
Wolfgang Schäuble ließ Christian Bluhm nach der 55-Milliarden-Buchhaltungspanne noch mal davonkommen. Von den Abgeordneten des Bundestags hat der Chef der HRE-Bad-Bank FMS Wertmanagement weniger Gnade
zu erwarten als vom Bundesfinanzminister. "Die Sache ist noch nicht erledigt", sagt Parlamentarier Carsten Schneider (SPD), Mitglied im Kontrollgremium, das die vom Staat in der Finanzkrise 2008 geretteten
Institute wie den Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate und dessen Bad Bank überwacht.
In einer Sitzung kurz vor Weihnachten soll Bluhm den neun Abgeordneten des Gremiums erklären, wie er seinen Laden in den Griff kriegen will. Ende Oktober war bekannt geworden, dass Deutschlands Staatsschuld wegen Korrekturen in den Büchern der FMS um 55 Milliarden Euro niedriger ausfällt.
Rechnungshof ermittelt
Können die Steuerzahler jetzt erleichtert aufatmen, weil der Rechenfehler kein Geld gekostet hat? Im Gegenteil, sie müssen sich auf weitere Hiobsbotschaften von der FMS gefasst machen. Der Bundesrechnungshof
prüft nach der Buchungspanne nun das Gesamtsystem der Bad Bank. Das ist sinnvoll, denn die Mitarbeiter der HRE-Gruppe und der FMS behindern sich bei der Abwicklung des Mammutportfolios gegenseitig.
Die einen wollen nach der Amputation des in Deutsche Pfandbriefbank umgetauften operativen Arms der HRE-Holding fleißig Neugeschäft an Land ziehen. Die anderen sollen Problemkredite abwickeln und dürfen dabei nicht zimperlich mit den Kunden umgehen.

Schäuble muss nachbuttern
Zwar hat die tapfere Mannschaft der Bad Bank die Außenstände um nominal 15 Milliarden Euro geschrumpft, seit vor gut einem Jahr Schrottpapiere aus der alten HRE im Nennwert von damals 175 Milliarden Euro auf Staatskosten in die FMS Wertmanagement abgeschoben wurden. Der Kreditbestand von 160 Milliarden Euro bläht sich aber bei konservativer Bewertung zum Ende des 1. Halbjahrs 2011 auf fast 180 Milliarden Euro auf. Das verrät ein Blick ins Kleingedruckte des FMS-Zwischenberichts:
Das wäre der Wert, den die Kredite zum Zeitpunkt eines möglichen Ausfalls voraussichtlich hätten. Diese von der Bankenaufsicht verlangte Methode berücksichtigt etwa, dass Schuldner bei Zahlungsschwierigkeiten ihre Kreditlinien meist stärker auslasten. Kein Wunder, dass FMS und Finanzministerium lieber den um 20 Milliarden Euro niedrigeren Nennwert des Kreditbestands von zuletzt 160 Milliarden Euro kommunizieren. Trotz Portfolioabbau stiegen allein im ersten Halbjahr 2011 die akut notleidenden Kredite der FMS um neun Prozent auf 19,4 Milliarden Euro.