nicht klar. Bislang hat Lone Star noch keinen Käufer gefunden, bei dem die IKB eine Zukunft hätte. Die Suche dauert an.
Ungestört davon baut die Bank ihr Geschäft um und kann auch schon erste Erfolge vorweisen. Die schrumpfende Bilanz sieht Vorstandschef Schüttler als Folge der Fokussierung auf den Mittelstand. Mit der Bearbeitung dieser Zielgruppe hatte sich das Unternehmen seinen bis zur Krise hervorragenden Ruf erworben. Dass Mittelständler derzeit immer weniger Kredite nachfragen, will die IKB mit Dienstleistungen um Unternehmensanleihen und Schuldscheinen ausgleichen.
Bereits im vorangegangenen Geschäftsjahr hatte die Bank die restlichen öffentlichen Hilfen an den Bankenrettungsfonds zurückgegeben. Sie demonstrierte damit ihre Fähigkeit, sich auch ohne staatliche Garantien zu refinanzieren. Für den anstehenden Stresstest durch die Europäische Zentralbank sieht sich die IKB solide aufgestellt. Mit einer Kernkapitalquote von 10,4 Prozent liegt sie über der EZB-Messlatte für das neutrale Szenario von acht Prozent. Ob sich die IKB während einer dreijährigen simulierten Krise über der Schwelle von 5,5 Prozent halten wird, muss der Test zeigen.
Wesentlich zäher als der Umbau des Geschäftsmodells gestaltet sich die Aufarbeitung der Vergangenheit. Die liest sich wie eine unendliche Geschichte. Nach jahrelanger Arbeit ist der Bericht des Sonderprüfers Ende Februar endlich fertiggestellt worden. 2009 hatten Minderheitsaktionäre die Prüfung gegen den Widerstand des Managements durchgeboxt, weil sie durch die Fast-Pleite sowie die anschließende Privatisierung Geld verloren haben.
Mit der Lektüre müssen sich die Anleger aber noch gedulden, das angeblich über 1000 Seiten starke Konvolut soll Mitte des Monats veröffentlicht werden. Das kündigte IKB-Chef Hans Jörg Schüttler auf der heutigen Hauptversammlung an und bat um Verständnis für die logistischen Vorbereitungen.
Die Bank hat den ohnehin zähen Ablauf mit einem Rechtstreit zusätzlich in die Länge gezogen, weil sie Teile des Berichts schwärzen wollte. Darin enthaltene Namen von Mitarbeitern, Finanzaufsehern, Rechtsanwälten und Wirtschaftsprüfern sollten unkenntlich gemacht werden, die Begründung lautete auf Datenschutz. Die Richter in Düsseldorf lehnten das aber ab.
Der Sonderprüfungsbericht sollte klären, ob Entscheider und Aufsichtspersonal der IKB während der Krise ihre Pflichten verletzt haben. Die Bank selbst hat den bisher zurückgehaltenen Bericht bereits intensiv geprüft und ist zu dem Schluss gekommen, dass den zur Zeit der Krise amtierenden Aufsichtsräten nichts vorzuwerfen ist.
Für Ex-Vorstände dagegen seien vereinzelt Pflichtverletzungen festgestellt worden, allerdings hätten diese nicht unmittelbar zu der Krise geführt. Trotzdem will die Bank gegen einzelne ihrer ehemaligen Vorstände Schadenersatzansprüche geltend machen.
Thema auf einer Hauptversammlung der IKB wird der Sonderprüfungsbericht wegen der Verzögerungstaktik aber voraussichtlich erst im Herbst 2015 sein. Dann ist die Krise acht Jahre her.