Die biw Bank mit Sitz in Willich will im Wertpapiergeschäft nicht mehr mit der Frankfurter Investmentboutique Silvia Quandt&Cie AG zusammenarbeiten. Das geht aus einem Schreiben hervor, dass die biw Bank an Kunden verschickte. Demnach endet die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen im Designated Sponsoring zum 31. Januar diesen Jahres. Die von der Silvia Quandt geworbenen Kunden werden an die BankM weitergereicht. Die Silvia Quandt AG als auch die biw wollten hierzu keine Stellungnahme abgeben.
Ein Designated Sponsor sorgt im Auftrag von börsennotierten Unternehmen dafür, dass deren Aktien laufend gehandelt werden, so dass es stets Kauf- und Verkaufskurse gibt. Für derartige Geschäfte benötigt der Sponsor eine Lizenz. Da die Silvia Quandt AG nicht über eine entsprechende Erlaubnis verfügt, arbeitet sie mit der biw zusammen, die für die Silvia Quandt die Aufgabe des Designated Sponsoring übernahm.
Die Entscheidung des Bankpartners in Zukunft auf eine Zusammenarbeit zu verzichten, trifft die Frankfurter hart. Die Silvia Quandt AG bietet klassische Investmentbanking-Dienstleistungen an. Weil Unternehmen seit der Finanzkrise deutlich weniger Kapitalmarktdienstleistungen rund um Börsengänge oder ähnliches nachfragen, mangelt es der Branche und eben auch bei der Silvia Quandt an Einnahmen. Wollen die Frankfurter weiterhin Dienstleistungen wie Designated Sponsoring anbieten, müssen sie entweder eine eigene Lizenz beantragen - wie sie es auch schon mal geplant, dann aber aus Kostengründen wieder verworfen hatten - oder sich einen neuen Bankpartner suchen.
Doch das ist nicht das einzige Problem: Nach Informationen der WirtschaftsWoche wird Johann Ostermair, der einzige Vorstand, der Silvia Quandt, das Unternehmen verlassen. Formal hat er sein Amt noch inne, führt es Insidern zufolge allerdings seit Ende des Jahres nicht mehr aus. Da bislang keine neuen Vorstände benannt wurden, wäre das Unternehmen damit führungslos. Das Unternehmen wollte sich hierzu nicht äußern.
Das Investmenthaus firmiert weiter mit Silvia
Die Silvia Quandt AG wurde 2006 von Golo Quandt, den Partnern der Angermayer Brumm & Lange Gruppe (ABL) sowie dem Banker Joachim Paech gegründet. Golo Quandt verabschiedete sich allerdings 2011 aus dem Projekt. Nachdem das Institut im Sommer vergangenen Jahres zunehmend in die Schlagzeilen geriet, kündigte Golo auch einen Vertrag, der es dem Institut ermöglichte, sich nach Golos Mutter Silvia zu benennen. Seit Herbst ist das Unternehmen deshalb unter dem Namen Westend Brokers aktiv. Formal scheint die Namensänderung allerdings noch nicht vollzogen zu sein. Im Handelsregister firmiert das Investmenthaus immer noch unter dem Namen von Silvia, der Tochter aus erster Ehe von Unternehmerlegende Herbert Quandt.
Die Namensänderung ging einher mit einer Umstrukturierung der ABL. Hierzu gehören neben der Silvia Quandt AG, unter anderem der Finanzvertrieb Aragon und der Vermögensverwalter Altira. Sämtliche Unternehmen der Gruppe leiden seit Jahren unter schwachen Erträgen. Die börsennotierten Töchter verloren derweil teilweise rasant an Wert. Im Oktober zogen die fünf ABL-Partner die Konsequenzen aus der schlechten Entwicklung und teilen mit, die Gruppe zerschlagen zu wollen.
An den Beteiligungsverhältnissen ändert sich nichts.
Die Aragon-Aktien sollten von den beiden ABL-Partnern und Aragon-Vorständen Sebastian Grabmaier und Ralph Konrad übernommen werden. Die Aktien des Vermögensverwalters Altira sollten an einen bis heute nicht benannten Finanzinvestor gehen. Das Beteiligungsunternehmen African Development Corporation, das auf Investitionen in afrikanische Finanzunternehmen in Afrika spezialisiert ist und von Altira gemanagt wurde, wurde daraufhin von deren Großaktionären um das Rohstoffunternehmen Trafigura aus der Gruppe herausgekauft.
An den Beteiligungsverhältnissen bei Silvia Quandt änderte sich bislang allerdings nichts. Im Herbst teilte die ABL Gruppe mit, dass die Frankfurter mit der PVM Private Values Media AG, die von Sascha Magsamen geführt wird, einen neuen Kernaktionär bekämen. Dieser hat auch im November eine Kapitalerhöhung im Umfang von 500 000 Euro an der Gesellschaft gezeichnet und wurde damit zweitgrößter Aktionär. Die restlichen Aktien sind dagegen bislang im Eigentum der Altaktionäre verblieben. Die ABL GmbH ist mit knapp 45 Prozent weiterhin größter Aktionär, Joachim Paech hält rund 23 Prozent. Auch Dieter Pfundt, ehemaliger persönlich haftender Gesellschafter der Privatbank Sal. Oppenheim, der kurzzeitig für die Silvia Quandt AG tätig war, ist weiterhin mit 0,6 Prozent an Bord.