Iran will Bargeld ausfliegen „Wie Wasserflaschen, nur besser versichert“

Aus Angst vor US-Sanktionen will Iran offenbar 300 Millionen Euro aus Deutschland abziehen. Quelle: AP

Aus Angst vor US-Sanktionen will Iran offenbar 300 Millionen Euro Bargeld aus Deutschland abziehen. Verglichen mit den täglichen Geldtransporten sind das Peanuts.

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Stapelt man 300 Millionen Euro in 200-Euro-Banknoten übereinander, ergeben sie eine Höhe von 150 Metern. Das wäre ziemlich genau die Hälfte des Eiffelturms. Diese Summe will nun der Iran von Deutschland nach Teheran ausfliegen. Das Geld soll angesichts neuer US-Sanktionen wohl vor einem drohenden Einfrieren von Konten gerettet werden. Politisch gesehen eine hochbrisante Angelegenheit.

„Logistisch gesehen eher Routine“, schätzt Harald Olschok, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW). „Geld ist im Grunde ein logistisches Thema. Sie müssen es sich wie Wasserflaschen vorstellen, nur besser versichert“, erläutert er.

„Natürlich gehört eine Bargeldausfuhr von 300 Millionen Euro auf einen Schlag nicht zum Alltag“, gibt er zu. Doch die Logistik dahinter wird in Deutschland täglich genutzt. Drei Milliarden Euro werden von 11.000 Mitarbeitern jeden Tag durch Deutschland gefahren.

Dafür stehen derzeit 2500 gepanzerte Fahrzeuge bereit, die an sechs Tagen die Woche im Einsatz sind. Der Gesetzgeber sieht für Geldtransporte keine speziellen Regeln vor. Deswegen hat der BDGW, der 90 Prozent der Anbieter unter sich vereint, es sich zur Aufgabe gemacht, die Sicherheitsstandards einzuführen. Alle Mitglieder müssen Auflagen befolgen, die jährlich geprüft werden. Dazu gehört, dass die Fahrzeuge richtig gepanzert sind und der GPS-Sender funktioniert, damit die Zentrale die Wagen jederzeit orten kann. Außerdem müssen die Außendienstmitarbeiter bewaffnet sein.
Der Geldkreislauf lässt sich auf wenige Wege herunterbrechen: Die Noten werden gedruckt und eingeschweißt. Die eingeschweißten Bündel werden zur Bundesdruckerei gefahren, dort gezählt, kontrolliert und nach Wert sortiert. Die nun in Kassetten sortieren Scheine werden daraufhin zum Geldautomaten gebracht, wo die Kunden sie abheben. Das Geld kommt in den Handel und wird dort nach Ladenschluss wieder abgeholt. Diese Scheine landen erneut zur Kontrolle der Bundesbank und der Kreislauf beginnt von vorn.

„Im Fall Iran werden jedoch vermutlich neue Scheine genutzt“, mutmaßt Olschok. „ Da wird sich wohl niemand die Mühe machen, das Geld einzeln zusammenzubringen.“ Und hinzu kommt noch, dass die Scheine anschließend in einem Flugzeug verstaut werden. „Das können sie sich wie Containerladungen bei Handelsschiffen vorstellen,“ ergänzt er.

Die größten Anbieter für Geld- und Werttransporte sind in Deutschland die spanische Firma Prosegur und die Sicherheitsfirma Ziemann mit Sitz in Schallstadt in der Nähe von Freiburg in Breisgau. Sie bieten ihre Dienste bundesweit an. Den restlichen Markt mit einem Jahresumsatz von 560 Millionen Euro teilen etwa 30 kleine und regionale Anbieter unter sich auf.
Auch die Firma Kötter war mit 800 Mitarbeitern einer der größeren Anbieter auf dem Markt. Doch Anfang des Jahres hat Verwaltungsratsvorsitzender Friedrich Kötter die Sparte an den schwedischen Branchenriesen Loomis verkauft, der nun auf den deutschen Markt drängt. Denn die Einschränkungen von Bargeld und die ausschließliche Nutzung von digitalen Bezahlmethoden ist außer Sichtweite.

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