IT-Panne bei comdirect & Co. Millionär für einen Tag

Quelle: dpa

Manche Bankkunden waren am Donnerstag beim Blick ins Depot plötzlich reich oder mit 96 Prozent im Minus. Schuld ist ein Fehler des Datendienstleisters Factset.

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Sehr reich oder sehr arm; so konnten sich am Donnerstag einige Kunden des Onlinebrokers comdirect fühlen. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichten sie Screenshots ihrer Depots. Die zeigten teils extrem hohe Werte, teils sehr starke Kursverluste. Tatsächlich aber waren die betroffenen Depotinhaber nicht zu unverhofftem Reichtum beziehungsweise plötzlicher Armut gekommen, sondern einem Datenfehler aufgesessen. Der Datendienstleister Factset, den die Quickborner Direktbank nutzt, hatte für einige Wertpapiere falsche Mittwochs-Schlusskurse geliefert. Entsprechend zeigte die Bank die Wertveränderung der Depots, in denen die entsprechenden Wertpapiere enthalten sind, gegenüber dem Vortagesschlusskurs fehlerhaft an.

Der Fall weckte Erinnerung an frühere IT-Pannen bei der Direktbank-Tochter der Commerzbank. So hatten Kunden Anfang Juni massive Schwierigkeiten im Zahlungsverkehr. 2016 hatten Nutzer nach dem Einloggen Einsicht in fremde Konten. Ein Zusammenhang zu diesen Fällen könne jedoch ausgeschlossen werden, sagte ein Sprecher des Instituts.

Auswirkungen auf den Handel hatte der Fehler zudem nicht. Zwar habe er zu falschen Kurs-Darstellungen geführt. Wer Wertpapiere ge- oder verkauft habe, habe aber die richtigen Kurse bekommen. Wie viele Kunden der comdirect von dem Darstellungsproblem betroffen waren, konnte die Bank nicht sagen. Factset war für eine Stellungnahme am Freitag nicht erreichbar.

Auch andere deutsche Banken und Broker nutzen das US-Unternehmen als Datendienstleister. Neben der comdirect und Mutter Commerzbank sind das etwa die Deutsche Bank inklusive Broker Maxblue, der Sparkassen-Broker SBroker oder die Consorsbank. Ein Sprecher der Consorsbank bestätigte, dass sie ebenfalls von den Problemen betroffen war. Wie bei der comdirect bekamen Kunden falsche Daten angezeigt. Viele hätten sich daraufhin an die Bank gewandt. Inzwischen sei das Problem aber behoben, am Freitag seien keine Beschwerden mehr eingegangen.

Bei SBroker heißt es, auch hier seien falsche Kurse angezeigt worden. Am Freitag tauchten Fehler demnach aber nur noch vereinzelt auf. Auch bei der comdirect werden die Kurse nach eigenen Angaben in den allermeisten Fällen wieder korrekt angezeigt. Mancher Kunde, der sich kurzzeitig als Millionär wähnte, ist also unter die Normalos zurückgekehrt.

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