Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann blickt zufrieden auf seine zehn Jahre an der Spitze des größten deutschen Geldhauses zurück. „Ich bin darauf und auf die Leistung meines Teams sehr stolz. Die Deutsche Bank hat damals geschafft, was viele andere vergeblich versucht haben, und ist binnen weniger Jahre in die Topliga der internationalen Banken aufgestiegen“, sagte Ackermann anlässlich seines 70. Geburtstages an diesem Mittwoch (7. Februar) der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt.
„Gewiss waren auch wir nicht ohne Fehl und Tadel und haben Fehler gemacht - welcher Mensch macht keine? - aber diese hielten sich vergleichsweise doch sehr in Grenzen“, bilanzierte der Schweizer, der den Dax-Konzern bis Ende Mai 2012 geführt hatte.
„Ich habe seinerzeit eine Bank an meine Nachfolger übergeben, die für die Zukunft gut aufgestellt war“, betonte Ackermann. „Die Bank erwirtschaftete nach der Finanzkrise erneut stattliche Gewinne in Milliardenhöhe.“ Risiken seien „massiv verringert“ und „erhebliche Abschreibungen“ auf Altlasten vorgenommen worden. Die stabilen Geschäftsfelder seien mit dem Kauf der Postbank gestärkt und die Anreizsysteme in der Bank „auf Nachhaltigkeit ausgerichtet“ worden.
„Kurz, wir haben alles zeitnah korrigiert, was als korrekturbedürftig erkennbar war“, sagte Ackermann. „Welche Rechtskosten später noch auf die Bank zukommen würden, war bei meinem Ausscheiden noch nicht absehbar. Aber unabhängig davon standen diese einer guten Zukunft nicht im Wege. Man muss sich dazu nur die Wettbewerber vor allem in den USA ansehen. Die hatten ein Vielfaches an Rechtskosten zu verkraften und verdienen dennoch längst wieder prächtig. Das sind die Fakten.“
Der amtierende Konzernchef John Cryan hatte im vergangenen Sommer moniert, die Deutsche Bank habe nach der Finanzkrise 2007/2008 später als Wettbewerber begonnen, Probleme zu beheben: „Wir wären heute in besserer Verfassung, wenn wir das, was wir in den vergangenen zwei Jahren erledigt haben, schon vor sechs oder sieben Jahren getan hätten.“ Vizechef Marcus Schenck sagte jüngst dem „Handelsblatt“: „Vor und während der Finanzkrise haben wir (...) einige Dinge hinter dem Rücken unserer Kunden gemacht - das war sicher kein positiver Beitrag.“
Das muss die Deutsche Bank 2018 alles meistern
Der Wertpapierhandel und das Geschäft mit Börsengängen, Fusionen und Übernahmen war einst die Vorzeigesparte der Deutschen Bank. Nach der Finanzkrise und erst recht nach dem Abgang des ehemaligen Star-Investmentbankers Anshu Jain sanken jedoch die Erträge und das Institut läuft den großen US-Häusern hinterher. Die neue Doppelspitze aus Marcus Schenck und Garth Ritchie steht unter Druck, schnell Kunden zurückzugewinnen. Unlängst bat das neue Duo die Investoren öffentlich um Geduld; der Umbau der Investmentbank werde noch zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen.
Helmut Hipper, Fondsmanager bei Union Investment, einem der größeren Aktionäre der Bank, geht hart ins Gericht: "Die Deutsche Bank hat bei den Investoren zu hohe Erwartungen geweckt." Sie habe sich schlechter geschlagen als die Konkurrenz und müsse nun schnellstens aufholen. "Sonst muss man sich schon fragen: Funktioniert der Business-Plan?"
Wahrscheinlich komplexester Teil der von Cryan im Frühjahr ausgegebenen Strategie ist die Integration der Postbank. Nachdem der Verkauf des Bonner Instituts nicht gelungen war, soll sie nun mit der Privatkundensparte der Deutschen Bank verschmolzen werden. Damit entsteht mit rund 20 Millionen Kunden und einem Kundenvermögen von 325 Milliarden Euro ein neuer Riese auf dem deutschen Markt.
Mitte 2018 ist die rechtliche Zusammenführung geplant. Der Fusion werden in den kommenden Jahren Tausende Stellen zum Opfer fallen, vor allem bei der Postbank - wie viele ist noch unklar. Aber die Deutsche Bank hat kurz vor Weihnachten ein Freiwilligenprogramm aus der Taufe gehoben und will zunächst bis zu 1000 Mitarbeiter über Altersteilzeit und Abfindungen loswerden. Kündigungen sind bis 2021 ausgeschlossen.
Ein weiterer wichtiger Baustein in Cryans Strategie ist der Teil-Börsengang der Vermögensverwaltung, der im ersten Halbjahr 2018 über die Bühne gehen dürfte. Schätzungen von Analysten zufolge könnte der Verkauf von einem Viertel der Aktien der Deutschen Asset Management (DAM) zwei Milliarden Euro bringen.
Das erste Feedback potenzieller Investoren war verhalten, weil sich die Bank über das rechtliche Konstrukt der Kommanditgesellschaft auf Aktien Einfluss auch für den Fall gesichert hat, dass ihr Anteil sinkt. Das Team um DAM-Chef Nicolas Moreau wird einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen, damit der Börsengang ein Erfolg wird.
Auf Cryans persönliche To-do-Liste dürfte Aufsichtsratschef Paul Achleitner für 2018 Treffen mit den Großaktionären geschrieben haben. Das Emirat Katar, der hierzulande misstrauisch beäugte chinesische Mischkonzern HNA, der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock und der US-Investor Cerberus wollen umgarnt werden. Nachdem Cryan unlängst schon Ärger mit Achleitner bekam, weil er es terminlich nicht schaffte, zum Antrittsbesuch bei den Chinesen vorbeizuschauen, sollte ihm ein solcher Fauxpas nicht nochmal passieren. Zu deutlich wurde seitens der großen Geldgeber schon Kritik an Cryan laut als das Achleitner diese überhören könnte.
Aus dem Umfeld eines der größeren Anteilseigner sind deshalb warnende Töne zu hören - wenn auch hinter vorgehaltener Hand: "Achleitner hat einen Pakt mit den Großinvestoren geschlossen und wenn die ihm sagen, er soll Cryan fallenlassen, dann wird er das auch tun."
Auf die Frage, ob solche Kritik berechtigt sei, antwortete Ackermann: „Öffentlich mit dem Finger auf Vorgänger oder Nachfolger zu zeigen, ist nicht mein Stil.“ Er betonte: „Im Übrigen sprechen die Fakten lauter als Worte. In diesem Zusammenhang wird zum Beispiel oft übersehen, dass wir uns, anders als die meisten Wettbewerber, nach der globalen Finanzkrise jahrelang auch noch mit einer schweren Staatsschuldenkrise im Euroraum herumschlagen mussten, die viel Aufmerksamkeit für sich beanspruchte.“
Dass der Vorstand unter seiner Ägide das ehrgeizige Ziel einer Eigenkapital-Rendite von 25 Prozent vor Steuern ausgab, hält Ackermann auch rückblickend nicht für einen Fehler: „Ganz im Gegenteil, es war für die finanzielle Gesundheit der Bank unabdingbar. Nur eine Bank, die gut verdient, kann auch die Risiken tragen, die das Geschäft zwangsläufig mit sich bringt. Bei unseren Wettbewerbern lag die Messlatte schon längst so hoch.