HSBC Europas Bankenkonkurrenz enteilt

In Europas Bankenbranche ragt die britische HSBC heraus. Quelle: REUTERS

Europas größte Bank HSBC hat ihren Gewinn im ersten Quartal um 31 Prozent gesteigert. Warum die Bank im Vergleich zur heimischen Konkurrenz so erfolgreich ist und trotzdem schlechter abschneidet als die US-Banken.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Von solchen Zahlen können deutsche Großbanken nur träumen. Um 31 Prozent hat die britische Großbank HSBC ihren Gewinn vor Steuern im ersten Quartal gesteigert, auf 6,2 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: die Deutsche Bank kommt im selben Zeitraum auf einen dagegen winzig anmutenden Vorsteuergewinn von 292 Millionen Euro.

Nun ist die HSBC mit einer Bilanzsumme von 2,2 Billionen Euro auch deutlich größer als der deutsche Branchenprimus, der 1,3 Billionen Euro in den Büchern hat. Rein größenmäßig ist die HSBC damit die einzige europäische Bank, die es annähernd mit den großen Banken aus China und den USA aufnehmen kann. Im internationalen Vergleich schafft sie es immerhin auf Platz sieben, hinter fünf asiatischen Instituten und der US-Investmentbank JP Morgan.

Abgesehen von ihrer schlichten Größe macht die HSBC allerdings im Vergleich zu anderen europäischen Banken auch vieles richtig.

Fokus auf Asiens Privatkunden

Zum einen punktet CEO John Flint aktuell mit seiner Kostendisziplin, denn die Erträge an sich sind nur um fünf Prozent gestiegen. Angesichts der sich eintrübenden Konjunkturaussichten hat die Bank rechtzeitig angefangen, noch stärker zu sparen und Investitionen zu verschieben. Die operativen Kosten sanken um zwölf Prozent.

Entscheidender ist allerdings der Erfolg der Bank auf ihrem zweiten Heimatmarkt in Asien. Allein fünf Milliarden Dollar vor Steuern erwirtschaftet die Bank in Fernost, gut 80 Prozent des gesamten Konzernergebnisses. Dank der immer stärker wachsenden Vermögen in Asien wird das Geschäft dort immer lukrativer. Das haben mittlerweile zwar auch andere europäische Banken erkannt und setzen verstärkt auf den asiatischen Markt. Die Schweizer UBS zum Beispiel ist dort besonders im Private Banking aktiv. Auch die Deutsche Bank ist auf den Zug aufgesprungen: Der für das Asien-Geschäft zuständige Vorstand Werner Steinmüller will die Bank in Asien neu aufstellen und das Privatkundengeschäft dort weiter ausbauen. Die HSBC allerdings ist durch ihre langjährige Präsenz klar im Vorteil und kann dem Ansturm der Konkurrenz gelassen entgegensehen.

Europas Schwäche: Investmentbanking

Doch auch HSBC hat einen Schwachpunkt: das Investmentbanking. Die Marktschwäche bekamen auch die Briten zu spüren, insbesondere im Aktienhandel fielen die Erträge um acht Prozent. Damit geht es der Bank wie vielen anderen in Europa: sie können mit den großen US-Banken nicht mithalten.

Das gilt insbesondere für das lukrative Geschäft mit Fusionen und Übernahmen (M&A-Geschäft). Laut einer Analyse von Dealogic dominierten die US-Banken im Investmentgeschäft mit 52 Prozent den Markt. Die Gründe dafür liegen zum einen darin, dass Europas Banken mit Restrukturierungen beschäftigt sind, während die US-Banken seit Jahren auf Wachstumskurs sind. Zum anderen finden die meisten M&A-Deals auf internationaler Ebene statt. Da zahlt sich das breite Netzwerk von US-Banken wie JP Morgan oder Goldman Sachs aus.

Kein Wunder also, dass viele europäische Banken Asien als neues Standbein entdecken. Die HSBC dagegen kann ihren Standortvorteil nutzen und stattdessen mehr in den Umbau des US-Geschäfts investieren.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%