Gespräche beendet Fusion zwischen Deutscher Bank und Commerzbank scheitert

Einem Insiderbericht zufolge werden Deutsche Bank und Commerzbank voraussichtlich nicht fusionieren. Quelle: dpa

Aus einer Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank wird nichts. Die Gespräche über einen Zusammenschluss seien ergebnislos beendet worden, teilten die Institute am Donnerstag in Frankfurt mit.

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Deutsche Bank und Commerzbank haben einer Fusion der beiden Geldhäuser eine Absage erteilt. Nach gründlicher Prüfung seien die Vorstände der beiden Banken zu dem Schluss gekommen, dass ein Zusammenschluss mit der Commerzbank keinen ausreichenden Mehrwert bieten würde, teilten die Deutsche Bank und die Commerzbank am Donnerstag mit. Zuvor hatten die Nachrichtenagentur Reuters und das „Handelsblatt“ bereits darüber berichtet. Die Aktien der Deutschen Bank fielen nach den Berichten leicht, drehten aber schnell um über vier Prozent ins Plus. Die Papiere der Commerzbank fielen zwischenzeitlich um über zwei Prozent.

Nach gründlicher Prüfung seien die Vorstände zum Schluss gekommen, dass ein Zusammenschluss „keinen ausreichenden Mehrwert bieten würde“, hieß es in getrennten Mitteilungen. Dies gelte „auch mit Blick auf die Umsetzungsrisiken, Restrukturierungskosten und Kapitalanforderungen, die mit einer solch großen Integration einhergehen.“ Die zwei größten deutschen Privatbanken hatten seit Mitte März formelle Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss geführt, durch den die mit weitem Abstand größte deutsche Bank entstanden wäre. Allerdings wären bei einem Zusammenschluss auch mehrere zehntausend Jobs weggefallen – in den beiden Frankfurter Zentralen und den tausenden Filialen. Die Gewerkschaften waren deshalb seit dem Bekanntwerden der Fusionspläne Sturm gelaufen. Auch große Investoren der Deutschen Bank, darunter das Emirat Katar und der chinesische Mischkonzern HNA, sahen das Unterfangen skeptisch.

Zuletzt war bereits immer klarer geworden, dass es zu viele Hindernisse für ein Zusammengehen gibt – angefangen von der Struktur einer neuen Bank, deren Geschäftsmodell, der Finanzierung des Deals bis zu dem erwarteten Jobkahlschlag. Insider hatten die Chancen auf eine Fusion oder Übernahme der kleineren Commerzbank durch die Deutsche Bank allerdings lange mit 50 zu 50 bewertet. Vor allem Commerzbank-Chef Martin Zielke galt als Befürworter einer Kombination der beiden Frankfurter Häuser. Genauso der größte Aktionär der Commerzbank, der Bund.

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von Cornelius Welp

Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und sein Staatssekretär Jörg Kukies, der frühere Deutschland-Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs, galten als Unterstützer eines Deals, weil sie einen nationalen Bankenchampion wollen, der die heimischen Firmen im Ausland hätte begleiten können – für die stark auf den Export ausgerichteten deutschen Unternehmen wäre das von nicht zu unterschätzender Bedeutung gewesen. Engere Kooperationen machten aber nur Sinn, „wenn sie sich betriebswirtschaftlich rechnen und auf ein belastbares Geschäftsmodell zusteuern“, sagte Scholz nach dem Bekanntwerden des Abbruchs der Fusionsgespräche. Von Seiten der Aufseher – zuständig ist die Europäische Zentralbank (EZB) – waren bis zuletzt eher skeptische Töne zu hören.

Die Deutsche Bank muss nun nach Ansicht von Beobachtern relativ schnell einen Plan B auf den Tisch legen – möglicherweise mit weiteren harten Einschnitten. Der Branchenprimus will seine Zwischenbilanz nach dem ersten Quartal am Freitag veröffentlichen. Die Bank erwarte einen Vorsteuergewinn von etwa 290 Millionen Euro und einen Gewinn nach Steuern von rund 200 Millionen Euro, teilte das Geldhaus am Donnerstag im Vorfeld mit. Im Vorjahr hatte die Bank vor Steuern 432 Millionen Euro verdient, unter dem Strich blieben 120 Millionen Euro übrig. Von der Bank befragte Analysten hatten für das erste Quartal 2019 im Schnitt lediglich mit einem Vorsteuergewinn von 141 Millionen und einem Nettogewinn von 29 Millionen Euro gerechnet. Auch bei den Erträgen übertraf die Deutsche Bank mit 6,4 (Vorjahr: 6,98) Milliarden Euro die Erwartungen.

Die Commerzbank könnte unterdessen das Interesse einer ausländischen Großbank auf sich ziehen – unter anderem hat Insidern zufolge die italienische Unicredit ein Auge auf das Institut geworfen. Auch die niederländische ING-Bank gilt als Interessent.

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