Leithner kam als Fusionsspezialist von der Unternehmensberatung McKinsey, aber über die Jahre hat er sich einen Ruf als Meister des Kapitalmarkts erworben, der die Reaktionen der Investoren in jede Entscheidung einfließen lässt und den auch die Platzierung einer Milliardenanleihe mit Stolz erfüllt. Er genießt das Vertrauen von Unternehmenschefs, weil er den Ruf hat, als einer der wenigen auch mal von einer Transaktion abzuraten.
So war es letztlich wohl auch beim geplatzten Börsengang des Chemiekonzerns Evonik. Dennoch sorgt das Agieren von Goldman Sachs und Deutscher Bank im Nachhinein für Verstimmung. Wie es im Umfeld des Haupteigentümers, der Essener RAG-Stiftung heißt, hatten die Banken zunächst einen Wert des Chemiekonzerns von 19 Milliarden Euro vorgerechnet. Dafür seien eigens die Top-Investmentbanker Anshu Jain und Lloyd Blankfein angereist. Als die Eigner die Absicht zum Gang aufs Parkett ("Intention to Float") schon verkündet hatten, hätten die Banken das Unternehmen mit nur zwölf Milliarden Euro bewertet. Dennoch hofften sie zunächst wohl noch auf den für sie lohnenden Gang aufs Parkett. Dabei hätten sie, so heißt es bei der Stiftung, ihren eigenen Fonds empfohlen, die Aktie nicht zu zeichnen.
Persönliche Kontakte sind das Kapital des Bankers
Viele Aufträge für Investmentbanken werden wie andere Dienstleistungen auch ausgeschrieben. Dennoch sind persönliche Kontakte das eigentliche Kapital eines Bankers. Auch wenn die Zeiten, in denen sie gemeinsam mit Managern in Urlaub fuhren, vorbei sind, sind sie weiter stets auf der Hatz nach dem entscheidenden Wissensvorsprung. So berichtet ein Manager aus der Nahrungsindustrie, dass ihm nach seinem Ausscheiden Investmentbanker Tagessätze von bis zu 6000 Euro boten, um mehr Informationen über das Unternehmen und die eventuelle Verkaufsbereitschaft seiner Eigentümer zu erhalten.
Ernst Fassbender hat es nicht mehr nötig, auf solche Methoden zuzugreifen.
Ernst Fassbender - Lazard
Der Banker unterstützte die Deutsche Bahn 2009 beim Kauf des britischen Nahverkehrs-Unternehmens Arriva.
Wert: 2,9 Milliarden Euro
In einer der heftigsten Übernahmeschlachten der jüngeren Vergangenheit beriet er den spanischen Baukonzern ACS erfolgreich bei der Übernahme von Hochtief.
Wert: 4 Milliarden Euro
Der 53-jährige Top-Manager von Lazard gehört zur ersten Generation deutscher Fusionsspezialisten. Bei der Deutschen Bank wirkte er Ende der Neunzigerjahre bei der ersten feindlichen Übernahme, dem Kauf von Thyssen durch Krupp, mit. Noch weniger als andere tritt er in der Öffentlichkeit auf. Zart besaitet ist er deshalb nicht. Gegen große Widerstände boxte er etwa die feindliche Übernahme von Hochtief durch den spanischen Konkurrenten ACS durch. Lazard zählt wie der Konkurrent Rothschild zu den wenigen Instituten, die sich nahezu ausschließlich auf die Beratung ihrer Kunden konzentrieren und mit diesen keine Kreditbeziehungen unterhalten. Das soll Unabhängigkeit garantieren und Interessenkonflikte verhindern.