Investmentbanken Kehraus im Banker-Paradies

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Gute Zeiten für Boni-Banker sind vorbei

Männer bei Goldman Sachs Quelle: REUTERS

Viele Geldhäuser stellen sich nun die Frage, ob sich das Geschäft mit Anleihen, Aktien und Derivaten für sie überhaupt noch lohnt. Denn hinter den aktuellen Verwerfungen steckt mehr als ein zeitweiliger Ausschlag nach unten. Auch wenn schon wieder erste Börsengänge und Fusionen geplant werden, sorgt vor allem die lange als zu lax gescholtene schärfere Regulierung dafür, dass die besten Zeiten für Boni-Banker vorbei sind.

„Nach der Krise 2008 hat die Finanzbranche versucht, gegen Veränderungen der Geschäftsmodelle Widerstand zu leisten und darauf gehofft, dass es so weitergeht wie früher“, sagt die Frankfurter Personalberaterin Angela Hornberg, die selbst zehn Jahre als Bankerin gearbeitet hat. „Nun ist klar, dass es kein Zurück zu den alten Zeiten gibt. Die erforderlichen Anpassungen holen die Banken jetzt nach.“

Nach einem starken Beginn war 2011 ein schwaches Jahr für alle Investmentbanken. Vor allem die Euro-Krise hat die Kunden verunsichert. So fiel das Volumen von Börsengängen oder Kapitalerhöhungen in Europa auf 134 Milliarden Euro, den niedrigsten Wert seit 2002. Firmenübernahmen stagnierten bei einem Gesamtwert von 652 Milliarden Euro (Grafik unten). Selbst der Anleihemarkt brach Ende 2011 fast völlig ein.

Die Erträge im Investmentbanking schrumpften Ende 2011 im Vergleich zum Vorjahr um fast 50 Prozent, so eine Studie der US-Investmentbank JP Morgan.

Als Folge konnten die Häuser nur klägliche Zahlen vorlegen. Goldman Sachs erwirtschaftete im vierten Quartal 2011 nur noch eine Eigenkapitalrendite von 3,7 Prozent. Bei JP Morgan sackte der Gewinn im vierten Quartal um 23 Prozent auf 3,7 Milliarden Dollar.

Empörung über Sparwelle

Besserung ist nicht in Sicht. Denn als Konsequenz der neuen Vorschriften brauchen die Banken für ihre Aktivitäten im Handel etwa doppelt so viel Eigenkapital wie zuvor. Damit stehen ihnen Einschnitte ins Haus, die viele Industrieunternehmen schon lange hinter sich haben: „Um ausreichend profitabel zu sein, müssen sie 20 bis 25 Prozent der Kosten sparen“, sagt Robert Grübner von der Beratung Boston Consulting.

Banker halten sich für überbezahlt
Leute zünden Kerzen in der St. Paul's Cathedral an. Quelle: Reuters
Ein Mann steckt einen Umschlag mit Geld ein.
Himbeerbonbons auf einem Rost.
Börsenhändler stoßen miteinander an. Quelle: dpa
Dagobert Duck betrachtet eine Münze durch eine Lupe. Quelle: DPA
Menschen laufen die Stufen in der Londoner Börse hoch und runter Quelle: REUTERS
Ein Mann hält ein Blatt in der Hand. Quelle: dapd

Dafür setzen sie auch bei den umstrittenen Gehältern im Investmentbanking an. Mit Schlagzeilen wie „Eine weitere Bank ist dem Unglaublich-schrumpfender-Bonus-Club beigetreten“, empört sich der Londoner Banker-Newsletter „Here is the City“ über die Sparwelle.

Personalberater schätzen die Rückgänge weltweit auf bis zu 40 Prozent. In einer Umfrage der Vergütungsberatung Towers Watson unter deutschen Banken rechneten 70 Prozent mit sinkenden Boni.

Einige Banker müssen sich sogar auf eine Nullrunde einstellen. In London mit seinen immens hohen Lebenshaltungskosten sorgt das in der verwöhnten Bankerszene für ungewohnte Abstiegsängste. Mittelfristig auf dem Spiel steht der elitäre Lebensstil inklusive Golfclub und teurer Privatschulen.

Bei Pfandhäusern im Finanzdistrikt sollen Banker zum Ausgleich fehlender Boni in der Haushaltskasse sogar Diamanten auf den Tresen gelegt haben.

Selbst Branchenprimus Goldman Sachs, der seine Angestellten mit der Aussicht auf anstrengungsvollen, aber üppigsten Wohlstand zu Höchstleistungen motiviert, hat vergleichsweise tief ins Fleisch geschnitten. Die Boni der rund 400 Partner hat die Bank um die Hälfte gekürzt. Im Durchschnitt verdiente ein Beschäftigter im vergangenen Jahr 367 000 Dollar, 2010 waren es noch 430 700 Dollar.

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