




Wie lassen sich in Amerika am besten Kritiker loswerden? Was immer hilft, ist Angst schüren, unverblümte Drohungen aussprechen und schon sind Kritiker ausgeschaltet – wie der Fall JP Morgan mal wieder zeigt. Kritische Aktionäre hatten vor, die Macht von Jamie Dimon, Chef der größten US-Bank JP Morgan Chase, zu beschneiden. Um eine bessere Kontrolle des Institutes zu gewährleisten, forderten sie, eine Trennung der beiden Ämter CEO und Aufsichtsratschef. Beide Jobs hat Jamie Dimon bei JP-Morgan inne – er kontrolliert sich damit im Prinzip selbst.
Pro-Dimon-Stimmen schürten die Angst vor negativen wirtschaftlichen Konsequenzen für die Bank und machten Stimmung, eine solche Trennung der beiden Positionen, hätte ungeahnte negative Folgen für die gesamte Branche. Prompt verlieren die Kritiker Dimons bei der Aktionärsversammlung in Tampa Florida. Ihr Ziel war es, dass Dimon seinen zweiten Posten als Verwaltungsratsvorsitzender abgeben muss. Stattdessen sprachen sich bei der Abstimmung sogar mehr Anteilseigner als vor einem Jahr für eine Beibehaltung der Doppelfunktion aus. Nur gut 32 Prozent stimmten für eine Trennung der beiden Führungsaufgaben. Vor einem Jahr hatten noch 40 Prozent für die Aufgabenteilung votiert.





Kein Wunder, schließlich macht die Bank wieder ordentlichen Gewinn – und das ist es schließlich, worauf es den meisten Aktionären ankommt. Die „gute Unternehmensführung“ wie es im Management-Jargon so schön heißt, ist da schlicht zweitrangig. In den USA gibt es anders als bei Aktiengesellschaften in Deutschland nur ein oberstes Führungsgremium: das „Board of Directors“, der Verwaltungsrat. In diesem Gremium sitzen Manager und gewählte Vertreter von außerhalb des Unternehmens zusammen. Die Vertreter von außen sollen die Kontrolle gewähren. Der Konzernchef ist üblicherweise gleichzeitig der Vorsitzende des Verwaltungsrates wie eben bei JP Morgan Chase.
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Wieso sollten die Aktionäre die Macht eines Bankchefs beschneiden, der im vergangenen Quartal trotz der Verluste wegen eines Spekulationsgeschäftes in Höhe von sechs Milliarden Dollar, dem Institut einen Gewinn von 6,5 Milliarden Dollar bescherte?
Das vergangene Jahr war das Beste in der Historie der Bank: Sie verdiente 2012 insgesamt 21 Milliarden Dollar.
Wall Street freut die Entscheidung natürlich auch. Die JP Morgan-Aktie stieg nach der Aktionärsentscheidung um knapp zwei Prozent.
Fast fünf Jahre nach der Finanzkrise scheint die Finanzbranche immer noch nicht bereit, sich zu verändern. Ein Institut von der Größe einer JP Morgan Chase in die Hände einer einzigen Person zu legen, ist riskant, es zeigt aber auch, wie wenig die Branche bereit ist, neue Kontrollmechanismen einzuführen – zum Wohle der gesamte Finanzwelt.